„Besser bauen, besser leben“ so überschrieb die Quest AG ihren Baukulturtag am 19.09.2019 in Kolbermoor, der sich an Bürgermeister/innen, Gemeinderat und -mitarbeiter der Metropolregion München richtete. Die 1. Bürgermeisterin Marlene Greinwald hatten die Einladung an den Gemeinderat weitergeleitet. Die Bürgermeisterin und ich folgten der Einladung zusammen mit dem Architekten Prof. Florian Burgstaller, der die Gemeinde in Bauleitplanungen und konkreten Baufragen berät, und der Tutzinger Architektin Judith Resch.

Der gemeinsame Ausflug zum Baukulturtag nach Kolbermoor war lohnenswert. Im Herzstück der alten Spinnerei, im ehemaligen Kesselhaus, erwartete uns ein inspirierendes und Mut machendes Programm: Auf interessante Vorträge folgten Spaziergänge durch das heute wiederbelebte Spinnereiareal, das für die knapp 20.000 Einwohner zählende Stadt Kolbermoor stadtbildprägend und identitätsstiftend ist. Viele der angesprochenen Themen, vor allem aber die dahinter stehenden Prozesse waren äußerst relevant im Blick auf die Herausforderungen, vor denen wir in Tutzing stehen. Deshalb wollen wir, Judith Resch und ich, hier davon berichten.

Roland Gruber, Geschäftsführer von „nonconform“,  hat sich als Architekt auf die Steuerung und Begleitung von Bauprojekten spezialisiert, die eine breite Unterstützung in der Bevölkerung benötigen. In Kolbermoor zeigte er zahlreiche Projekte, die in den letzten 20 Jahren in der Zusammenarbeit mit Kommunen entstanden sind. Darunter eine spektakuläre temporäre Bühne für die Stadt Haag, die Neugestaltung und Neubebauung eines Ortskernes im Saarland und eine neue Siedlung auf dem niederöstereichischen Land. Das Erstaunliche an den Beispielen war, dass die zum Teil sehr unkonventionellen Lösungen alle mit Beteiligung der Bevölkerung entstanden und deshalb auch mit breiter Unterstützung umgesetzt werden konnten. In seinem Vortrag gab Roland Gruber auch Einblicke in die Strategien, die er und seine „nonconformer“ anwenden. Dabei werden Bürger und Bürgerinnen anders als gewohnt eingebunden, und dazu gehören selbstverständlich auch die Kinder und Jugendlichen. Für diese Arbeit mit der Bevölkerung ist jedoch eine sehr gründliche Vorbereitung notwendig: Es reicht nicht, eine klare Aufgabenstellung zu formulieren, notwendig ist ein umfassendes Kozept vom Prozessdesign bis hin zur passenden Arbeitsatmosphäre mit ordentlicher Kulinarik. Roland Gruber ist davon überzeugt, dass es in Beteiligungsprozessen möglich ist, das Wissen Vieler zu nutzen und gemeinsam einen roten Faden zu finden. Sein Ziel ist der schönste gemeinsame Nenner. Dass das möglich ist, zeigen die Projekte, die er mit seinem Büro „nonconform“ begleitet. Das ist Partizipation in bester Form!

Es ist wünschenswert, dass auch die Gemeinde Tutzing für die kommenden Vorhaben, die die Allgemeinheit betreffen, mit derartiger Unterstützung „rangeht“. Marlene Greinwald äußerte sich offen dafür.

Der Gastgeber der Veranstaltung, Dr. Max von Bredow, Vorstandsvorsitzender der Quest AG, zeigte dann die Dimensionen der Baukultur auf: ökonomisch, ökologisch, sozial und gestalterisch. Der Bürger sei als „Kunde“ der Verwaltung anzusehen, die Bürgerbeteiligung sei Teil der professionellen Marktforschung.

 

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