Ein sichtlich erholter Gemeinderat traf sich vergangenen Mittwoch erstmals nach der Sommerpause – diesmal wieder in benachbarter Sitzordnung ohne die Buttlerhof-Abstandsregeln im Rathaussaal. Hier folgt ein verglosster Kommentar (den Bericht über die Sitzung finden Sie an gewohnter Stelle: Ortspolitik laufend frisch) zu

TOP 5: Gehwegsbelag im Abschnitt Nord der Hauptstraßensanierung“

Kein anderes Thema verbuchte soviel Wortmeldungen wie der Antrag der Verwaltung, den Gehwegsbelag von der Politischen Akademie bis an die Ortsgrenze zu Gartshausen bestimmt nicht mit Kiesel aber auch nicht, wie bereits beschlossen, mit Asphalt, sondern mit der Münchner Platte zu pflastern. Wieviel mehr diese nachhaltige Verschönerung kosten und wo das Geld dafür herkommen soll, ließen Verwaltung und Rathauschefin jedoch offen.

Zum Glück wehrten sich wenigsten vier Gemeinderäte dagegen, so mir nix, dir nix aus dem Bauch Entscheidungen zu treffen. Denn so üppig steht es um unsere Gemeindekasse wirklich nicht, dass mal über 50.000 Euro bis Garatshausen hier und über 100.000 Euro (oder waren es doch 170.000 Euro? So richtig wußte das keiner mehr) bis zur Politischen Akademie dort, ohne fundierte Beschlussvorlage entscheiden kann.

Besonders irritierend fanden wir, den Gemeinderat unter Druck zu setzen: Die von einem Gemeinderat sachlich richtig geforderte Prüfung des Antrags durch Übergabe an den Haushaltsausschuss wurde durch die Bürgermeisterin abgelehnt, da es des Beschlusses im Hinblick auf die fortschreitenden Baumaßnahmen noch in dieser Sitzung bedürfe.

Wir von der TL sind über dieses Vorgehen erstaunt – gar ein wenig verärgert. Denn bereits am 19.11.2015 (!) hatte Dr. Wolfgang Behrens-Ramberg einen detaillierten Antrag zur Sanierung der Hauptstraße ab 2017 gestellt. Die TUTZINGER LISTE hat seinerzeit das dazugehörige Arbeitspapier zur Hauptstraße der Gemeinde und dem Straßenbauamt Weilheim vorgelegt.

Auf fast 100 Seiten hat die TL die Schwachstellen der Hauptstraße aus Sicht der Nutzer (Fußgänger, Fahrradfahrer und PKW´s sowie Anwohner) anhand einer Bilderstrecke (je mit Ist- und Sollzustand) dokumentiert. Der Gemeinderat würdigte dies seinerzeit als „sensationelle ehrenamtliche Arbeit“ und die Verkehrsplaner im Bauamt in Weilheim haben die Präsentation als wertvollen Hinweisgeber in ihre Arbeit („… ständig auf dem Schreibtisch..“) integriert und die darin enthaltenen Vorschläge (z. B. Kreisel im Süden und Radschutzstreifen, Gehwegbreiten, Übergänge u.v.m. im Norden) überwiegend umgesetzt. Von da kam auch seinerzeit das Lob, dass es noch keine Kommune gegeben hätte, deren Bürger selbst so klar die Schwächen und die Lösungsansätze herausgearbeitet und präsentiert hätten. Das Bürgerpapier enthält selbstverständlich auch Vorschläge für den Gehwegsbelag (siehe u.a. Titelfoto aus dem Arbeitspapier von 2015).

Unsere Gemeinde hat es dagegen in fast 10 Jahren nicht geschafft, rechtzeitig vor dem Start der Hauptstraßensanierung zu wissen, wie der Gehwegsbelag in Tutzing aussehen soll und woher die Mehrkosten für den wünschenswerten nachhaltigeren und ästhetischeren Plattenbelag kommen sollen – und setzt dem Gemeinderat dann 2022 das Entscheidungsmesser auf die Brust.

Natürlich blicken auch wir neidisch nach Pöcking und Bernried und wollen auch so ein schönes Dorf. Und natürlich ist Pflaster nachhaltiger und ästhetischer als Asphalt (Igitt). Aber man darf und kann eine Gemeinde mit rd. 10.000 Einwohnern nicht „online“, also von Fall zu Fall nur auf Sicht fahren.

Sie ahnen schon was jetzt kommt, gell? Jawohl, es braucht einer vorausschauenden Planung und eines finanziell fundierten Konzepts. Aber es braucht auch: Respekt vor dem Kontrollorgan – dem Gemeinderat. Jeder Vorstand wäre bei seinem Aufsichtsrat im hohen Bogen rausgeflogen, wenn er die Chuzpe gehabt hätte, etwas zu fordern, ohne dafür eine solide Finanzierung vorzulegen. UND: Auch hätte er es sich schlichtweg nicht getraut, ein Thema ineffizient zu „hackschnitzeln“ – also in drei Anläufen zur „Last-Minute-Beratung“ vorzulegen und dabei auch noch gefasste Beschlüsse seines Aufsichtsgremiums ändern zu wollen.

Wo jetzt ein gepflasterter Wille, da künftig (hoffentlich) ein soliderer Weg zur Ortsplanung und der Beschlussvorlagen an den Gemeinderat.

PS: Hier finden Sie die Chronologie der Arbeiten der TL zur Hauptstraße


Fotos unten:
Die TL auf Hauptstraßen-Tour 2015
Auszüge aus dem Arbeitspapier – Schwachstellen wurden auf knapp 100 Seiten anhand Fotos dokumentiert und mit Verbesserungsvorschlägen versehen:


„Man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Encyklopädien, auf Schulen und Universitäten, überall ist der Irrtum obenauf, und es ist ihm wohl und behaglich im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist.“

Johann Wolfgang von Goethe

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/128077-johann-wolfgang-von-goethe-man-muss-das-wahre-immer-wiederholen-weil-auch-der/

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