Seit zwanzig Jahren Digitalisierung im Anmarsch, seit zehn Jahren Industrie 4.0! Häufig vergessen wird, dass dieses Phänomen seit den 60er Jahren bekannt ist. Marketing und Neusprech der Politiker eilten – wie in vielen Erkenntnisbereichen – der Zeit nach und stellen nun fest, was es doch alles so  gibt, was unsere lieben Kinderlein doch wissen sollten.

So manch ein Schüler hat mit den angeblich neuen Begriffen überhaupt kein Problem. Ganz im Gegensatz zu zwei Bundesministern wie Dr. Scheuer oder Spahn oder gar des Generals Paul Ziemiak. Die drei Genannten reden laufend von Digitalisierung, erklären aber nie, was sie meinen und was das dem Nutzer – nicht dem Hersteller – bringt. Vermutlich wissen sie’s auch nicht; woher auch, haben sie jemals in dieser Welt gearbeitet und verstanden, wie sie funktioniert?

Wir erleben derzeit den Fluch, dem unser Ausbildungssystem unterlegen ist. Was die Leute bis 1980 lernten, also auch das Erstudierte, wenden sie auf Biegen und Brechen bis zur Pensionierung an. So kommt es, seit zwanzig Jahren wissend um die massiven Probleme nie endenden Wachstums, es wird gewachsen auf Teufel komm raus. Nu isser da, der Teufel. Volkswirte wurden von den Banken überholt, Betriebswirte von den Unternehmensberatern.

Über die Einführung von White-Boards in Schulen wird je nach Kassenlage seit 15 Jahren diskutiert. Befragt man den Fachhandel, lacht der nur über den so lebensnotwendigen Umstieg von der Kreidezeit in die Zeit der quietschlosen Mäuse, WLAN-Möglichkeiten und das Smartphone (Schlaufon). Jetzt sind die armen Lehrer dran. Das größte Marktvolumen der Hersteller ist nun einmal in den Schulen zu entdecken. Die etablierten Hersteller wissen das schon lange, wissen aber nicht den schwierigen Weg dorthin. Nun haben sie ihn. Der Weg zum Lehrer führt über den Schüler und der Weg zum Schüler über den Lehrer. Und wenn die nicht spuren, dann über die Bildungspolitik.

Und nun? Milliardenbeträge werden verteilt, es wird sogar noch was obendrauf gelegt, sonst bekommt die Schule nix.

Wenn die Tafel nicht mehr quietscht, freuen sich Hersteller und Unternehmensberater. Sie schulen in Hard- und Software. Lehrer, Großeltern; ganze Generationen machen da mit, kommen nicht mehr raus.

Das gesamte Politikergeschwätz, schließlich müsse man ja auf den fahrenden Zug aufspringen, führt nur dazu, dass Wissen und Fähigkeiten der Methode Digitalisierung wegen in die Kinderköppe hineingedrückt werden. Inhalte werden für Methoden zurechtgebogen und niemand fragt, wer eigentlich außer den am Geschäft Interessierten den Nutzen hat. Uralte Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben, Rechnen und Informationen mit eigener Hand darstellen zu können, haben sich dem unterzuordnen. Wie das bereits kommerzialisiert wurde, ist daran zu erkennen, dass junge Lehrende und Vortragende zu PowerPoint-Vorträgen einladen; überhaupt nicht merkend oder wissend, dass sie voll der Werbesprache von Microsoft aufgesessen sind, deren Sprache sprechen und nicht einmal mehr auf die Idee kommen, eigene Ideen visualisieren zu dürfen, daher PowerPoint. Mittlerweile eine Seuche.

Wo bleibt der Aufschrei der Lehrer, endlich zwischen Methode und Inhalt zu unterscheiden? Der eine Satz im Bericht der TL beschreibt das Dilemma, in dem Großeltern, Lehrer und Kinder stecken: Der Experte bejahe die Digitalisierung in der Schule, aber diese Zustimmung verknüpft mit den Fragen zu welchem Zeitpunkt, mit welcher Technik und mit welchen Inhalten dies erfolgen solle; das Whiteboard allein würde nichts bringen.

In Tutzing werden Schulen renoviert, für Schulen ist die Gemeinde zuständig – derzeit auch noch für das Gymnasium. Wieso ist von denen überhaupt nichts zu hören? Wenn schon renoviert wird, dann auch in den Methoden. Aber nicht so, wie Unternehmensberater und der politische Jugend-Forscht-Nachwuchs bereits mit Minister- und Kanzlerstab im Rucksack meinen, es machen zu können

meint Ihr Josef Bimslechner

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