…. ach, so ist das also!

Mein Bruder im Geiste (gewiss liest er, der Franz, das jetzt nicht gerne) nutzte den guten alten Karl Valentin zur Beschreibung einer Beobachtung. Hätte ihm die Beobachtung gefallen, würde er nicht darüber schreiben.
Es lässt sich auch ohne Karl Valentin beschreiben, was da wieder los ist – auch wenn dieser sicherlich seine helle Freude daran gehabt hätte, bei allem, was da wieder abging und abgeht. Alleine der Presse-Hub in Sachen Gemeinderatsleistung macht ja schon nachdenklich und ist für sich durchaus beschreibenswert.

Von sich, ihrer Arbeit und auch Darstellungskunst überzeugte Gemeinderäte weisen tunlichst darauf hin, dass wir jetzt die Nachwahlzeit haben. Soll heißen, dass so manche Dinge der Vorwahlzeit nun unter anderem Licht gesehen werden sollten.

Da wird die staunende Hörer- und Leserschaft gerne mal für unbedarft gehalten.

Alle damaligen Versuche in Sachen “Dritter Aufzug“ erscheinen plötzlich für die Katz; es wurde sogar Zeit dafür verschwendet, eine Rampe für Rollstuhlfahrer in Erwägung zu ziehen. Während das Gefälle dem schiebenden Enkel durchaus Freude bereiten würde, dürfte die Steigung so manchem mit deren Bezwingung Beschäftigten eine gewisse Röte ins Gesicht steigen lassen. Nicht vor Anstrengung, nein, vor Wut über die Art der Behandlung des gesamten Komplexes und derjenigen Bürger, die eigentlich von ihm profitieren sollten.

Da haben wir nun einmal den Vorteil einer Kontinuität im Gemeinderat und damit dessen Zusammensetzung. Umso tragischer muss es deshalb anmuten, dass sich keiner dieser Experten an die Dinge erinnert, die im Vorfeld der Wahlen bekannt waren und behandelt wurden.

Und nun will mein Bruder Franz sogar ein Preisausschreiben auflegen. Er lockt mit Geld. An zweiter Stelle mit einem Bild (Hinterglasmalerei?) eines Gemeinderates; an dritter Stelle mit kostenlosem Besuch einer Gemeinderatssitzung. Eines hat er aber vergessen. Nämlich, dass Gemeinderäte Geld für ihre Sitzungen erhalten. Komischer Zusammenhang, der sich da aufbaut – Karl Valentin würde sich königlich amüsieren.

Welches Thema man auch herausgreift, alles Schnee von gestern. Beachvolley-Ball: Fehlanzeige! Das große Engagement des Tutzinger Nachwuchses ist – es ist zu erahnen – ebenfalls für die Katz!

Mein Kollege spricht in seinem Beitrag vom Kollateralschaden. Kann es sein, dass er irrt? Es gibt einen klaren Kollateralnutzen! Es haut nämlich keiner den zukunftsorientierten Räten auf die Finger, die sich an ihrer eigenen Vergesslichkeit laben und sich wohlig im Schatten der untergehenden Sonne räkeln.

Eine ganz besondere Nummer ist das Go-Ahead-Projekt Seehof. Wenn eines Tages die Geschichtsforscher die Akten zu diesem Meinungsbildungsprozess ausgraben, dann wird die Zusammenfassung ein Renner. Die Heimatbühne wird sich vor Anfragen zur Verlängerung dieses Lokal-Stückes nicht mehr retten können, die Kasse wird überquellen.
Meines Bruders Zeilen enden mit der Frage, ob das, was er da geschrieben hat, eigentlich eine Glosse sei. Klare Antwort hierzu: es ist in der Tat eine Glosse, die sich ja gerne mal satirischer und ironischer Formulierungen bedient.

Der Witz – und das ist keine Ironie – besteht nun aber darin, dass in Tutzing das passiert, was sich auch in der großen Politik abspielt. Die eigentliche Beschreibung höchst seltsamer Zustände überlässt man dort gerne den politischen Kabaretts. Vermutlich auch deshalb, weil sie so spät nachts senden und nur diejenigen erreichen, die eh schon vom Glauben abgefallen sind und sich durch all die Uthoffs, v. Wagners, Schramms, Hildebrandts, Pispers, Springers, Altingers, Egersdoerfers nur noch bestätigen lassen. Und glauben, nichts tun zu müssen, es erledigt ja der politische Kabarettist – welch Ironie.

In Tutzing ist das noch etwas anders. Glosse, Satire und Dreistigkeit leben hier dicht beieinander und können nur von Kennern des Fachs geortet werden.
Besuchen Sie doch einmal die Gemeinderatssitzungen – egal, ob kostenlos oder nicht- und hören Sie sich die Leute an, die vor der Wahl etwas anderes als nach der Wahl sagen und dann auch noch stolz sind auf das, was sie dem unbedarften Wähler an Verhohnepipelung noch mit nach Hause geben.

Der geneigte Leser und verhohnepipelte Wähler könnte sich spätestens an dieser Stelle auf die Kontroll-funktion der lokalen Presse berufen. Leider scheint jene irgendwo zwischen Seehof und Bergwiese abhanden gekommen zu sein – schon lange werden keine Finger mehr in Wunden gelegt.

So steht beispielsweise mitten im Ort am Beginn der Traubinger Straße die Talstation einer Seilbahn, die Bergstation fehlt aber noch. Allgemein wird gestaunt über das heftig zugebaute Tutzing, doch niemand will sich daran erinnern, wer da wohl in irgendeiner Form bei irgendeiner Abstimmung mitbeteiligt war. Nun plötzlich gibt es Regeln und Kriterienkataloge. Ja, wonach haben die denn früher entschieden, nach Windrichtung und Luftfeuchtigkeit?

Unsere Gemeindehäuptlinge blicken jetzt nur noch nach vorne. Sie gehen den richtigen Schritt in die richtige Richtung, sie haben etwas auf den Weg gebracht, die Weichen sind gestellt, die Tücher sind trocken.

Dieser alles vernebelnde Staatskanzlei-Hohlsprech ist nötig. Denn würden die Gemeinderäte zurück blicken, gäbe es keine Witze und Glossen mehr. Deshalb schauen alle nur nach vorne in der festen Hoffnung, des Wählers Gedächtnis sei zukünftig noch kürzer als bisher. Ein besonderes Beispiel ist in dem Zusammenhang der Radweg nach und von Kampberg. Will sich denn niemand mehr daran erinnern, wie seltsam es seinerzeit zuging, das Ding in die Presse und zeitgleich in den Bund der Steuerzahler zu bringen? Aber warum sollte man sich an etwas erinnern, was mittlerweile sowieso keine Rolle mehr spielt. Und das ist nicht ironisch gemeint – oder vielleicht doch?

Aber immerhin mit herzlichem Gruß

Ihr Josef Bimslechner

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