Seit 2012 besteht der Ökumenische Unterstützerkreis Tutzing – kein Verein, aber ein Zusammenschluss von ehrenamtlich engagierten Menschen, die sich um Geflüchtete aus aller Welt kümmern. Claudia Steinke, Koordination Unterstützerkreis, war eingeladen, diesen in der Sitzung des Gemeinderats am 01.10.2024 unter der Leitung des 1. Bürgermeisters Ludwig Horn vorzustellen. Es sei kein Verein, aber ein Zusammenschluss von ehrenamtlich engagierten Menschen, die sich um Geflüchtete aus aller Welt kümmern. Dabei stütze sich der Helferkreis auf eine breite zivilgesellschaftliche Basis. Sowohl die beiden Kirchen mit Pfarrer Seidel und Pfarrerin Frankenberger als auch die Gemeinde Tutzing mit Bürgermeister Ludwig Horn unterstützten die Arbeit und die Aktionen.

Entstanden sei der Unterstützerkreis 2012 bei der Aufnahme der ersten Flüchtlinge in Kampberg. Bis 2015 wuchs der Kreis der Aktiven auf mehr als 100 Personen. 2016 erfolgte der Wegzug vom Volksfestplatz, wenige Flüchtlinge waren dann noch dezentral in Tutzing untergebracht und wurden betreut. 2018 wurde der Arbeitskreis Politik gegründet. Erfolgreich wurde versucht, Flüchtlinge – parallel zur Arbeitsagentur – in Arbeit zu bringen. Durch zahlreiche Veranstaltungen, u.a. mit der Evangelischen Akademie Tutzing, haben den Bekanntheitsgrad der Initiative weit über Tutzing und den Landkreis hinaus gesteigert. Sehr bekannt wurde die Spendenaktion „Tutzing hilft im Mittelmeer“, zu der die Gemeinde einen Betrag von 3.000 Euro beigesteuert habe. Angesichts des nachlassenden Spendenaufkommens – „das Thema lockt keinen mehr hinterm Ofen hervor“, bekannte Claudia Steinke – habe es Benefizveranstaltungen gegeben – ohne Gagen, ohne Raummieten.

Mit dem Ausbruch des Krieges von Russland gegen die Ukraine im Jahr 2022 waren Millionen von Ukrainerinnen und Ukrainern, überwiegend Frauen und Kinder, gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und Zuflucht auch in Deutschland zu suchen. Auch Tutzing sei dadurch um über zweihundert neue Mitbürgerinnen und Mitbürger angewachsen. Das Angebot des Unterstützerkreises umfasse (1) die Einladung an alle ukrainische Gäste, am Tutzinger Gemeindeleben teilzunehmen, (2) das Sprachcafé im Gemeindesaal der ev. Kirche und (3) Kinderbetreuung, soweit die ukrainischen Kinder nicht ihren Platz in den Tutzinger Schulen und Kindergärten gefunden haben.

Der Unterstützerkreis habe ein 7-köpfiges Leitungsteam, 12- 20 Personen seien aktiv, die Rundmail erreiche 270 Personen. Man wolle sich für die Integration einsetzen, so die Vorsitzende, sehe es aber auch als Bestandteil der Tutzinger Zivilgesellschaft. Die ankommenden 144 Flüchtlinge im Benedictus-Hof seien kein „Selbstläufer“, es sei Sache der Zivilgesellschaft: mithelfen, gut reden, nicht dagegen reden.

Um die bevorstehenden Herausforderungen und Chancen gemeinsam so gut wie möglich anzugehen, hat die Gemeinde Tutzing in Kooperation mit dem Ökumenischen Unterstützerkreis Tutzing unter dem Begriff Rathaus-Forum eine Reihe von öffentlichen Terminen und Informationsabenden konzipiert:

  1. Die erste Veranstaltung am 19.09.2024 fand statt unter dem Motto „Wir Tutzinger – wie wollen wir zusammen leben?“ Ziel dieser Veranstaltung war es, den Fokus auf Tutzing, seine Bürgerinnen und Bürger und Institutionen zu legen. Gemeinsam mit Vertretern von Kirchen, Vereinen, Schulen und Gewerbe wurde über die erforderliche Vernetzung der Tutzinger Zivilgesellschaft, Herausforderungen und Lösungen gesprochen.
  2. In einer zweiten Veranstaltung am 10.10.2024 soll dezidiert auf die Unterkunft „Benedictus-Hof“ und die Geflüchteten selbst eingegangen werden, sowie auf die Erfahrungen mit und von Geflüchteten in den letzten Jahrzehnten. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte die Gemeinde Tutzing auch zusätzliche Informationen von den entsprechenden Behörden erhalten, wer, wann und von wo zu uns nach Tutzing kommt.
  3. Am 08.11.2024 – kurz vor dem antizipierten Bezug der Unterkunft für Geflüchtete – wird ein dritter Diskussions- und Informationsabend mit Richard Reischl, dem Bürgermeister der Gemeinde Hebertshausen abgehalten. Hebertshausen gilt auf kommunaler Ebene als Vorzeigemodell in Bezug auf gelungene Integration. Dort werden nicht nur deutlich mehr Geflüchtete aufgenommen als durch den Verteilungsschlüssel verpflichtend vorgesehen, sondern diese auch durch ein umfangreiches zivilgesellschaftliches Engagement vorbildlich integriert. Hebertshausen schafft dabei gewinnbringende Chancen und Potentiale für sich als Kommune, die „Alteingesessenen“ und die frisch Hinzugekommenen.

Am 15.10.2014, 18:00 Uhr, soll im Roncallihaus ein erstes Treffen für neu gewonnene Unterstützer stattfinden. Auch Angehörige des Leitungsteams vom Unterstützerkreis werden anwesend sein. Ab dem 22.10.2024 biete das Landratsamt in Tutzing eine Schulung für angehende Unterstützer und Unterstüzerinnen an. Sie soll an fünf Abenden stattfinden, dabei seien die einzelnen Module frei wählbar.

Die Arbeit des Unterstützerkreises wurde vom Bürgermeister wie auch den Mitgliedern des Gemeinderat begrüßt.

Ein weiterer Punkt der Tagesordnung der öffentlichen Sitzung war die „Gefährdungs- und Risikobetrachtung für Hochwasserereignisse – Deixelfurter Weiherkette“. Mit Gemeinderatsbeschluss vom 25.07.2024 wurde die Verwaltung beauftragt, Angebote für die geforderte „Gefährdungs- und Risikobetrachtung“ einzuholen. Die anspruchsvolle Ausschreibung wird in Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Kommunale Dienste Oberland und dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim durchgeführt. Im Sinne des Hochwasserschutzes werden Fördermittel in Aussicht gestellt. Notwendig, so die Verwaltung, sei ein Antrag auf vorzeitigen Maßnahmenbeginn, um zeitnah beginnen zu können und den Förderrichtlinien zu entsprechen. Ensprechende Finanzmittel von 100.000 Euro sollen im Haushaltsplan für 2025 bereitgestellt werden. Einstimmig wurde beschlossen, den vorzeitigen Maßnahmenbeginn bei der Förderstelle zu beantragen und gleichzeitig zu bestätigen, dass daraus kein Rechtsanspruch auf eine staatliche Förderung abgeleitet werden kann und weitere Punkte beachtet werden.

Unter Mitteilungen und Anfragen, Verschiedenes wies der Bürgermeister auf das Rathausforum am 10.10.2024 im Roncallihaus hin (siehe oben). Das Landratsamt werde vertreten sein, es werde Informationen über die ankommenden Flüchtlinge geben.

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