Lange dachte ich drüber nach, ob es nicht besser sei, erst nach der Wahl das Geschehen durch die Lupe zu betrachten. Mit der Erleichterung, endlich sei es mit der in Schriftform gegossenen Beobachterei für paar Monate vorbei. Schließlich folgen den Wahlen zumeist Taten, auch wenn Gewählte und Ungewählte ungerne zur akribisch beobachteten Tat schreiten. Die Ungewählten können ja zu ihrem Vorteil im Gegensatz zu vorher sich in Leserbriefen oder Kommentaren austummeln. Deren Schicksal in Tutzing bekannt ist: Halbwertzeit 10 Minuten, in Zeitung oder Parteien-Homepage.

Der Countdown läuft; alle Rezepte sind bekannt. Hätte ich gewusst, dass paar Tage nach Herausgabe des lokalen CSU-Kochbuchs die Rezepte der Bundesregierung für langzeitige Notfallgerichte herausgelegt werden, ein Zusammenhang zwischen der Rezeptur Tutzings und der Reste-Republik wäre herstellbar gewesen. So zeigt sich, dass Berlin und Tutzing die gleiche Idee hatten, Tutzing lediglich etwas vorher dran war und hochpreisigere Zutaten bevorzugt.  Die Zutaten sind’s, die den Wahlerfolg sicherstellen. Das Küchenpersonal wohl weniger, denn das ist nahezu das alte geblieben. Es sind also von den beiden die Gemeinde tragenden Säulen keine Überraschungen zu erwarten. Geplante satte Mehrheiten haben keinen Grund, Experimente einzugehen. Koch und Kellner bleiben; Tischordnung auch. Tischsitten auch. Never change a winning team. …winning team?

Es lohnte sich, diesmal die Programme der neuen auf die Bühne strebenden Künstler unter die Lupe zu nehmen. Die Grünen hatten genügend Anlässe, ins vergangene und zukünftige gemeindliche Geschehen hineinzuleuchten. Schließlich werden auf dem Silbertablett die bundesdeutschen und europäischen Vorlagen geliefert. Man hat die Wahl, schön vorbereitet durch gutes überregionales Personal im Verband mit neuem guten Personal, einheimisch, unverbraucht.

So stark die Grünen werden, sie brauchen zur Umsetzung vieler Ideen auch Partner im Geiste, nicht in der Farbe. Denn der monolithische Block Tutzings wird der gleiche bleiben. Da gibt es aber zwei Gruppierungen, die entweder neu sind oder aber zwar bekannt, jedoch zu leicht, in einer Gewichtsklasse mitzuboxen, die es gewohnt ist, mit vorprogrammierten K.o.-Siegen aus dem Ring zu steigen. Ich sah mir die Muckies an, mit denen die Neuen im Magentagewand in den Ring steigen. Gut antrainiert und jedem vermittelnd, für Punktsiege zu sorgen. In den Ring steigt auch ein mittlerweile erfahrener Sparringspartner, der sein Trainingsprogramm nicht nur beschrieben hat, er hat es auch in vielerlei Schaukämpfen erleben können, wie’s im Ring zugeht und wo überall eine Regel herumhängt, die vorher gar nicht als existent vermutet wurde. Die Bilanz bei den Kleinen muss zwangsläufig schmal ausfallen, egal, ob sie die Basis erneuerten oder sich seit 2013 erst aufbauten.

Normalerweise laufe ich den Großen hinterher. Es muss ja schließlich was dran sein, dass sie groß wurden und das auch noch sind. Aber, und da denke ich an die erfolgreichen Unternehmensberater, wer immer nur kopiert und dabei nichts kapiert, wird immer nur eine Kopie bleiben. Es muss etwas frappierend Neues her, wollen eingefahrene Wege verlassen werden.

Neu wäre, Tutzing ließe die Großen groß sein, täte aber gleichzeitig die Kleinen so ertüchtigen, dass diese zur Durchsetzung guter und neuer Ideen sich an den Katzentisch setzen (der große Tisch wäre belegt) und bei aller Liberalität und sonstiger Markt-Heiligtümer sich gemeinsam auf Tutzings Chancen und Risiken verständigen. Alleine der Gedanke, den erfahrenen Großen säßen plötzlich in Summe sechs Vertreter der beiden Kleinen und fünf Vertreter Herkunft Grüne Welle gegenüber, macht die Zeit bis zum 15. spannend. Danach sowieso, es wäre die Kraft der Bürgermeisterin für Alle gefragt.

Da mag man noch so viel Tradition und Vaterlandsliebe  auf der Fahne stehen haben, klare Koalitionen und nicht Kleingruppen alleine dürften einen guten Schub für Tutzing geben.

Wer‘s bis hierher noch nicht merkte: Aus dem Fenster lehnte ich mich als Geburtshelfer für die Kleinen, damit sie größer werden und endlich etwas bewegen können. Und das ganz schnell.

Was sagen Sie dazu?

Ihr JB

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