Wie aus der Sitzung des Gemeinderats am 02.05.2017 berichtet, machte die zweite Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg (CSU) ihrem Ärger Luft und appellierte an die Eltern minderjähriger Kinder, ihrem Erziehungsauftrag nachzukommen, damit die jüngst in der Freinacht erlebten  Zerstörungen sich nicht wiederholen. Brauchtum ist etwas völlig Anderes.

Immer das gleiche Lied, nur diesmal eine Oktave höher. Der Ärger ist der gleiche, nur wird er endlich einmal sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Wobei alle diese Zum-Ausdruckbringer genau einen Tag nach dem 30.04. feststellen, jetzt wieder 12 Monate Zeit zu haben, etwas zu unternehmen.

Tutzing hat den Vorteil, gut vernetzt zu sein. Nachdem es vorwiegend Kinder in Begleitung Freinacht-erfahrener Jugendlicher waren (wieso wird nur hier Erfahrung weitergegeben!), dürften die Jugendlichen diejenigen sein, bei denen angesetzt werden muss.

Die Vereine und Kirchen leisten wertvolle Jugendarbeit.  Hier wäre vielleicht angezeigt, sich vor den Tagen der Freinacht mal gemeinsam mit potentiellen Freinacht-Gängern darüber zu unterhalten, wo Brauchtum endet und strafbewehrte Sachbeschädigung beginnt. Auf die Polizei zu setzen, wäre von ihr zu viel verlangt . Hier muss sich ein Ort selbst helfen können. In den Schulen bestünde sogar die Möglichkeit, freinächtliche Dinge intensiv zu besprechen. Die Gemeindeverwaltung, doch bestens mit den nächtlichen und täglichen Verhältnissen vertraut, hätte auch die Möglichkeit, gefährdete Zonen anzusprechen. Es ist gar nicht einfach, einem mutmaßlich freinacht-gefährdeten Jugendlichen zu sagen, er möge aufpassen, Sachbeschädigung könne den Ruf kosten. Es ist auch nicht einfach, den vielleicht bekannten Eltern zu sagen, sie mögen auf ihre Sprösslinge achten, zumindest am 30. April.

Auch wenn die Erziehungsaufgabe allerdings zuerst bei den Eltern liegt, frage ich mich als Gemeinderat trotzdem, was kann die Gemeinde beitragen. Hier steht  seit Jahren die Realisierung eines Jugendtreffs unter fachkundiger sozialpädagogischer Begleitung  an. Der Haushalt 2017 enthält wie die beiden Vorjahre ein Budget, für 2017 sind es 20.000 Euro für die konzeptionellen Vorarbeiten zu einem Jugendtreff. Die Prüfung des Standorts steht noch aus, die Position einer Sozialpädagogen oder einer Sozialpädagogin ist noch nicht ausgeschrieben.

Zusammengefasst: Hier sind Vereine, Schulen, Kirchen und gemeindliche Jugendtreffs gefragt, mit dem Finden einer geeigneten Sprache mögliche Grenzgänger rechtzeitig über die Gefahren aufzuklären.

One Reply to “Freinacht – immer das gleiche Lied!”

  1. Ein Zyniker würde sagen, man solle doch froh sein, dass nicht – wie sonst üblich – Kanaldeckel abgehoben wurden.
    Endlich begreifen etliche Leute, Freinacht sei nicht der Stundenerlaubnisschein, so richtig mal Sachbeschädigung zu betreiben. Die Eltern, die ihren Kindern Zahnpastatuben oder halbleere Farbdosen in die Hand drücken und sich dann darüber wundern, übers Brauchtum mal des Nachbarn Karre oder Garagentor angefärbt zu sehen, diese Eltern sollten mal nachdenken, ob ihnen da nicht das abhanden gekommen sein könnte, was man in Fachkreisen dann Verstand nennt.
    Es sind die eigenen Leute. Glaubt etwa jemand, da reise aus dem Nachbarort ein Jugendlicher mit dort ausgeliehener Kinderschar an, um im wiederum Nachbarort so richtig auf die Trommel zu hauen?
    In Tutzing wohnen mehrere Gemeinderäte mit Zugang zu ihrer Wählerschar. Diese Räte kennen doch ihre Pappenheimer und Wohnviertel gut genug. Wie haben diese Räte denn gegen die beschriebenen Verwerfungen vorgesorgt?
    Nachdem wir so ein die Freiheit liebendes Völkchen sind, können wir die Freiheit ja auch mal verteidigen und zugleich Schaden von uns abwenden. Was ist denn daran so schlimm, wenn viele Tutzinger am jeweiligen 30.04. von 20:00 bis 24:00 Uhr sehr auffällig spazieren gingen? Und nicht hinter der Gardine hockten und sich fragen, wo denn der Nachbar am Morgen drauf seine Mülleimer, Parkbänke, Parkhinweisschilder etc. suchen wird?
    Um Missverständnisse auszuschließen: Was da in Tutzing passierte, ist eine Riesensauerei. Es fehlte massiv an Vorsorge. Die Zeit dafür, nächstes Jahr in anderer Form den 30.04. zu erleben, wäre da. Die Zeit muss nur genutzt und ausnahmsweise mal nicht nach der Polizei gerufen werden.
    HF

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