Also uns geht es prima. Mein Franz, die Kinder und ich haben nix zu meckern. Franz finanziert den Haushalt, ich leite ihn. Und wir alle genießen das. Ich danke und lobe meinen Franz, er und die Kinder loben mich. Also drinnen, in unserer Familie ist, glaube ich, alles im Lot. Wir gehen (noch) gemeinsam in Urlaub, zum Wandern, am Feiertag feiern, aber „so groß“ sind wir inzwischen alle, dass wir auch unsere „Specials“ haben: Franz geht singen und zum Stammtisch, ich zum Tanzen, die Große in ihre Jugend-Mentoren-Gruppe und auch manchmal in die Gemeinderatsitzung, nur der Kleine spielt lieber mit seinem Xperia – aber dumm ist er trotzdem bisher noch nicht.

Und draußen? Brexit und Ceta, Aleppo und Pegida, Reichsbürger und Messerattacken, unwürdige Behandlung von Flüchtlingen, U-Boote für Israel… Wer will denn da draußen noch leben? Alle reden darüber, denken daran – wie geht man damit um? Drinnen bleiben, sich zurücklehnen, miteinander kuscheln, Kochbücher und „Wetten, dass“ ?  Wir haben immer am Sonntag um 17 Uhr „Familienrat“. Die Große hat vor Jahren, als sie eigentlich noch klein war, darum gebeten. Gestern war Sonntag. Diesmal ging es nicht um Lieblingsmarmelade, Aufarbeitung innerfamiliärer Missverständnisse, Planung der Weihnachtsferien, sondern plötzlich um „draußen“. Das Draußen gehört auch zu uns, sagte die Große. Ich hab’ das ganze Draußen in meinem Xperia, ergänzte der Kleine. Ich sah Franz an, er mich. Ja, sagte er dann, das ist alles ok. Doch wie wir damit umgehen, das ist doch die Frage. Ignorieren, sagte der Kleine. Depp, sagte die Große. Noch während ich den Kopf schüttelte, versuchte ich es mit einem Bibelwort: Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst. Da war der Aufruhr groß: die Pegida-Leute? Die IS-Mörder? Die Schlepperbanden von Syrien bis Marokko? Zum Glück haben wir damals die Regel eingeführt, dass Punkt 18 Uhr Schluss ist und wir stellen dafür sogar den Wecker. Also: Schluss! Und jetzt?

Bei aller Hilflosigkeit blieb uns wenigstens das: Wir lieben und achten einander, wir sorgen uns um einander, wir schützen einander, wir sprechen miteinander, wir verlassen uns aufeinander… Warum nur wir? Warum nicht alle auf dieser Welt?

Sehr bewegt

Ihre Conny Bimslechner,

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