Immer dann, wenn ich einer Zeitung die Listung der Kandidaten entnehme, frage ich mich, welchen Zusammenhang es zwischen dem umworbenen Wähler und den Kandidaten geben könnte.
Einerseits stellen sich alte Gesichter zur Verfügung, zumeist in der Annahme, in der Vergangenheit alles Erdenkliche zur Freude des Wählers getan zu haben. Mit alten Gesichtern meine ich natürlich die Erfahrenheit, nicht das Zählalter. Andererseits gehen rund um unseren zu verteidigenden See ganze Clans auf die Listen, damit wenigstens einer aus der Familie in die hohe Politik einsteigen kann.
Einen derartigen Andrang hat es vermutlich selten gegeben. Selten jedoch gibt es heute mehr zu zeigen als die Einstellung, man kenne schließlich das Gesicht oder gar die Gesichterinnen, die plötzlich im Reißverschlussverfahren in die Nachmoderne eingezogen sind. Allen gemeinsam ist bisher, auf den Bekanntheitsgrad zu setzen, weniger auf Sachaussagen. Kämen nämlich Sachaussagen zur Lage der Kommunen und deren Verknüpfung in die sogenannte überregionale Politik, wäre so manchen der demnächst verteilten Flyer oder Luftballons die Luft ausgegangen.
Es sprach sich doch glatt herum, Umweltthemen berührten Aspekte der Kommunalpolitik. Und Klimafragen in deren Komplexität seien in einzelnen Landkreisteilen angekommen; schließlich sei auch die Jugend aufgewacht und wagt es, anstatt auf segensreiche technische Innovationen zu warten, in den Protest zu gehen.
Aber irgendetwas macht nachdenklich. Es hat mittlerweile auch der letzte Schnarchzapfen begriffen, Politik werde von der Politik gemacht, also von Politikern. Und solche sitzen ganz unten, Basis nennt man das, und die wüssten, wie das mit dem Politikmachen ginge. Nachdem also von den etablierten und vielen Politikfreunden, die hinzukommen möchten, nichts auf dem Feld Bedrohung unserer Art, Politik zu machen, zu lesen und zu hören ist, scheint‘s mit der Bedrohung nicht weit her zu sein. Hätten wir wirklich die Bedrohung vor der Haustür, dürften die, die bisher für die Abwendung der Bedrohung verantwortlich waren, gar nicht mehr antreten. Sie treten aber an, mit bekannten Gesichtern (lt. Presse: Man kennt sich doch!) und das riecht beachtlich nach dem jahrzehntealten Erfolgsrezept WEITER SO!
Aus dem Gedanken, kritische und somit auch andersdenkende Geister an Bord zu holen, wird vermutlich erneut nichts mehr. Die Jugend, auch die ältere, permanent auf der Straße, müsste doch begriffen haben, dass ein geordneter Änderungsprozess nur über das Mitmachen in den politischen Gruppierungen möglich ist.
So, nachdem nichts von Versuchen, die Jugend mitzunehmen, zu lesen ist, dürfte also Entwarnung geblasen werden können. Bis uns der Wind so um die Ohren pfeift, dass wir dessen Richtung nicht mehr erkennen können und das Feld den echten Windmachern wieder überlassen müssen.
Es könnte sich als folgenschwerer Irrtum herausstellen, den durchschnittlichen IQ der Wähler auf dem gleichen Niveau zu vermuten wie dem eigenen; ihn, den Wähler, also zu unterschätzen. Bei manchen Politikern könnte die Zukunft kürzer sein als deren Vergangenheit. Eine Aufgabe, da für Klarheit zu sorgen, läge bei der Jugend. Denn deren Zukunft wird verspielt, nicht die der „weiter so-Experten“. Die haben ihre Zukunft hinter sich.
Es liegen demnächst nahezu alle Gesichter im Briefkasten. Was sagen die eigentlich zu den drängenden Fragen? Und zwar so, dass Wahlkampfklamauk wie Reißverschlussverfahren und Ausgewogenheit in Alter und Beruf nach der Wahl gemessen werden kann.
Ist sie eigentlich zukunftsweisend, die vorwiegend inhaltslose Vermittlung der Leistungen über Photoshop und Plakatwände?
Bin gespannt, wie es unser Landkreis schafft, in die nächsten 12 Jahre zu schauen.
Ihr JB
Der Wechsel von Demokratie in Autokratie erscheint unaufhaltbar. Ein höchstrangiger Regulierungskontrolleur steigt einfach um in die Welt derer, die er vorher scharf zu kontrollieren hatte. Auch Kontrolle auf Kommunalebene gab es fast nie. Nicht einmal die Presse wird der ihr zugedachten Rolle gerecht. Wer nicht gewählt wurde, der wurde halt nicht gewählt. Niemanden interessiert, warum jemand gewählt wurde und erst recht nicht, warum jemand durchgefallen ist, der unbedingt einen warmen Platz im ersten Stock des Rathauses behalten oder haben wollte.
Wenn schon die Welt am Rande total ungelöster Fragen (trotz gesunden Scheuer-Verstands) entlangschlittert, wieso hängt in keinem Tutzinger Schaufenster der Aufruf, die häufig zitierten jungen Leute, mitten im Leben stehend, müssten zur Sicherung der Zukunft einen deutlichen Beitrag leisten? Also den Gemeinderat in seiner Bedeutung endlich einmal ernst nehmen und daher in ihn hineinwollen. Der Gemeinderat hat zwar einen Ernst, einer alleine genügt nicht!
Im Nachbar-Landkreis feiert derzeit ein ehemals Tutzinger Unternehmen mit hoher Wertschöpfung die fünffache Vergrößerung; im Tutzinger Raum gab‘s für dieses Unternehmen keine Chance, aber nun eine Rolltreppe für Handelsware und Schnäppchenjäger.
Vom JBs spitzer Feder hätte ich erwartet, mal die hiesige Wirtschaftslage, die Geschäftsleute und deren fatalistische Grundhaltung, durch Wegschauen bloß nicht aufzufallen, aufzuspießen.
Zu den Geschäftsleuten gehören auch die gut vom Fremdenverkehr Lebenden, denen zwei Bahnhöfe ein Dorn im Auge sein müssten. Zuallererst der von Tutzing und dann dessen Vorbild in Starnberg.
HF