Volles Haus in der Tenne des Tutzinger Rathauses: Die Gemeinde hatte geladen und viele interessierte Bürger, Teile des Gemeinderats, viele Mitglieder des Ökumenischen Unterstützerkreises und interssierte BürgerInnen kamen, um den Ausführungen des Landrates und des Bürgermeisters zu folgen.

Demnach wird in den nächsten Tagen auf dem Volksfestplatz eine kleine Zeltstadt aufgebaut, die den 128 Personen, die Tutzing zugeteilt werden, eine Bleibe bieten soll. Die Zelte entsprechen, so Roth, dem selben Standart wie die unserer Soldaten in Auslandseinsätzen überall auf der Welt. So sind sie wintertauglich, doppelwandig, beheizbar. Sie bestehen aus Wohn-, Aufenthalts-, Wasch- und Küchenbereichen. Aufgrund positiver Erfahrungen in anderen Kommunen, soll ein 24/7 Sicherheitsdienst vor Ort sein. Auch ist eine kleine personelle Betreuungseinheit vorgesehen, die sich um technische Belange in der Zeltstadt sowie Reinigung etc. kümmern wird. Durch eine Informationspanne wussten Bürgermeister und Gemeinderat von nichts, bis seitens des Landratsamts ohne Absprache mit den baulichen Vorbereitungen am alten Volksfestplatz begonnen wurde. Im Kompromiss vereinbarten Landsratsamt und Gemeinde zunächst eine Dauer von 12 Monaten.

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Landrat Roth lieferte noch einigen Hintergrund zur Arbeit des Landratsamtes, dass er eine schon vor einiger Zeit eine Taskforce an den Start gebracht hat und lieferte einige Zahlen. Derzeit sind im Landkreis derzeit 914 Asylbewerber untergebracht (Stand 18.8.2015). Ausgehend von Schätzungen werden es in diesem Jahr bis zu 1800 Personen werden. Bayern, die Landeshauptstadt und der Umkreis haben gem. der 1949 aufgestellten Spielregeln für die Flüchtlingsunterbringung eine recht hohe Anzahl an Asylbewerbern aufzunehmen. Mit der neuen Aufnahme wird Tutzing dann bei 236 Asylbewerbern liegen, weit über dem Durchschnitt der Landkreisgemeinden. Weitere Asylbewerber werden zum Ausgleich dann zunächst anderen Gemeinde zugeteilt werden.

Einige Mitglieder des Unterstützerkreises berichteten aus Erfahrungen im bisherigen Umgang mit den bereits hier lebenden Asylbewerbern. Aktuell kümmern sich die rd. 50 Helfer vor Ort um fast eine identische Anzahl von Asylbewerbern. Dieses Verhältnis wird sich aber in Kürze ändern. So wirbt der Unterstützerkreis dringend um weitere Helfer/Spender.

Interessant dabei ist, dass aus der Erfahrung der letzten Zeit ausdrücklich darum gebeten wird, keine weiteren Sachspenden an den Wohnstandorten abzuliefern. Was aktuell wirklich an Material gebraucht wird, kommunizieren die HelferInnen über die Anschlagtafeln der Gemeinde und die Medien, sowie in den Einrichtungen der Ökumene. Willkommen sind Geldspenden, die vor allem zur Anschaffung für Bücher und weitere Materialien zur Bildung verwendet werden.

Für künftige Helfer werden Workshops angeboten, um sich auf die Aufgaben vorzubereiten. Einige Wortmeldungen aus diesem Kreis ermöglichten einen kleinen Einblick in die Arbeit und die damit verbundenen Probleme. Der Landrat notierte sich einige der Anfragen sowie konstruktive Vorschläge.

Landrat Roth lobte die Aktivitäten des Unterstützerkreises und die der zahlreichen Tutzinger Bürger. Er betonte, dass ohne dieses Engagement im gesamten Landkreis die Situation nicht in den Griff zu bekommen wäre. Krug rügte das Verhalten der Staatsregierung dahingehend, dass man zwar schnell alles tut, um die Auffangsituation der Flüchtlinge zu organisieren, die Gemeinden aber im Folgenden mit allen weiteren Problemen völlig alleine gelassen werden.

Anrainer der Anlage äußerten Bedenken zum Standort, sorgen sich. Krug führte aus, dass es keine Alternative zum Standort gäbe. Die Turnhalle stelle er nicht zur Verfügung, damit der Sportunterricht der Schulen und die Aktivitäten der vielen Mitglieder des TSV weiterhin stattfinden können. Es werden keine Wege/Straßen blockiert. Es wird aber auch keine hohen Einfriedungen mit Ghetto-Charakter geben. Lediglich ein kleiner Zaun soll das kleine Stückchen neue Heimat der Bewohner einrahmen und dafür sorgen, dass ggf. Kinder nicht auf die Straße laufen. Es werden keine Straßen und Wege behindert oder unterbrochen.

Auf Vorschlag eines Anrainers, doch in Ortsnähe besser den Andechser Hof zu belegen, prallte an Krug ab. Es sei wohl auch schon überlegt worden. Es scheitert aber zum einen am Ansinnen der Besitzer, „mit aller Kraft“ einen neuen Pächter zu finden, zum Anderen auch am dringenden Wunsch vieler Tutzinger – belegt durch Aktionen und die zahlreichen, im Rathaus vorliegen Unterschriften – alles für eine baldige Wiedereröffnung zu tun.

Die Veranstaltung war gut und wichtig! Die Helfer zeigten Mut und Engagement. Sie motivieren zum Mitmachen. Gleichzeitig spürte man auf vielen Ebenen auch die Sorgen und Nöte der anwesenden Verantwortlichen und der Bürger mit der besonderen Situation.

Die weltpolitische Situation, eine neue Völkerwanderung, ragt nun deutlich auch hinein in den Landkreis und unsere Seegemeinde. Sie wird uns Tutzinger alle vor noch viele Herausforderungen stellen. Es werden einige öffentliche wie auch persönliche Barrieren zu überwinden sein. Gut wenn dadurch das „WIR“ in der Gemeinde noch stärker wird, der Gemeinschaftssinn gewinnt. Denn wenn wir alle gerade stehen, können sich andere gern an uns anlehnen – sie können uns aber auch nicht umhauen…

Wer aktiv im Unterstützerkreis mitwirken will, meldet sich bitte beim evangelischen oder katholischem Pfarramt in Tutzing.

 

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