KreuzfahrtschiffTutzings Gemeinderat diskutiert die Bedürfnisse des Handels. Allerdings weniger die der Kunden! Man will keine weitere Überversorgung haben! Aber nein doch! Vielleicht aber doch?

Den Tutzinger Merkantilisten unter den lokalen Handelsstrategen und Wettbewerbshütern muss hohes Lob gezollt werden. Welcher europaweit agierende Vollsortimenter wird denn aus nachbarschaftlichen und damit wirtschaftsethischen Überlegungen heraus den gemeindlichen Anbieter- und Abnehmermarkt so präzise analysieren, dass er genau weiß, welche Mengen Schmierseife, Ballistol und Verhütungsmittel innerhalb welcher Perioden zu welchen Preisen über welchen Kanal er anbieten und verkaufen darf? Es ist schon beachtlich, dass noch nicht die Preiskorridore und Margen festgelegt wurden, auch nicht die zu vertreibenden Marken der Zulieferanten.

Denkanleihe: Das Münchener OEZ (wie auch das PEP) ist ein Dach, unter dem sich viele Einzelhändler ansiedelten und dort nach draußen als Einkaufszentrum bekannt sind. Pacht für ihre Flächen zahlen sie an … ja, an wen wohl? An die Leute, denen die Flächen gehören oder die Fläche gehört!

Wenn schon der Gemeinderat meint, er wolle dem Fachhandel/Einzelhandel im Ortskern risikoarme Zukunftschancen bieten, dann soll er halt einen grundsätzlichen (Ordnungs-)Rahmen schaffen; aber nicht doch in die Sortimentspolitik eingreifen. Bei heutigen Innovationsraten hat dann jede zweite Ratssitzung die Sortimentspolitik zum Inhalt und Sprachsachverständige mutieren zu Waschmittelexperten und Fachleuten dafür, ob String-Tangas in die Hallberger Alle oder zum Drogeriemarkt Lindemannstraße gehören.

Wer von den landesweit vorhandenen ungebundenen Handelsexperten ist denn von der Gemeindeverwaltung  zu Rate gezogen worden? Es soll sogar Nachbargemeinden geben, die sich von unbelasteten Profis in Sachen Handelsstrukturen haben beraten lassen.

Und so manch ein FHS- oder Uni-Lehrstuhl hätte das als Thema auch gerne forschend/beratend aufgelegt. Titel: Verträgt Tutzing erneut einen weiteren Einkaufstempel?

Am Beispiel Hotellerie hat sich der Gemeinderat Tutzings bereits jahrelang bundesweit bis auf die Knochen blamiert. Nun steht auf breiter Front das mittlerweile amtlich anerkannte Fach- oder Einzelhandelssterben an und auch hier kann Tutzing Vorreiter in Sachen Nachdenklichkeit werden. Nachdenklichkeit, weil wieder einmal etwas mit sehr heißer Nadel genäht wurde!

Die sehr einfache und eingängige Alternative im Sinne eines Ordnungsrahmens wäre,  man wolle nur z.B. drei Großmärkte … oder wie die Dinger sich auch benamsen wollen. Aber nein, hier macht das Gremium Gemeinderat Sortimentspolitik und weiß nicht einmal den Unterschied zwischen Voll- und Teilsortimentern, Fach- und Einzelhandel, Supermarkt,  Discounter und Einkaufszentrum und den überaus brutalen Gesetzen dieser Gewerbearten.

Hier wird mit Arbeitsplätzen gespielt seitens eines Gemeinderats, dem mehrheitlich wirtschaftliches Denken schon immer fremd war.  Das Sommerloch grüßt.

Ihr Josef Bimslechner

One Reply to “Einkaufsmeile Tutzing”

  1. Es reizt tatsächlich, im Stile des Josef Bimslechner zu antworten, damit er sieht, was er mit seinen etwas kuriosen Überlegungen auslöst.
    Völlig neue Perspektiven tun sich nun auf. Wenn der Gemeinderat sich tatsächlich für die Usancen des Handels interessiert, dann hätte er die einmalige Möglichkeit des Aufgreifens zwei unterschiedlich drückender Themen. Im Sinne einer Regelung oder eines deutlichen Aufrufs.
    Verpackungsmüll ist nicht eine Zeiterscheinung; es ist ein unglaublich gedankenloses Umgehen mit Ressourcen, sofort verbunden mit nachhaltiger Verschmutzung der Umwelt. Zu besichtigen täglich in und um Tutzing herum. Sogar auch am Bahnhof.
    Wozu haben wir die Funktions-Grünen im Gemeinderat? Welchen Beitrag leisteten die bisher dazu, außer immer nur gegen etwas zu sein? Die ödp scheint das Thema Verpackung bereits der CSU überlassen zu haben; die jedoch wickeln aber auch nur alles ein und um.
    Stünde der Kunde tatsächlich im Mittelpunkt des Handels und damit neuerdings des Gemeinderats, kann es nur noch eine Frage der Zeit sein, mit den idiotischen Preisangaben Vor- und Hinterkomma99 endlich aufzuhören. Viele Geschäftsleute behaupten -darauf angesprochen- die Kunden wollten das. Für wie bekloppt wird ein Kunde eigentlich gehalten? Ein Kunde kann besser durchschauen und rechnen, als der Handel zu wissen glaubt. Mit diesem Komma99-Schwachsinn beginnt sogar schon der lokale Gemüsehändler. Ist er etwa auch schon im Glauben, der €-Cent wird bald abgeschafft und man könne stillschweigend die Preise nach oben abrunden?
    Käme wirklich eine Bereicherung Tutzings durch einen zusätzlichen Drogeriemarkt, quellten die Briefkästen zum Wochenende noch mehr über. Denn alle Welt muss informiert werden über einen neuen Marktteilnehmer. Dieser Marktteilnehmer differenziert sich aber ausdrücklich nicht über die Qualität, er differenziert sich ausschließlich über den Preis!
    Lassen Sie es uns positiv sehen, sollten die Werbeprospekte (derzeit 2,5 Kg/Woche pro Haushalt) in Tutzing gedruckt werden. Das sichert jedenfalls dann dort Arbeitsplätze, nämlich das Drucken und Verteilen von Sofort-Wegwerfinformationen.
    HF

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert