Früher war unsere Familie ein Hort der Glückseligkeit. Opa Bimslechner genoss See und Berge, die Fische und auch den Beifang. Mein Bruder Franz wusste schon immer alles besser und kam mit Opa häufig über kreuz. Opa war nämlich Spiegelleser. In Tutzing gab es früher, als noch Feldafingsche Ordnung im Ort herrschte, viele Spiegelleser. Das lag wohl an der Kaserne, vornehm: Fernmeldeschule. Dortige Lehrgangsteilnehmer wechselten häufig in der Republik herum, um sich dann in Tutzing niederzulassen. Das war eine hervorragende Werbung für den Luftkurort.

Aus der damaligen Zeit noch gab es im Spiegel mal eine Schlagzeile vom alten Augstein: Er kann es einfach nicht! Augstein meinte den damaligen Kohl. Diese Schlagzeile ließ Opa einfach nicht los. Immer, wenn ihm die Hutschnur platzte, kam der Spruch: Er kann es einfach nicht! Neulich fauchte er in seinen Bart rein: Er kann es einfach nicht! Franz, wie üblich alleswissend, fauchte zurück, der Kohl sei doch schon längst nicht mehr da, wen er denn nun wiedermeine, meine er etwa den Gemeinderat?

Und schon war der Teufel los, weil früher alles anders. Und er schimpfte über die Wähler; die Frauen täten das Gegenteil der Männer wählen. Wählt er CSU, dann rächt sie sich mit den Grünen; wählt sie FDP, ist der Familienfrieden völlig im Eimer und er trotzt mit den Grünen herum. Komischerweise ist nix mehr von der SPD zu hören. Macht dem Opa nix, die Sozis hatten eh keine Ahnung vom Geld.

Und dann faucht er wieder rum, immer den Blick nach hinten und auf jetzt: Er kann es einfach nicht! 21 Hanseln können doch nicht ernsthaft glauben Tutzing zu sein; und die Verwaltung kann doch nicht ganz Tutzing durchschlafen lassen… Wer sind eigentlich die Tutzinger, wer ist denn eigentlich der Gemeinderat! Die Krönung war, dass er auch noch meinte, hier würde niemand Ross und Reiter nennen, obwohl jeder doch wüsste, wer Ross und Reiter sei. Und warum nix mehr voranginge.

Meine einzige Antwort war, um mich nicht erneut mit der ganzen Familie anzulegen, ich räche mich auf meine Art. Meine Mutter saß völlig verdutzt herum. Meine Schwester überlegte leise: Und wenn wir die „Mutti“ nehmen, die’s schön anrichtet?

… Raus hier – ich brauchte frische Luft!!

Ich traf im Ort den Tratzinger und seinen Spezl, die zwei und ich kennen das Ross und den Reiter.

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