Der erste Spatenstich zum Kölner Dom wurde am 15. August 1242 dokumentiert. Am 15 Oktober 1880 verkündete die Dombauhütte die Fertigstellung der „Hohen Domkirche St. Petrus zu Köln“: 638 Jahre haben die Kölner interessiert zugeschaut, was da geschieht. Und wir regen uns auf, weil das einst so beliebte Hotel Seehof seit ein bisserl über 20 Jahren und der Andechser Hof erst seit fünf Jahren darauf warten, uns in neuer Pracht zu empfangen. Oder eben nicht.

Haben wir ganz vergessen, wie lange die Wiedergeburt des Hotels Simson auf sich warten ließ? Und lässt? Wie hektisch ist doch unsere Zeit geworden. Aber auch wie anders: Keine Behörde stoppte den Bau des Kölner Doms, obwohl er viel größer wurde als sein Vorbild. Bei uns stoppt ein „Wasserwirtschaftsamt“ seit Jahren die simple Reparatur des Abflusses eines Weihers, der diesem Amt gar nicht gehört, sondern einer Tutzinger Familie. Wir haben mit dem Internet eine schnelle Kommunikationsschiene bekommen – aber Behörden planen offenbar immer noch nach Lust und Laune. Manchmal machen sie auch Entwürfe für die Zukunft von Häusern und Räumen, die ihnen nicht gehören.

Schauen Sie sich dazu doch nur die „Vision eines Tutzinger Ortszentrums“ im Rahmen der Neuplanung der Hauptstraße an…  Nach der Fischerhochzeit 2017 sollten die Bagger anrücken, hat man uns versprochen. Jetzt also heißt es 2019 soll mit der seit zehn Jahren überfälligen Reparatur (die nennen das jetzt „Renovierung“) im Ortszentrum begonnen werden, aber sie zeigen uns schon, wie es hernach aussieht. Toll. Vielen Dank.

Die Kölner hatten es 1242 leichter: kein Internet, keine Fake-News, keine Verkehrsumleitungen, höchstens mal zweihundert Jahre lang kein Geld für die Fertigstellung. Dabei hatten die Kölner aber auch einen Vorteil: Sie mussten keine Straßenbaubehörde. kein Wasserwirtschaftsamt. nicht Telekom, die/das Eon oder den Abwasserverband fragen, ob sie bauen dürfen was sie bauen wollten.

Ich denke, wir haben uns nicht auf allen Gebieten positiv entwickelt.

Ihr Franz Bimslechner sen.

2 Replies to “Alles braucht seine Zeit”

  1. Das mit dem Weiher ist ein besonders schönes Beispiel dafür, dass du selbst als Großgrundbesitzer auf Deiner eigenen Flur nichts mehr zu sagen hast. Dort einen Schuppen bauen? Nur mit staatlicher Genehmigung. Einen Speicher zur Wohnung ausbauen? Nur mit staatlicher Genehmigung. Einen Weiherabfluss reparieren? Nur mit staatlicher Genehmigung. So geht es auch jedem Unternehmer: die Garage als Lager nutzen: nur mit staatlicher Genehmigung.

    Die Verwaltungswut, in Deutschland erfunden, gilt inzwischen auch in EU-Kremien als „best of“. Ist es aber nicht, denn Unternehmer werden heute schon von staatlicher Regelwut behindert, bevor sie noch angefangen haben.

    Wen wundert es da, dass unternehmungslustige Menschen Servus sagen? Es gibt noch viele Länder auf diesem Planeten, in denen es Spaß macht, kreativ zu sein.
    HH

    1. Ich bin kein Unternehmer, von Politik und wie man die macht, verstehe ich nichts. Ich bin nur noch Stauner. Ich staune über die unglaubliche Kenntnis jener, die in unserem Lande nur noch Hemmnisse sehen, nur noch Vollpfosten in den Verwaltungen vermuten.
      Es stünde gerade bundesweit organisierten lokalen Gemeindefürsten und deren Untertanen gut zu Gesicht, intelligent die Frage zu stellen, was eigentlich alles erlaubt und eben nicht verboten sei. Der praktizierte Positivismus (nur noch das zu tun, was abgesichert erlaubt ist) wird zu Feuerchen führen, auf denen sich herrlich kochen lässt. Süppchen unterschiedlicher Farben warten nur darauf, angerührt zu werden. Tutzinger Philosophen können das sicher besser beantworten, wohin die Gesellschaft läuft.
      „Best of“? Nein, „Best Practice“ wäre dagegen angesagt! Staatliche Regelwut? Vorwiegend Gemeinplätze, um einfältige Zeitgenossen dorthin zu treiben, wo derzeit sich die Zelte in Erwartung dunkler Reden füllen.
      Das erlebte Profil irgendwelcher Provinzpolitiker als Maßstab für das Funktionieren eingespielter Regelwerke zu missbrauchen, ist schon sehr mutig. Was hat der Beitrag zur Verwaltungswut mit dem „Verständnismodell“ der Tutzinger Liste zu tun? Bevor auf die Verwaltungswut eingeschlagen wird, wäre es weiterführend, herausgearbeitet zu haben, welche Verwaltungswut hausgemacht ist und wohin man derzeit auswandern sollte.
      Hier besteht die Gefahr, die Tutzinger Liste dafür zu missbrauchen, auf einen Trend aufzuspringen, der nun gewiss nichts mit Tutzing zu tun hat und den etablierten Parteien überlassen werden sollte. Es wäre besser, sich erneut das Thema Bienensterben anzusehen. Hierzu werden jüngste Erkenntnisse massivst unterdrückt. Bienen können sich nicht wehren. Angegriffene Politiker aber schon. Die sollten das aufgrund des Kommentars auch tun.
      HF

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