Und wieder ein Unternehmen (Steinmüller) weniger in Tutzing. Das könnte Methode haben. In den 70er-Jahren, so habe ich mir sagen lassen, wollten Bosch und Siemens in Tutzing „saubere“ Gewerbe hinstellen; also keine Kohlegruben oder Braunkohle-abbauaktivitäten. Dann wurde einer der größten Fahrzeug-Zulieferanten bei der Suche nach einem Standort für eine Entwicklungsabteilung abgeblitzt, weil der Anruf zur Frage eines Erstgesprächs während der Brotzeit kam. Vom Wegzug von Boehringer/Roche Diagnostics wissen alle. Zuletzt im Mai „musste“ ich hier berichten, dass die erfolgreiche Druckerei Molnar Tutzing in Richtung Wielenbach verlassen hat. Und jetzt Steinmüller! Die Steuereinnahmen  sind verloren und auch die durch die angekündigte Expansion des Unternehmens notwendigen neuen Arbeitsplätze werden wahrscheinlich nicht von Tutzingern besetzt werden. Ein herber Verlust.

Ohne Untnernehmen mit Arbeitsplätzen wird sich Tutzing zu einer Schlafstadt entwickeln, aus der die Beschäftigten überweigend auspendeln. Und ohne das Gewerbsteueraufkommen fehlt uns die notwendige finanzielle Gestaltungsfreiheit, Tutzing zu entwickeln. Dafür ist einfach Geld notwendig. Zwar liegt der im Verwaltungshaushalt 2017 angesetzte Betrag von 4,0 Mio. für die Einnahmen aus der Gewerbesteuer deutlich über dem Niveau wie vor dem Wegzug von Roche (2001); es könnte – und müsste – jedoch mehr sein.

Dabei wurde in der letzten Gemeinderatsperiode der Abstieg gestoppt. Es gelang, mit der W.A.F. Institut für Betriebsräte-Fortbildung AG ein großes, erfolgreiches Unternehmen anzuwerben. Die wollen in Tutzing expandieren, um neben Arbeitsmaterial in gedruckter Form auch Lernvideos zu produzieren und Webinare zu veransalten. Derzeit sind die neuen Medien in Feldafing untergebracht. Auch die Entwicklung auf dem ehemaligen Roche-Gelände macht Hoffnung. Zwar ist das FourSite noch nicht voll belegt, aber die beiden Bauvorhaben an der Ostseite der Bräuhausstraße werden dem Quartier ein Gesicht und nachfolgend Leben geben.

Tutzing hat keinen Ansiedlungsbeauftragten in Verwaltung, der sich um das Einwerben oder gar das Halten von Gewerbe kümmert. Der verstorbene Bürgermeister Rudolf Krug hatte einen jungen Mann eingestellt, der sich allerdings nicht bewährt hatte. Es ist die vorrangige Aufgabe des Bürgermeisters, Wege aus der unbefriedigenden Situation zu suchen, andere Gemeinde sind hier erfolgreicher.

Ein neuer Bürgermeister, genau beobachtend und hinhörend, sollte sich – ggf. mit Unterstützung – der Sache annehmen können.

 

One Reply to “Kein Platz für Gewerbesteuerzahler – zum Zweiten”

  1. Es sei bitte ein Hinweis erlaubt.
    Es war in den frühen 60ern, wohl weniger in den 70ern. Die eine Firma ist heute Weltmarktführer im Bereich Dentaltechnik, die andere genannte Firma ist mit Weißer Ware weltweit tätig. Vielleicht ahnte man damals bereits, dass derartige Größenordnungen nicht in den Landkreis passten und ließ die Leute ziehen, damit nicht solche Lücken gerissen werden wie durch den Wegzug von Roche.
    Die Initiatoren solcher Standortüberlegungen können nicht mehr befragt werden. Ohren- und Augenzeugen damaliger Ereignisse sind mittlerweile an einer Hand abzuzählen.
    HF

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