Da findet in Tutzings Politzentrum eine Explosion statt und man hört keine Sirene. Eine erste Meldung bringt die SZ in ihrer Online-Ausgabe am 11. Mai 2018. Die „Tutzinger Liste“ veröffentlicht die Sensationsstory in Tutzing als erste auf ihrer Internetseite. Dann schreiben Merkur und SZ verblüfft Berichte und Kommentare. Am Schluss bringt Tutzings neue Plattform „vorOrt.news“ eine ausführliche Recherche… wie gesagt: zum Schluss. Keine Leserbriefe, keine Bürgerkommentare, keine hörbare Häme bei den anderen Gruppen im Rathaus. Absolut nix. Keinerlei Reaktion. Da bin auch ich sprachlos.
Denn immerhin drohen ein Ex-Bürgermeister, eine amtierende zweite Bürgermeisterin und einer der profiliertesten Gemeinderäte der CSU unverhohlen damit, ihre alten, vergilbten Parteiausweise zurückzugeben. Aus der Partei auszutreten. Sie drohten dies in einem offenen Brief an ihren Landesfürsten Horst Seehofer. Sie machten ihn und seinen Apparat verantwortlich für eine unverantwortliche, unmoralische, geschweige „christliche“ Behandlung der Flüchtlinge. Sie erinnerten sich wohl der Jesus-Worte „was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Sie ließen durchblicken, dass sie lieber Merkels „wir-schaffen-das-CDU“ wählen und für sie Verantwortung übernehmen würden, als weiter einer absolut unchristlichen Abschiebepartei zu dienen.
Irre. In Altbayern. Nicht irgendwelche „Gutmensch-Verdächtige“, sondern echte, aktive CSU-ler. Die sich aber wegen des „C“ im Parteinamen jetzt schämen. Zu Recht.
Die SZ mutmaßt, dass viele an der „Basis der Partei“ so denken. Ich zweifle daran. Man hört keinen Beifall aus der Basis. Sie ducken sich alle weg. Sie stellen sich taub und stumm.
In Italien funktioniert es schon: Zwei rechte, populistische, unchristliche Parteien stellen nun die Regierung. Das Schweigen all unserer Lämmer und Rindviecher lässt erwarten, dass in Bayern demnächst auch eine Regierung aus (C)SU und AfD akzeptiert würde. Schweigend – fürchtet Euer
Franz Bimslechner
Lieber Bimslechner Franz,
warum so ungeduldig? Wo leben Sie eigentlich? Man brauchte über zwei Jahre, die Entwicklung zu begreifen. Wären die Akteure nun in der Mitte des politischen Lebens, bräuchten sie wiederum zwei Jahre, sich mit dem Gegenkurs zu beschäftigen. Da hat wohl nicht ohne Grund und von langer Hand der “Konservative Revoluzzer” Dobrindt die Weichen auf konservativ gestellt, wohlwissend, wie sein eigener Landkreis und vor allem sein Nachbarlandkreis denkt. Die erstaunlich zurückhaltende Kommentierung durch unsere Vierte Gewalt, der Presse, kann nur einen Grund haben: Diese Entwicklung geht dem seit paar Tagen drittbeliebtesten Landkreis der gesamten Republik am Dings vorbei.
Der Himmel ist blau, ab und zu haben wir segelgeeigneten Ostwind und die meisten Cabrios aller Landkreise. Wen interessiert denn da ein bestelltes Rumoren in der CSU? Niemanden!
Aber immerhin, es wurde mal von einem Mitglied des Bimslechner-Clans aufgeschrieben und nun wartet man energisch ab, was passieren wird.
Nichts wird passieren, das war schon immer so und wird auch so bleiben. “Weiter so” ist das Rezept erfolgreicher Politiker; “Aussitzen” nennt der kleine Mann das!
HF