Der Artikel in der SZ vom 19.09.2017 über den Golfplatz Feldafing stimmt dann doch nachdenklich: Erholungsflächen und insbesondere Golfplätze wie z.B. das europaweit bekannte Golfgelände Feldafing dürfen keinesfalls mehr mit Pflanzengiften wie Glyphosat behandelt werden*; es wird sogar peinlichst darauf geachtet. Warum aber dürfen umliegende Felder und Ackerwiesen bedenkenlos mit Pflanzengiften kultiviert werden? Einfacher: Ist ein Spieler besser dran als ein Konsument belasteter Grundnahrungsmittel? Gilt zweierlei Maß?

Die Meldungen unterschiedlichster Medien haben eine gleiche Grundausrichtung: Um Glyphosat kommen wir nicht herum. Da mögen noch so viel Studien gekauft oder verkauft worden sein, Glyphosat wird mittlerweile ungeniert als systemrelevant beschrieben.

Der Fatalismus, mit dem jetzige EU-Handelsbeauftragte an das Thema herangehen, dürfte sehr bedenklich machen. Es sieht so aus, dass eine „Augen zu und durch“-Haltung erfolgversprechend erscheint, denn auch Bundespolitiker wollen mit der Angelegenheit nichts mehr zu tun haben. Sämtliche europäische Behörden haben auf Gleichklang geschaltet; lediglich die Experten der WHO warnen unentwegt. Die suchtartige Abhängigkeit der Agroindustrie dürfte der Grund dafür sein, mittlerweile von der Systemrelevanz zu sprechen. Würde Glyphosat in Europa verboten werden, müsste die EU auch den Import von glyphosathaltigen Futtermitteln unterbinden. Europas Massentierhaltung hängt davon ab, ein Milliardenmarkt wird in seiner Substanz gefährdet.

Es wäre von Vorteil, entsprechende Studien der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages stünden endlich öffentlich zur Verfügung.
Wer sind die Eltern aller Glyphosate? Die in den Kriegen entwickelten Chemiewaffen und Nervengase! Und nun scheint Krieg gegen die Natur und den davon abhängigen Menschen geführt zu werden. Unsichtbar und höchst ertragreich über Finanzplätze!

Kenner der Lage sprechen mittlerweile vom dringend erforderlichen enkeltauglichen Lebensstil. Ohne jetzt für Bio-Märkte, oder wie diese auch heißen mögen, Werbung zu betreiben: Es entwickelt sich eine Bewegung! Die allerdings noch nicht so stark und auffallend ist, dass Teile der Bundesregierung bereit sind, Sorgen der immer größer werdenden Schar Nachdenklicher zur Kenntnis zu nehmen. Es sieht so aus, dass politisches Abwiegeln erfolgversprechender aussieht als einfaches Hinhören und Verstehen wollen.

Werden nun, nach der Wahl zum Bundestag am 24.09.2017, völlig neue Einstellungen und Erkenntnisse zutage treten? Das Thema muss regional werden und die Stunde der vielen Wahrheiten näher rücken.

Wir bleiben dran… wer macht mit?

GBF

(* Auszug aus der Website des Bayr. Landesamtes f. Landwirtschaft: „Daher sind zwar z.B. für Golfplätze und Sportplätze keine „Spritzgenehmigungen“ mehr notwendig, allerdings zählen Golfplätze und Sportplätze zu den Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind (§ 17 PflSchG). Deshalb dürfen auf diesen Flächen nur Mittel ausgebracht werden, die speziell dafür vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit genehmigt und vor allem vom BVL auf der § 17-Liste veröffentlicht wurden (Hier die Liste: Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind )

Weiterführende Links:

Glyphosat: Was du über das Unkrautvernichtungsmittel Roundup wissen solltest

7 Replies to “Glyphosat und um Glyphosat herum…”

  1. Aktueller Hinweis: Heute, 6.10.17, auf 3Sat 21.00 makro-Magazin mit dem Thema
    „Schöne neue Landwirtschaft? – Die Bayer-Monsanto-Fusion“
    ansonsten abrufbar in der Sender-Mediathek

    MfG OLe

  2. Aus sehr aktuellem Anlass muss ein Zusatz zum Artikel Glyphosat gebracht werden. CETA ist seit einigen Tagen zwischen Kanada und der EU vorläufig inkraft gesetzt, lediglich die bisher und weiterhin strittigen Fragen zum Investorenschutz (Klage auf entgangene Gewinne ggü. Nationalen Regierungen) sind nicht geklärt.

    Was das nun für uns als Konsumenten bedeutet?
    Kanadischer Zuchtlachs, genbehandelt, stark antibiotikabelastet, ist kaum noch von echtem Lachs zu unterscheiden. Die Importeure sind nicht verpflichtet, auf die Herkunft zu verweisen.

    Vermutlich wird die Presse in den nächsten Tagen das als Lebensmittelskandal aufgreifen. Oder, was wahrscheinlicher ist, totschweigen. Lebensmitteldiscounter werden hingegen mit hochattraktiven Lachspreisen werben und auf die Unkenntnis der Verbraucher setzen. Es war allerdings absehbar, dass Kanada im Falle CETA keine Verwandten kennt, wenn es um die Durchsetzung eigener Handelsinteressen geht.

    Ein weiterer Hinweis ist bedeutsam. Die französische Regierung spricht bisher als einzige vom Verbot des Pflanzengiftes Glyphosat ab Beginn 2018. So entwarnend sich das anhört, es ist allergrößte Skepsis angesagt. Frankreichs Bauern waren zur Durchsetzung ihrer aus deren Sicht an die Substanz gehenden Maßnahmen noch nie zimperlich, was den gewaltsamen Widerstand gegen Regierungsentscheide anging. Das führte in der Vergangenheit immer zum Rückzug der Regierung.

    Es gilt also, die Ankündigung der Regierung sehr genau zu verfolgen. Die französische Regierung beginnt darüberhinaus bereits „nachzudenken“, da sie nicht mit dem Wahlerfolg der deutschen FDP rechnete, deren Haltung in Sachen Pflanzengifte eindeutig pro Glyphosat ist.

    Hier wird es also außerdem zum Kräftemessen zwischen Frankreich und Deutschland kommen. Die Haltung der bayerischen Regierung dürfte in dem Falle auch von Bedeutung sein; sie stellt schließlich den Agrarminister. Die Kanzlerin sprach sich ebenfalls für Glyphosat aus. Die jetzige Regierung sorgt dafür, dass das Thema Glyphosat wegen der Nebenwirkungen (fragen Sie Ihren Politiker!) gar nicht erst in die Öffentlichkeit kommt.

    Die Lage erscheint verworren und es wird alles getan und nichts unterlassen, den Konsumenten im Ungewissen zu halten. Schließlich soll er ungestört konsumieren können.

    Wir halten Sie aktuell.
    GBF

    1. Gute Darstellung lieber GBF, vielen Dank.
      Bereits im Frühjahr wurde anlässlich einer Tagung der Evangelischen Akademie auf die massiven Gefahren CETA und die Ignoranz durch namhafte Politiker hingewiesen.
      Wer mehr wissen will, hier ein Link aus derzeit noch unverdächtiger ZEIT (21.09.17),
      http://www.zeit.de/2017/39/ceta-kanada-handelsabkommen-genmanipulation-fisch

      Der entscheidende Satz am Schluss des Artikels:
      … Greenpeace hat die Folgen des unterschiedlichen Umgangs von Europäern und Kanadiern mit der Landwirtschaft und den Nahrungsmitteln erforscht. Das Fazit der bisher unveröffentlichten Studien der Organisation, die der ZEIT vorliegen: Kanada habe deutlich „schwächere Standards im Bereich Lebensmittelsicherheit und Agrarwirtschaft“ und setze „sehr viel stärker auf den Einsatz von Chemikalien und gentechnisch veränderten Organismen“. Und das wiederum werde von der Industrie bewusst genutzt, um auch anderswo die Standards zu drücken. …

      Etliche Tutzinger zahlen Spenden an Greenpeace und foodwatch. Schließlich ist Thilo Bode hier nicht unbekannt, er ist ein Kind des Landkreises. Das Zahlen von Spenden und Jahresbeiträgen entbindet aber nicht davon, hiesigen Politikverantwortlichen deutlich zu sagen, was von der Feigheit und Unbedarftheit einzelner Politiker gehalten wird.
      Tja, und wer macht nun mit? Mitmachen durch Spenden an Greenpeace und foodwatch? Das ist zu wenig! Die erprobte Lichterkette um den Andechser Hof sollte verlegt werden um das Rathaus, wenn dortiger Gemeinderat sich mit Glyphosat und der Haltung des CSU-Industrieagrarministers befasst. Auch dann, wie schon erwähnt, wenn Glyphosat als systemrelevant entschuldigt wird.
      HF

  3. Wir bleiben dran … wer macht mit?
    Niemand wird mitmachen!
    Seit der letzten Landtagswahl steht das Thema sichtbar auf der Tagesordnung, eine mittlerweile gewählte Landtagsabgeordnete warb bereits damals plakatwirksam für Glyphosat, ohne zu wissen, was Freihandelsverträge überhaupt beinhalten. Die CSU steht die Reihen fest geschlossen hinter Glyphosat.

    Die Antwort hat doch der TL Pressereferent bereits gegeben. Glyphosat ist systemrelevant, wie so manche Bank, die 2008 abwartend gut überstanden hat. So werden wir auch die Krücken zum Überleben im Kampf gegen den Hunger mit Leichtigkeit ertragen.

    Die Grünen verzetteln sich in zentral vorgegebenen Themen. Was ist von denen in Tutzing eigentlich noch zu erwarten? Die Freien Wähler erkennen fair trade und glauben, damit die Welt vor der Vergiftung bereits gerettet zu haben.

    Der Tutzinger selbst zeigt keinerlei Interesse am Geschehen, die Verwaltung düngt die öffentlichen Beete halt nur noch mit Wasser und das dürfte als Alibi genügen.

    Wenn schon Verwaltung und Gemeinderat des ehemaligen ödp-Bürgermeisters unablässig gedenken, dann sollten sie sich auch daran erinnern, dass er der einzige Rufer in der Wüste war und hoffnungslos alleine in seinem Kampf gegen die Vergiftung der Umwelt dastand.

    Es wäre schön zu lesen, die Tutzinger Liste machte sich endlich einmal auf, Verbündete zu finden. Gesucht wurde nämlich genug. Jetzt muss gefunden werden. Was sagen denn die Schulen dazu, die Lehrer? Alles völlig unbeackerte Flächen .
    Der Gemeinderat kann doch mal sein verstecktes Umwelt-Fähnchen hochziehen, dieses im aufkommenden Sturm flattern lassen und beweisen, dass er nicht nur aus Grundstücksbetrachtern besteht.
    Wer macht dort mit, wo bleibt die Vorbildfunktion der von der Verantwortung gebeugten Gemeinderäte?
    HF

  4. Ein super geschriebener Artikel! Könnte von der ÖDP stammen 🙂 . Spaß beiseite: In diesen Fragen wissen wir uns Seite an Seite. Und es wäre prima, in Tutzing wieder einen Bürgermeister zu bekommen, der ökologisch über den eigenen Tellerrand hinausblickt. Freundliche Grüße!

    1. Bravo, Frau Blume-Hedemann,
      dem kann man nur zustimmen. Dieses Thema ist im Wahlkampf-Getümmel komplett untergegangen. Frankreichs Regierung kündigt Glyphosat-Verbot an, siehe Münchner Merkur von heute – was tun wir ???

      Mit freundlichen Grüßen

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