Sie wachsen wie Unkraut aus den Parlamenten, obwohl sie niemand braucht. Sie glauben, dass Heimat in Schleswig-Holstein oder in Bayern ist, neuerdings auch in Berlin. Bei Heimat fallen ihnen Sätze ein wie „wo ich verwurzelt bin“ oder „wo ich aufgewachsen bin“ und schon wird Heimat zum Brandzeichen dieser Minister. Aber was ist Heimat wirklich? Ist es der Ort, wo ich geboren oder wo ich geborgen bin? Sind alle vertriebenen Deutschen seit siebzig Jahren heimatlos?  Sind die Menschen aus allen Landen, die aus Not oder als Abenteurer in fremde Länder gingen, wie hunderttausende Deutsche nach Amerika, seither heimatlos?

Unsere Heimat ist da, wo wir sind. Wir tragen die Heimat in uns. Nach Bayern verschlagene Preußen landeten im Jodlverein, nach Berlin Verschlagene verteidigen irgendwann Berliner Weisse. Wozu brauchen die alle einen Heimatminister? Diese scheinen noch nicht gemerkt zu haben, dass Heimat in den letzten 50 Jahren „größer“ geworden ist. Zum Beispiel von Traubing oder Giesing über Bayern nach Deutschland und Europa. Unsere Heimat ist Europa – inklusive Traubing oder Giesing. Wir brauchen keine Heimatminister, sondern Europaminister. Wir brauchen bei aller Sprachverschiedenheit, allen so anderen Highlights der regionalen und nationalen Küchen, aller Wetterverschiedenheiten und aller anderen Augenfarben, Teints und Vorlieben endlich Europaminister, die uns das Glück vor Augen führen, in Europa eine seit 73 Jahren friedlich wachsende Heimat bekommen zu haben, von weitsichtigen Politikern gewollt, von klugen Politikern gemacht und geschützt. Kein Heimatminister war darunter. Wir müssen unseren Ministerpräsidenten zwischen Sylt und Zugspitze und auch Frau Merkel sagen, dass wir diesen kleinstaatlichen Firlefanz nicht akzeptieren.

2 Replies to “Überall: Heimatminister”

  1. Chapeau und besten Dank an die TL-Redaktion. Diese Würdigung und das Bekenntnis zu einem trotz aller Vielfalt und Meinungsverschiedenheit geeintem Europa ist heutzutage existenziell wichtig. Wir sollten den Politikern der Nachkriegs-Ära für ihre Weitsicht dankbar und heute stolz darauf sein, diese Jahrzehnte des Friedens gemeinsam erreicht zu haben. Tradition und kulturelles Erbe verpflichten uns aber auch zu gegenseitiger Wertschätzung und Bewahrung der Individualität in der Gemeinschaft, eine Normierung wie bei den Gurken ist damit nicht gemeint, sondern das Bestreben, politisch klug als selbstbewusste Europäer zu agieren, denn wir reden nicht nur über krumme Gurken, sondern auch über Umwelt-Probleme weltweit und deren Auswirkungen, die auch good old Europe beeinflussen. Der Begriff Heimat ist dabei der Gartenzaun, über den man drüber schauen oder auch mal springen muss.
    Allseits Frohe Ostern
    OLe.

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