Gut gebrüllt, Löwe!

Ich las „Kultur“ und schon ordnete ich das Thema dem Hoheitsbereich unserer doch recht erfolgreichen Kulturreferentin zu. Aber nein, ganz anders ist die Lage!

Seit Jahren gibt es eine Satzung; diese regelt, sie ist sogar lesbar. Um die Lese- und Schreibkultur sieht’s aber bekanntlich duster aus in unserem Lande.

Erneut kommt eine Gemeindeverwaltung mit uneinsichtigen, notorisch alles besser wissenden und heckenverantwortlichen Bürgern nicht zurecht. Es setzt sich dann jemand hin und fragt sich, wieso eigentlich. Und schon hat der Gemeinderat ein Thema, von dem er bis in die letzte Verästelung hinein etwas versteht. Bei Hecken kann jeder mitreden. Jeder hat eine und kennt einen, der eine hat und der tatsächlich zu doof ist, seine Verantwortung hierfür zu verstehen. Der weise Gesamtgemeinderat, voll im Thema und alles entscheidend, was ihm überhaupt so über den Weg läuft, dreht diesen altbekannten Toten Großvater paar Mal um und beschließt und verkündet. Diese BUV-Mentalität macht die Sache jetzt absolut lächerlich.

Eine Satzung gab man sich, damit sie auch im Zweifelsfalle gilt. Es gab und gibt keinen Grund, sie zu verändern. Sie ist verpflichtend. Übrigens: Basta! Es steht nicht zum Besten um das Kommunikationsklima innerhalb der Gemeinde. Übereinander wird viel geredet, miteinander weniger. Zur Sache selten.

Da sieht nun ein der Verwaltung nahestehender und zugleich umsichtiger Bürger, des Nachbarn Hecke hat die Satzung nicht gelesen! Ja sowas nein! Entweder ist dieser Bürger selbst bei der Verwaltung oder nur einfacher Bürger. Klandestin erzählt er dies dem richtigen heckenverantwortlichen Verwaltungsexperten, der macht daraus einen TOP für eine Gemeinderatssitzung und schon folgt ein richtiger Beschluss, natürlich Betroffenheit auslösend. Die Verwaltung ist nun endlich ermächtigt, etwas gegen nicht lesen könnende Hecken zu tun. Die Verwaltung hat sich also einen Persilschein geholt, gegen die zahlreichen Heckianer Krieg führen zu dürfen. Es wird besichtigt, ein Brief geschrieben, es werden Fristen gesetzt, es wird kontrolliert.

Es geht aber auch anders. Viele Gemeindebedienstete wohnen in der Gemeinde (vielleicht heißen sie deshalb auch so). Was spricht denn dagegen, bürgernah den Frevler, man kennt ihn normalerweise, wie auch den Heckenschützen, anzusprechen und ihm zu sagen, er möge doch bitte nicht mit seiner naturbelassenen Hecke so auffallen. Bei manchen Leuten braucht man zugegebenermaßen viel Geduld. Aber gleich den großen Prügel Satzung, Papier mit Behördenbriefkopf, Fristsetzung, Zwischenablage, Terminverfolgung und Pönale herauszuziehen… mit Sicherheit ist das behördensicher. Nicht aber von Erfolg gekrönt.

Eines ist aber bei Briefen der Verwaltung zu sehen, sie sind absolut fehlerfrei und korrekt geschrieben! Hier wirkt glücklicherweise das strenge Feingefühl eines Alt-BM durch. Es wäre aber schön, man schriebe solche Briefe, die wirklich etwas bewirken sollen. An die Bahn zum Dritten Aufzug, an die Polizei zur Verkehrslage Lindemannstraße … gab’s da nicht noch mehr?

Allein der Gedanke, bei mir klingelte ein hochkarätiges Mitglied der Verwaltung, wiese mich auf meine etwas zu sehr naturbelassene Hecke hin, macht mich hellwach. Es wäre mir überaus peinlich, angesprochen zu werden. Der Vorteil bestünde aber darin, ich lernte jemanden von der Verwaltung kennen und könnte meinen Beitrag leisten zu mehr Verständnis für die Belange unserer Verwaltung. Plötzlich grüßten sich Verwaltung und notorische Rummauler an der Verwaltung. Unvorstellbar? Der eine hat endlich seine Hecke geschnitten, der andere freut sich, einen Beitrag zur Umgangskultur geleistet zu haben.

Ich werde meine Hecke alsbald schneiden, ich werde mir doch nicht meinen eigenen Text um die Ohren hauen lassen.

Mit völlig neuem Blick in Sachen Hecken

grüßt Ihr JB

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