Tempo 30 in der Bahnhofstraße, so lautete der Empfehlungsbeschuss an den Gemeinderat, den der Umwelt-, Energie- und Verkehrsauschuss in der Sitzung am 20.02.2018 unter der Leitung der Ersten Bürgermeisterin Marlene Greinwald mehrheitlich fasste. Dies entsprach einem Antrag der Initiative „Rettet die Bahnhofstraße“, die auch unter den Besuchern vertreten war. Zuvor wies die Verwaltung drauf hin, dass verdeckte Geschwindigkleitesmessungen über einen Zeitraum von acht Tagen eine Beanstandungsquote von nur 0,41% ergeben hätten: von 25.283 gemessenen Fahrzeugen fuhren 100 Fahrzeuge schneller als die erlaubten 50 km/h. Die ablehnende Haltung der Starnberger Polizei überzeugte nicht, ebensowenig das Argument, entlang von Buslinien sollen keine Geschwindigkeitsreduzierungen erfolgen. Angesichts der Vielzahl der Schüler, die sich oft pulkartig durch die Bahnhofstraße bewegten, fand Tempo 30 schließlich die Mehrheit der Ausschussmitglieder – auch vor dem Hintergrund, dass Tempo 30 vor den Schulen in der Hauptstraße nunmehr angeordnet wird. Die Beschilderung wird lt. Verwaltung ca. 8.000 Euro kosten, Änderungen der Vorfahrtsregelungen sind damit nicht verbunden. Der weitergehende Antrag der Fraktion der GRÜNEN, eine Tempo 30-Zone für die Straßen zwischen der Bahnlinie und der Hauptstraße einzuführen, war zuvor abgelehnt worden. Hier, so meine Meinung, müssen verkehrskonzeptionell noch Hausaufgaben gemacht werden, bevor über eine derart weitreichende Maßnahme mit konsequenter Einführung der Links-vor Rechts-Regel entschieden werden kann.

Weitere Punkte der Sitzung:

  • Die Beteiligung an der Solarkampagne des Landkreises Starnberg im Jahr 2019 mit den Basisbausteinen des Programms (lt. vorgelegtem Merkblatt) wurde beschlossen und die Verwaltung beaufgtragt, dies beim Landratsamt anzumelden. Das hielten alle Ausschussmitglieder für eine gute Sache. Darüber hinaus  war ich der Meinung, flexibel entsprechend des Interesses der Bürgerinnen und Bürger weitere Bausteine anzubieten, z.B. Vorträge über „PV Batteriespeicher“ oder „Elektromobilität in Kombination mit PV“. Meine Ratskollegin Brigitte Grande sicherte bei der Konzeption der Solarenergie-Austellung ihre Unterstützung zu.
  • Zur grundhaften Sanierung der Ortsdurchfahrt gab die Bürgermeisterin einen Überblick über den aktuellen Sachstand einschl. des Bürgerforums am Tag zuvor. Neu hätte sich ergeben, dass vor der Abwägung zwischen der Lösung für den Verkehrsknotenpunkt Hauptstraße/Bernieder Straße/Lindemannstraße durch Kreisel oder Einmündung in der Sitzung des Gemeinderats am 6. März 2018 noch Besitzverhältnisse geklärt werden müssen; die Flächen liegen z.T. auf Privatgrund. Hinsichtlich der möglichen Mehrkosten des Kreisel soll ein Brief an das Innenmisterium gerichtet werden. Weiterhin wurde angekündigt, dass es im Juni ein weiteres Bürgerforum zu Gestaltungsfragen einschl. der Oberflächen geben wird.

7 Replies to “21.02.: Bahnhofstraße mit Tempo 30”

  1. Nachdem die geschätzten Kommentatoren ja immer sehr viel Wert auf korrekte Fakten legen, sei folgender Hinweis gestattet:
    Die Aktion „Rettet die Bahnhofstraße“ ist keine Behringer Aktion. Er hat uns zwar anfangs fachlich unterstützt, aber angestoßen wurde sie von einer Anwohnerin, der sich dann weitere Anwohner angeschlossen haben.
    Tempo 30 ist für ihn nach eigenen Worten auch kein primär erklärtes Ziel gewesen. Er denkt mehr an Rückbau der Straße, Öffnung und Ausbau der Bräuhausstraße und ähnliche langfristigen Ziele.
    Aber Anwohner, die den täglichen Wahnsinn hier erleben, wollten kurzfristige, realistische und vor allem sofort umsetzbare Verbesserungen erreichen. Vertreter der „Aktion Rettet die Bahnhofstraße“ sind deshalb mit dem Antrag Tempo 30 einzuführen, an die Gemeinde herangetreten.
    Unser Antrag wurde dann zuerst im Verkehrsausschuss letzten September und jetzt am Dienstag mit großer Mehrheit positiv handelt.
    Tempo 30 wird den wahrscheinlich am meisten benutzten Schulweg Tutzings sicherer machen. Es wird hoffentlich nicht mehr so viele Unfälle geben, wie die 44 der letzten Jahre und für uns Anwohner sollte sich eine Reduzierung der Lärmbelästigung ergeben.
    Ein Ergebnis über das wir uns alle freuen könnten..

    1. Sehr geehrter Herr Vahsen,
      Ihr letzter Satz steht im Konjunktiv .. folglich sehen auch Sie den Empfehlungscharakter. In Tutzing wurde schon sehr viel empfohlen, was dann auf dem Boden irgendwelcher Tatsachen unerklärlich zusammenkrachte.
      Hier ist nun jeder Gemeinderat aufgefordert, sein Votum gegen die Empfehlung präzise und protokollfest zu begründen, damit die Nachfahren wissen, wem sie die Entwicklung zu verdanken haben.
      HF

      1. Ja, da haben Sie leider Recht, lieber Herr Fulczyk. In den Tutzinger Nachrichten 12/2012 kann man sogar nachlesen, dass damals die Gemeinde eine Verkehrsplanung erstellen liess, die Tempo 30 für alle Strassen außer den Durchgangstraßen vorschlug. Die vorgeschlagenen Maßnahmen wurden von den Mitgliedern des Verkehrsausschusses im Grundsatz einstimmig bewürwortet. (Zitat aus TN).

        Nur leider nicht umgesetzt.

        Aber die Zeiten und Einsichten ändern sich. Der Verkehr, die Unfälle, die Zahl der gefährdeten Passanten/ Schüler haben deutlich zugenommen.

        Wir alle hoffen daher, dass die Vernunft siegt und der Empfehlungsbeschluss des Verkehrsausschusses vom Gemeinderat bestätigt wird und dann umgesetzt wird.

        1. Danke für das Verweisen auf vergangene Zeiten, lieber Herr Vahsen. Viel Geld wurde damals vernichtet!
          Diesbezügliche Protokolle der Gemeinderatssitzungen wären sehr hilfreich und ersparten viel Aufwand, gäbe es sie denn und hätten sie jemals aussagefähigen Charakter. So also sprangen – wie schon mehrfach – die Tutzinger Nachrichten mit ihrer präzisen Berichterstattung in die Bresche.
          Die Sitzung ist mir noch in sehr guter Erinnerung, eine Sternstunde damaliger Kommunalpolitik. Nahtlos schlossen sich jetzige Diskussionen an; gleiche Präzision, gleiche Machart!
          Die Einsichten werden sich erst ändern, sind die Gemeinderäte aufgefordert, ihre Entscheidungen faktenbasiert zu begründen und im Protokoll festhalten zu lassen. Solange Gemeinderat und Rathaus alleine festlegen, was unter Vernunft zu verstehen ist, geht’s in Tutzing zu wie auf hoher See oder vor Gericht. Man ist in Gottes Hand.
          Die gesamte Bahnhofstraße sollte sich die Ratssitzung nicht entgehen lassen.
          HF

          1. Nun, bei der letzten Sitzung hatte ich den Eindruck, dass man sich vernünftigen Argumenten nicht mehr verschliessen wollte. Im Gegensatz zur Diskussion im September, wo noch ein Gemeinderat stichhaltig meinte – nach so einem Schild richtet sich eh keine Sau – wurde letzten Dienstag sachlich und vernünftig diskutiert, unter der Leitung der neuen Bürgermeisterin.

            Natürlich werden wir von der Bahnhofstraße wieder dabei sein.

  2. Was ist denn da los? Plötzliche Vernunft? Sich langsam durchsetzende Vernunft? Doch wie gewöhnlich in Tutzing erfahren wir auch hier wieder nur die halbe Wahrheit: Bei 30 km/h wird die Straße leiser für die Anwohner, gut so. Und natürlich wird sie sicherer für die 800 Schüler, die da täglich runter und rauf gehen. Prima. Was aber auffällt: Es können nicht die 0,41% der Schnellfahrer gewesen sein, die den Gesinnungswandel im Verkehrsausschuss auslösten, noch dazu, wo Frau Bürgermeister annimmt, dass es sich dabei um etliche Notfalleinsatzfahrten handeln könnte – was bei einer Krankenhauszufahrt ja nicht unbedingt unerwartet kommt.
    Nun also werden täglich 6.000 Fahrzeuge von 50 auf 30 gebremst. Abgesehen von den 0,41%, von denen zu erwarten ist, dass sie sowieso schneller sind oder sein müssen. Denn die ganze Wahrheit heißt: 50 km/h ist überall zu viel, wo ein hohes Fußgängeraufkommen herrscht. Diese Wahrheit spricht keiner aus, denn die Folgen gefallen vielen nicht: Wozu habe ich ein Auto gekauft, wenn ich nicht Gas geben darf? Und siehe: Polizei, Landratsamt, Verkehrsbeauftragte stimmen begeistert zu. Schließlich fahren sie, fahren wir ja alle Auto…
    Deswegen: zuerst mal Gratulation den offenbar sechs realistischen Mitgliedern im Verkehrsausschuss und jenen, die da immer schon bohrten wie Bernd Pfitzner, Behringers Aktion „Rettet die Bahnhofstraße“, der Elternbeirat von Gymnasium und Realschule und der Radfahrer-Club.
    Und zweitens merken Sie sich den Satz: 50 km/h ist überall zu viel, wo ein hohes Fußgängeraufkommen herrscht. Auch von der Neustätter Straße bis zur Dreifachturnhalle.
    Helge Haaser, Passau
    PS: Die im Beitrag von Herrn Dr. Behrens Ramberg genannten 3.000 Autos der Bahnhofstraße sind wie gewohnt auch nur die halbe Wahrheit. Die Messung erfolgte einseitig, der Gegenverkehr wurde nicht erfasst. Insgesamt befuhren 6.000 Autos die Bahnhofstraße und 16.000 die Hauptstraße. Das sieht dann schon wieder anders aus, oder?

  3. Es ist schon beeindruckend, was in der großen und in der kleinen Welt alles möglich ist. In der großen Welt empfiehlt der weltweit bekannte Präsident Trump, zur Abwendung weiterer Attentate die Lehrer in den Schulen zu bewaffnen.
    In der kleinen Welt beschließt ein Gemeinderat, nachdem die Vorschriften- und Empfehlungslage klarer denn je ist, dieser nicht einvernehmlich zu folgen. Der hausgemachte Fleckerlteppich 30km/h (Hinweis eines Grünen Rates) ist eine Lachplatte schlechthin. Die Aufmerksamkeit der Autofahrer werde zu stark beansprucht! Fahren denn hier nur des Lenkens Unkundige herum? Die 30er-Regelung vor den Schulen kann gar nicht mehr wegentschieden werden!
    Die Expertenvorstellung zu Kreiseln ist eindeutig und damit unbestreitbar; wieso wird in Tutzing erneut darüber diskutiert, als ob die Erde eine Scheibe sei? Die Möglichkeit einer klaren politischen Willensbildung im Tutzinger Gemeinderat wird ggü. der Bevölkerung immer mehr verspielt, da keinerlei nachvollziehbaren Linien folgend.
    HF

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