In der Februar-Ausgabe wiesen die TN auf eine Vortragsreihe unseres Tutzingers Karlheinz Fuchs hin. An zwei Abenden werden technische und ethische Grundlagen vermittelt. Darauf aufbauend werden einzelne Projekte und ihre Auswirkung auf unser Leben beleuchtet.

Titel: Wie lernen Menschen und Maschinen? – Vergleich der Leistungsfähigkeit – Gesichts- bzw. Mustererkennung – Ethische Prinzipien – Die Bedeutung von Daten.

Die durch den immer schneller fortschreitenden technologischen Wandel mittlerweile nahezu uneingeschränkte Erfassung von Informationen (Daten) und das damit Inbeziehung-Setzen der Daten zueinander ist Gegenstand der Vortragsreihe. Im ersten Teil der Reihe wurden die Rahmenbedingungen beschrieben bis hin zum menschlichen Gehirn, das ab Netzhaut der Augen bereits digital arbeitet. Die Themenstellung ist vor dem Hintergrund derzeitiger Diskussion in Politik und Wirtschaft insofern sehr interessant, weil es kaum noch Nachrichten gibt, in denen die Worte Künstliche Intelligenz, Digitalisierung und deren Bedeutung für die Gesellschaft nicht fallen.

Nahezu jeder versteht unter KI etwas anderes. Vortragender Fuchs beschreibt in beiden Vortragsreihen, woher die Bedeutung kommt, welche Inhalte es sind, wie sehr es uns bereits betrifft und weswegen wir uns darauf einstellen müssen, damit zu leben.

KI wird auch definiert als „Nichtbiologische Intelligenz“. Wobei mit dieser Begriffsfindung es einfacher ist, sich vorstellen zu können, was sich dahinter verbirgt. Nämlich das Erfassen und Auswerten von Informationen.

Wir besuchten den ersten Teil der Vortragsreihe und gingen mit der Erkenntnis, der Vortragende lege mit seiner Vortragsreihe eine sehr gute Basis zum Verstehen der Schlagworte und damit Inhalte der Technologien, die uns allerdings schon seit Jahren begleiten. Nun aber immer mehr und sehr stark ins Blickfeld der Politik kommen.

Die Vortragsreihe beschreibt Realitäten, Trends und Mythen. Der Anspruch des Vortragenden besteht darin, eine gewisse Ordnung in die Betrachtung der Dinge und Begriffe zu bringen. Zugleich weist er auf die Gefahren eines immer stärker werdenden Missbrauchs von Informationen hin.

Die erste Veranstaltung am 05.02.2020 war gut besucht, didaktisch sehr gut aufgebaut und erreichte sowohl Kenner als auch jene, die sich bisher nicht oder kaum damit beschäftigten.

Wie in Tutzing immer häufiger üblich, Veranstaltungen zu Politik und Zukunftstechnologien werden vorwiegend von älteren Semestern besucht. Obwohl die angesprochenen Themen vorwiegend die Jugend betreffen. Denn diese wächst in die Welt hinein, die sich in den nächsten Jahren aufgrund der technologischen Möglichkeiten massiv verändern wird.

Der zweite Vortragsteil (12.02.2020, Roncallihaus, 1900 Uhr) wird Anwendungen der Technologien zeigen, die Chancen und vor allem auch Risiken.

Vielleicht gelingt es Ihnen, lieber Leser, auch die Jugend zu animieren, sich mit der bereits eingesetzten Zukunft und auch Herkunft der Technologien zu befassen.

Hier Teil 2 zum vortrag am 12.02.2020:

Im Teil 1 wurden die Grundlagen zum Verständnis des Begriffes KI gelegt. Aber auch ohne die Grundlagen verstand der Besucher in der zweiten Runde anhand der Beispiele sofort, was und in welcher Dimension sich da auf die Gesellschaft zubewegte. Ob wir das wollen oder nicht, es kommt und nicht ohne Grund sind jene, nahezu über Nacht mehrstellige Milliardäre geworden, die das weltweiten Sammeln und Verarbeiten von Informationen (Daten!) zum Geschäftsmodell haben. Beispiele fahren laufend vor unserer Haustüre herum. Jeff Bezos (Amazon) hält nur noch die Hand auf durch den Verkauf unserer persönlichen Daten; Marc Zuckerberg (Facebook-WhatsApp) wird als Datenhändler jede Minute noch reicher und verlangt neuerdings in einer seltenen Abgehobenheit von der Realität die staatliche Regulierung seiner Geschäftsmodelle. KI ist nicht irgendeine Theorie, sie spielt sich vor der Haustür und den eigenen vier Wänden ab.

Die ungeheuren Technologie-Sprünge in der Welt der Halbleiter machen es möglich, alle Daten (Informationen) überall zu speichern. 20% der gesamten Energiekosten einer Stadt wie Frankfurt werden nur zum Betrieb von Computern, deren Aufgabe die Speicherung und Verarbeitung von Daten sind, benötigt. Da fragt niemand nach grünem Strom.

Wer sind die Nutznießer KI? Wir alle! Jedenfalls nutzen wir KI, ob wir es wollen oder nicht.

Im Bereich der Medizintechnik sind aufgrund völlig neuer Diagnoseverfahren Erkenntnisse möglich, die ohne weltweites Sammeln und in mehrdimensionaler Gegenüberstellung von Daten gar nicht möglich wären. Wer wollte da schon dagegen sein?

Im Bereich der Personen-Erkennung (besser: Gesichtserkennung) freut sich jeder Innenminister, rechtzeitig wählerwirksam herausgefunden zu haben, wer wohl demnächst kriminell wird oder nicht. Hier gelangt die Datensammelwut an eine entscheidende Grenze: Was darf und was darf nicht gesammelt und ausgewertet werden? China ist da Europa um Jahrzehnte voraus. Dort ist nahezu jeder erfasst und verhält sich auch entsprechend. Oder wird dazu angehalten. George Orwell lässt grüßen! Ethische Fragen wurden übergeordnet bereits beantwortet.

KI entsprechend bereits genannter Definition und die Technologiesprünge macht es also möglich, Dinge zu tun, die bei näherem Hinsehen höchstkritisch sind; gemessen an dem Wertsystem, das in Teilen Europas noch gilt. Andere Teile der Welt sehen das völlig anders und haben die Schürfrechte nach viel Geld mithilfe des Bürgers Daten freigegeben.

Die Möglichkeit des Datensammelns und des Datenvergleichs macht uns Bürger gläsern. Wir sind jederzeit auffindbar und durch z.B. Werbung beeinflussbar. Bald wird nicht mehr gefragt, ob wir das wollen oder nicht. Es wird gesammelt und die sehr gefährliche Aussage der Durchschnittsbürger, man habe nichts zu verbergen, ist die Geschäftsgrundlage derer, die mit unseren Daten handeln. Mit dem klaren Ziel der Manipulation.

Die Frage, inwieweit KI Jobs wegnimmt, ist mittlerweile klar zu beantworten. Wir sind mittendrin, doch aber erst am Anfang. Profitieren werden Großkonzerne; jedoch nicht die, die wir vielleicht kennen. Es sind Facebook und die anderen weltweiten Datenhändler, die nur mit den Daten handeln können, wenn wir deren Geschäftsmodell benutzen. Uns bekannte etablierte Großkonzerne verdienen zwar auch an KI, vorwiegend aber durch massiven Wegfalls von Arbeitsplätzen, die, aus Gründen der Rationalisierung durch KI (Massenspeicherung und Algorithmen) erst möglich gemacht wurden. Alle etablierten Industriefelder und Dienstleistungsbereiche (Versicherungen, Banken, Anwaltsbüros) stehen vor dieser Situation, Mitarbeiter in hoher Zahl dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen.

Autonomes Fahren ist ein Musterbeispiel fehlgeleiteter Diskussion im Bereich der Technologiemöglichkeiten. Autonomes Fahren wird nie kommen, denn KI kann nicht das, was ein Mensch kann bzw. hat: Gefühle und die Assoziationsfähigkeit. Natürlich kann ein Flughafen-Zubringer über 400m autonom fahren. Das bringt den Wegfall einer schlechtbezahlten Stelle als Zugführer, mehr nicht. Ist das das Ziel der Gesellschaft, technisch Machbares immer sofort und dann auch noch zu Lasten der Menschen umzusetzen?

KI ersetzt vorerst dort den Menschen, wo dessen Funktionen aus vorwiegend Routinetätigkeiten bestehen.

Der zweite Teil des Vortrags endete mit folgendem Satz:

An welcher Stelle auch immer ethische Prinzipien wirksam werden, sie setzen immer Transparenz voraus. Das bezieht sich auf alle Aspekte, die für KI Systeme relevant sind. Es beginnt mit dem Auftraggeber (wer finanziert das Vorhaben?), welche Ziele sollen mit welchen Vorgaben erreicht werden, wer realisiert mit welcher Hardware und Software das Projekt, wer ist Betroffener und wie wird das System trainiert und kontrolliert. Bei der Bedeutung von KI-Systemen für das menschliche Leben ganz allgemein, muss alles offen kommuniziert werden. Das von Kant als Grundprinzip der Aufklärung formulierte „sapere aude“ (habe den Mut, selber zu denken) setzt Transparenz voraus. Was die Gesellschaft insgesamt betrifft, und was tief in das Leben jedes Individuum eingreift, darf nicht nur wenigen „Wissenden“ zugänglich sein, die damit nach Belieben manipulieren können

Anmerkung: Der Vortrag verwies mehrfach auf die Behandlung des Themas in den Wochenzeitungen, den überregionalen Tageszeitungen und den Büchern, die sich aktuell mit der Lage des Hochtechnologie-Landes China und der grenzenlosen unternehmerischen Freiheit US-amerikanischer IT-Konzerne beschäftigen.

Schlussbemerkung: Neu ist das Thema KI nicht! Mitte der 60er-Jahre begann sichtbar das sog. Zeitalter der maschinellen Datenverarbeitung. IBMs heutige Aktivität „Watson“ hat Vorfahren, 1960 jener berühmte Rechner 1401 und dessen Peripherie. Ein riesiger Boom, viele Beschäftigung Suchende konnten durch die in Deutschland in voller Breite einsetzende maschinelle Datenverarbeitung umgeschult werden, sie arbeiteten als Programmierer und machten Karriere. Ein massiver Strukturwandel in einem stark wachsenden Gesamt-Markt funktionierte nahezu reibungslos. Heute steht uns Ähnliches bevor. Nur mit dem Unterschied, die bisherigen Facharbeiter und im mittleren Dienstleistungsbereich tätigen Fachkräfte können nicht in kürzester Zeit auf ein Profil umgeschult werden, in dem MINT-Fähigkeiten Voraussetzung sind. Daher sind Bildungspolitik, Unternehmenspolitik und Arbeitsmarktpolitik gefordert wie selten zuvor. Steuerpolitik ebenso, denn nur die KI im weitesten Sinne machte und macht weltweiten Steuerbetrug (Cum-Ex-Geschäfte), Finanztransaktionen und vollautomatisierten Aktienhandel möglich.

Hier sind die Staatenlenker gefragt, welchen Ordnungsrahmen sie legen wollen, damit KI nicht ein Manipulations-Instrument Weniger zum Schaden Vieler wird.

Es kann noch weiter zurückgegangen werden. Konrad Zuse legte 1941 mit seiner Z3 den Grundstein zu dem, was heute unter KI behandelt wird.

Diese Bemerkungen zur Vortragsreihe KI sollen auch bewirken, zukünftig die Angebote von Tutzings Akademien und des Roncallihauses intensiver anzunehmen. Es war das Anliegen des Vortragenden Fuchs, darauf zu verweisen, mit KI müssen wir uns befassen! Ob wir wollen oder nicht. Die KI mit allen positiven und weniger positiven Auswirkungen ist weltweit Gegenstand der Politik und der Gesellschaft.

 

 

 

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