Das Schöne an Wahlzeiten ist, über dialektische Umwege sehr deutlich auf unser eigenes kommunales Betriebssystem hingewiesen zu werden. Kann jemand etwas nicht, besteht die Rettung aus dem Nichtskönnen darin, sich beraten zu lassen. Unternehmen tun das schon sehr lange mit klarem Ergebnis. Die Beratung schlägt die heutzutage unvermeidliche Teilung vor, in gute und schlechte Teile. Die schlechten werden an jemanden übergeben, der es dann seltsamerweise besser kann als der Abgebende. In der Regel bleiben dabei mehrfach die kleinen Leute auf der Strecke. Entweder zu schlechteren Konditionen oder zu gar keinen. Die eigentliche Ursache, jemand konnte nämlich nicht wirtschaften, geht dabei unter. Denn nach bewährtem Prinzip wird paar Jahre später erneut reorganisiert. Bis aus einer ehemaligen großen Einheit viele kleine wurden und auf dem Wege dahin etliche Wegelagerer sich die Taschen haben vollstopfen können. Wieso? Weil die Ursachen des schlechten Wirtschaftens nicht beim Namen genannt wurden. Bei diesen Teilungsprozessen gibt es nämlich viele Gewinner, die abkassierend gerne im Verborgenen bleiben möchten.

Die Deutsche Bahn, die Deutsche Post, das Gesundheitswesen, die Infrastrukturerhaltung waren in staatlicher Hand. Diese, angeblich und sogar tatsächlich unfähig (zumeist gesteuert von Regierungs- und Parlamentsmitgliedern), große und kleine Unternehmungen zu führen, besann sich auf das Rezept, Beratung durch zumeist Fachfremde in Anspruch zu nehmen. Schuld daran natürlich die Globalisierung, vorher war ja alles viel besser. Globalisierung gibt es seit über fünfhundert Jahren, nicht mehr jedoch über damalige Zeitzeugen beweisbar. Daher ist sie neu, die schlimme Globalisierung. Kennt etwa jemand diese unsichtbare Hand des Marktes? Die Politiker in den Parlamenten werden von Lobbyisten betreut, weil sie selbst überhaupt nicht mehr wissen, was unternehmerisches, weitblickendes Handeln und dafür verantwortlich zu sein, bedeutet. Es boomt das Beratergeschäft. Auch in der Gemeinde Tutzing?

Es mag ja sein, dass hervorragend verwaltet wird. Verlorene Pässe also in kürzester Zeit zurückerobert werden, Feldgeschworene und Personalweis-Aussteller brav ihre Arbeit machen. Aber die Gemeinde weit über den Tellerrand hinaus blickend in die Zukunft zu führen, das ist hiesigem Kommunalparlament etwas fremd. Bisher wurde vergeblich auf die berühmte Eingebung gewartet. Etliches der Gemeinderatsarbeit ist vergleichbar mit einem Montgolfier-Luftfahrzeug, nämlich getrieben durch Heißluft. Die Verwaltung solle über den Tellerrand schauen, der Gemeinderat auch. Der Tellerbeschaffungsauftrag wird EU-weit ausgeschrieben, damit man den preisgünstigen Teller erhält, über dessen Rand geschaut werden kann. Wieso kommt niemand auf die Idee, Teile des Gemeinderats und der Verwaltung so zu ertüchtigen, dass Fragen der unmittelbaren Zukunft oder gar der mittelbaren Zukunft selbst erkannt und dann noch auch einmal ohne fremde Beratung gelöst werden können? Auf dem fassbaren Niveau zu fällender Bergahorne werden zwar Ausblicke geschaffen, nicht aber solche, auf die unsere Nachfahren einmal stolz sein können.

Der Bundestag ist zu durchschnittsalt und daher zu müde, der Republik Konzepte anzubieten; es wird gewurschtelt bis hin zu Wahlen oder zur Findung der Schuldigen im Ausland. Der Tutzinger Gemeinderat ist auf ähnlichem  Niveau angekommen, welches sehr überschaubar ist. Professionelle Zukunftsleistung sieht anders aus als das erlebte Flickwerk und duckmäuserische Verhalten hiesiger Politikmacher. Schönheit nur zu verwalten und dies bis zum Zustand der Leblosigkeit, wird dann so aussehen wie die Bahnhöfe an der einst schönsten Bahnstrecke Bayerns, der Torfstrecke Murnau-München. Man beruft sich häufig auf den König und übersieht dabei, dieser baute nicht nur Schlösser. Er ließ auch die schönsten Bahnhöfe entlang dieser Strecke bauen. Die Privatisierung lässt nun grüßen. Möge sich ein jeder die Bahnhöfe anschauen, dann weiß er auch, was dem weiteren Gesicht der Gesellschaft blüht!

Ein Grund also für den Gemeinderat (ein Gremium mit angeschlossener Verwaltung), sich über die Entwicklung der Gemeinde Tutzing einmal etwas mehr den Kopf zu zerbrechen und gegen die Obrigkeit zu löcken. Das erfordert allerdings eine andere Rückgratelastizität als die Festlegung von angeschliffenen Randsteinerhöhungen oder gar den Stellplätzen von Bergahörnern und Ganzjahresparkplatzgebührenautomatenabkassierzeiten.

In der großen Politik werden laufend Gipfelgespräche und Gipfeltreffen erwähnt. Was hier in Tutzings Hauptstraße und am Bahnhof passiert, ist bereits der Gipfel! Wir beginnen Starnberg zu übertreffen.

Es grüßt Ihr Josef Bimslechner

One Reply to “Tutzing ….. und nun?”

  1. Schon mutig, der Bimslechner; kommt er wohl aus der Zeit eines Blasius oder Streiflichts und des Glaubens, steter Tropfen höhle irgendwann den Stein. Da kennt er aber den Gemeinderat schlecht! Liest sich schön, der jüngste Bimslechner, verleitet aber zu seltsamen Schlüssen. Durch die Bimslechners zieht sich wie ein Roter Faden die uneingeschränkte Begeisterung für hiesigen Gemeinderat. Hat unser Bimslechner immer noch nicht verstanden, dass dieser Gemeinderat sich nicht selbst wählte? Dieser wurde von Tutzings Wählern durch Verleih deren Stimme gewählt, eben nicht aus sich heraus! Und somit ist er ein Abbild Tutzings und dort residierender Heiliger.
    Will er jemanden ärgern, trifft die Geschichte mit dem Tellerrand immer zu. Erstaunlich nur, dass er nicht die bewährteren Beschreibungen wie Kirchturm-Politiker oder Flachweltler nutzte. Flachweltler sind derzeit überall auf dem Vormarsch, was er wohl vergessen hat oder aber es bei ihm noch nicht ankam. Den Bimslechner meine ich so zu verstehen, sowohl der Tutzinger Liste als auch des Lesens kundigen Tutzingern einen Spiegel vorhalten zu wollen. Der Spiegel müsste bald erhebliche Sprünge erhalten oder blind werden. Es werden immer wieder die gleichen Inhalte angesprochen, es geht aber einfach nichts voran. Bahnhof, Andechser Hof, Seehof, Schulhof … überall absolut Tote Hose. Bimslechner muss aber aufpassen, dass er sich nicht einen Wolf schreibt. Trotzdem: Weiter so! Motto ist ja bekannt und jedermann weiß Bescheid, wohin der Slogan führt. Nämlich weiter so.
    Und aus gutem Anlass: Kirchturmpolitik kann auf Tutzing gar nicht zutreffen. Denn sonst würden die vom Kirchturm Herunterblickenden feststellen, in welch desolatem Zustand die direkt unterhalb der Kirche sich befindliche Grundschule ist, sogar täglich die Kinder gefährdend. Sieht denn ein die Schule überblickender Gemeinderat das nicht? Dort sollte sich der Bimslechner mal auf die Lauer legen, die Gemeinderäte in Ausübung ihres Gewissens beobachten und dann direkt ansprechen! Und nicht nur verbal per Internet auf den anderen Höfen herumhacken.
    HF

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