Beim Spaziergang durch den Blätterwald raschelt es an manchen Stellen. Auch im jeweils lokalen Unterholz (Ortsteilversammlungen) lassen sich unterschiedlich starke Grunzlaute vernehmen.

Beginnen wir mit den Zeitungen. Es sind überschaubar wenige. Wieso eigentlich liest Tutzing so wenig? Soviel Tutzinger besuchen nämlich gar nicht die Gemeinderats- sitzungen, um sich in Sachen Lokalpolitik aufzuschlauen. Daher sind sie angewiesen auf die zwei bekannten Tageszeitungen, die plötzlich den Bürgermeister und dessen aus deren Sicht seltsames Tun in die öffentliche Aufmerksamkeit zerren. Keine Woche ohne Glosse oder kommentierende Berichterstattung. Allerdings ist dann auch eine Gleichbehandlung aller am politischen Leben Beteiligten zu sehen.

So wurde ziemlich nüchtern die öffentliche Vorstellung eines Kandidaten behandelt, dessen Ziel darin bestand, einen kräftigen Schritt zurück in die alte CSU-Zukunft zu fordern. Hat nun die Presse dessen Inthronisation überzogen kommentiert? Oder ist der Kandidat gar selbst mit dem Schritt zurück in die Zukunft an die Öffentlichkeit gegangen (Ruhe im Rathaus, Mitarbeiter nicht zu überfordern oder gar dazu zu motivieren, wieder Dienst nach Vorschrift zu machen)? Seltsam klingt die Listenverbindung an, die auf eine hohe Moralelastizität der Wahlbürger zu setzen scheint.

Tutzing hat nur zwei Zeitungen. Aus vermutlichen Auflagegründen greift eine Zeitung sogar ins tagespolitische Geschehen ein. Zu Kaffee und allgemeiner Nörgelstunde wird eingeladen; freudig strömen die Lokalgrößen dort hin und nörgeln an der eigenen Unfähigkeit herum. Trotzdem, es lohnt sich ein Blick in die richtige Presse, um sich ein Bild der herannahenden Schlammlawine machen zu können. Ein drittes Blatt, das sich gerne objektiv nennen würde, zählt nicht und darf nicht zählen. Wegen der nur monatlichen Erscheinung und des immer stärker werdenden Verdachts, lediglich das Zentralorgan der örtlichen CSU zu sein, gerät dieses Blatt immer mehr ins Visier der kritischen Leser. Auch hier wurde die Grenze vom Beobachter zum Akteur bereits überschritten. Flankieren ließen sich die Erkenntnisse allerdings durch einen Besuch der kommenden und auch letzten Gemeinderatssitzungen. Jeder Gemeinderat wäre froh, auf die Geschehnisse im Gemeinderat und seine eigene hilflose Rolle angesprochen zu werden. Solange die Presse ihrer eigentlichen Aufgabe nicht nachkommt, Kommentare, Glossen und Berichte auseinanderzuhalten, muss halt die liebe Leserschaft selbst zum Besen greifen und mal in den Laubhaufen des Gemeinderats hineinkehren.

Kurz vor Schluss zum Unterholz: Ortsteilversammlungen werden als probates Mittel vermutet, den fragenden und immer wohlmeinenden Ortsteilbürger zu animieren, seine Freude an gemeindlichen Groß-, Un- oder Nichttaten zum Ausdruck zu bringen. Das führt sofort zum “offenen Rathaus“.

Was ist eigentlich aus dem offenen Rathaus geworden, in dem zu jeder Zeit der fragende oder gar hinweisende Bürger empfangen und behandelt wird?

Fast gar nichts wurde daraus! Die Gemeinderäte schwärmen lieber aus in die Ortsteilversammlungen, damit dort der staunende Ortsteilbürger feststellen kann, wie prächtig die Räte am jeweils eigenen Strick ziehen. Was muss eigentlich passieren, damit dieses Rathaus eine Stätte der Begegnung wird?

Es grüßt Sie ein ziemlich nachdenklich gewordener

Josef Bimslechner

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