Wer nicht hören will, muss lesen. Dieser Tage erfolgte der erste Aufruf, die Wahlvorbereitung politischer Gruppierungen zu beobachten. Zu beginnen scheint die SPD. Die hat’s gut. Sie wurde überschaubar, sie kann mit einer Stimme sprechen. Mehr hat sie leider auch nicht, zumindest im Gemeinderat.

Die Aktivitäten dürften überschaubar werden, denn die EU-Wahl macht’s möglich, sich Gehör zu verschaffen. Dieser Trockenlauf wird ernst, denn nahezu alles, was bei der EU-Wahl eine Rolle spielt, ist für die Kommunalwahl von Bedeutung. Ob die SPD die Klammer zwischen EU und Kommune hinbekommt, das wird spannend. Ich stell mir jetzt so beim Schreiben vor, der EU-Schulz, senkrechtstarterfahren, wird für Tutzing eingeflogen…, das wäre vergleichbar mit dem Streich der CSU, den ex-Landwirtschaftsminister vorzuführen, damit jeder weiß, wie so manch ein politisches Personal aussieht und was es drauf hat.

Weil wir gerade bei der CSU sind, auch sie bereitet sich auf die EU-Wahl vor, scheint aber den Unterschied zwischen EU-Wahl und Kommunalwahl noch nicht so recht herausgearbeitet zu haben. Kann aber daran liegen, dass sie viel früher als die SPD die Zusammenhänge erkannte und daher gar nicht  erst darauf hinweisen muss. Immerhin sagte sie kürzlich bei der Besichtigung ihrer nicht ganz erfolgreichen Stunden so schön, es gäbe den Fußball, die Politik und die CSU. Das erinnerte mich sofort an die beliebte Aufzählung: Radfahrer, Frauen und Menschen.  CSU, was ist los, wollt Ihr mit solchen Schoten Wähler beeindrucken? Selbstkritik ja, aber nicht so!

Was die Freien Wähler zur EU-Wahl vor haben, ist nur zu erahnen und daher noch nicht fürs Papier geeignet. Die Freien Wähler denken schließlich in ganz anderen Horizonten. Gemeint sind Zeithorizonte, verbunden mit Führungsfragen. Führung, das hat ja auch etwas mit Unternehmen (gemeint ist auch das substantivierte Verb) zu tun. Hat ein Unternehmen am Markt Probleme, kommt der Berater McSowieso, wirft die Hälfte der Leute raus, benennt die Reparaturannahme um in Dialog-Center, zerlegt das Unternehmen in appetitliche Scheiben und macht dem obersten Management ein Angebot, das dieses nicht ablehnen kann. Und schwupps, der Gaul rennt wieder, allerdings mit rasiertem Fell und neuem Reiter obendrauf.

Was das mit Tutzing zu tun hat? Ganz einfach, das Unternehmen Verwaltung und der Gemeinderat sind hinsichtlich Meinungsbildung und Durchsetzung eine Einheit. Die Kommunalwahl ist dazu da, dem Unternehmen Verwaltung/Gemeinderat die Leviten zu lesen. Das Unternehmen, so wurde vor langer Zeit das Selbstverständnis von Verwaltung und Gemeinderat beschrieben, wird vom Wähler zertifiziert oder auch nicht.

Tutzing ist da in einer kommoden Situation. Das Oberhaupt der Gemeinde kann unbeschadet der kommenden Wahl bis 2024 weiterregieren; es muss sich lediglich auf eine aufgefrischte Führungsmannschaft, das ist der Gemeinderat, einstellen. Wobei erste Meldungen zeigen, wie sehr sich die Freien Wähler auf satte, also verdiente, Mehrheiten freuen können. Es muss nur noch der Übergang geregelt werden. Es kann unangefochten weitergeführt werden. Kontinuität heißt das dann. So gesehen stinkt der Fisch diesmal nicht vom Kopf her, es müssen nur paar unterschiedlich mit Fleisch versehene Gräten und Flossen ausgewechselt werden.

Auf jeden Fall wird es spannend, zu sehen, wie die mittlerweile genannten neun Anspruchsvertreter sich vor der EU-Wahl aufstellen. Damit ist gemeint, wie die sich auf die Kommunalwahl vorbereitenden Gruppierungen in Europafragen einbetten, dann aus den Betten herauskommen und das zum Ausdruck bringen.

Da kommt noch etwas auf uns zu, was vermutlich nur die erahnen, die jetzt schon auf die Straße gehen und erfolgreich wider den Stachel löcken. Der Generationswechsel im Erholungsort am See wirft erste Schatten.

Wie das nun geht, zeigen die nächsten Wochen.

Ihr JB

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