War da mal was? – Vor langer Zeit war mann/frau der administrativen Führung von Verwaltung und Gemeinderat überdrüssig. Unternehmerische Führung, auch in der Verwaltung, wurde verlangt und daher auch sofort angeboten, sogar mit ca. 30% aller Stimmberechtigten gewählt!

Den Gemeinderat hingegen unternehmerisch zu führen, diese Forderung ist schon ein heftiges Unterfangen. Wie können Kleinkünstler und große Geister, die ausschließlich ihrem verbrieften Gewissen unterliegen, unternehmerisch geführt werden? Erschwerend kommt auch noch hinzu, dass das Gewissen mancher Künstler und Geister noch gar nicht so recht erforscht wurde. Zumindest erschloss es sich dem tumben Wähler nicht. Dadurch, dass Rat und Verwaltung sich noch nie so recht mit konkreten Beiträgen zu sehr konkreten Fragen (Bahnhof etc., Litanei bekannt) geoutet haben, ist es in der Tat sehr schwer. Wobei die alleserklärende und verblüffend griffige und immer noch nicht zurückgenommene CSU-Aussage, was wir auch entscheiden, sich keine Sau dran halten würde, schon in den Bereich der Kultur einzuordnen ist.

Dieser Tage war mitzubekommen, was für ein gutes Gedächtnis so manch ein Gemeinderat hat. Plötzlich werden erneut alte Schlachten geschlagen und man drischt wieder im Brustton der Überzeugung und moralinsaurer Entrüstung auf den ein, der sich nicht mehr wehren kann und es auch nicht tun wird. Ist das schon Wahlkampf oder bereits einsetzende Altersweisheit derjenigen, die nix anderes können, als jemandem am Zeug zu flicken?

Leute, das ist vergebliche Liebesmüh, das durchschaut der Wähler!

Was das alles mit unternehmerischer Führung zu tun hat? Ganz einfach! Jeder Unternehmer, ob groß oder klein, muss einmal im Jahr Rechenschaft über sein Geschäft ablegen. Dazu gehört auch bei den Buden, die an der Kante zulässiger Zahlen oder Vorgehensweisen entlangschlittern, die Karten auf den Tisch zu legen. Hierbei werden zumeist von den jeweiligen Aufsichtsorganen (das sind die Leute, die ein Interesse am prosperierenden Geschäftsprozess haben) klare Fragen gestellt. Das kann dann auch Grillen genannt werden. Es beginnt beim Kunden (Wähler), der sich schweigsam vom Unternehmen (G’Rat/Verwaltung) verabschiedet und geht bis zum Mitarbeiter einschl. der Führung, die dann immer auf das Heil durch Umorganisationen hoffen, damit die Unfähigkeit aller Beteiligten nicht ans Tageslicht kommt.

Wie soll nun eine Verwaltung unternehmerisch geführt werden, wenn es keinerlei Kontrollinstanz mit einem Zeitintervall von einem Jahr gibt? Das einzige Kontrollintervall beträgt sechs Jahre und Rechenschaft ist auch nicht möglich. Oder haben Sie schon einmal erlebt, dass eine Verwaltung oder gar ein Gemeinderat vor ein Kontrollgremium tritt, Rede und Antwort zu seiner mickrigen Leistung steht und dann „aus Sorge um seine Familie“ das Handtuch wirft? Klammheimlich verlassen Gemeinderäte die Bühne durch Abwahl oder sie treten einfach nicht mehr an.

Weil das so ist, ist es allen Beteiligten völlig wurscht, ob Ziele erreicht werden und ob überhaupt Projekte so vorgeplant werden, dass sie steuerbar im Sinne eines Controlling sind.

Es wäre ehrlich und zugleich notwendig, die Führung des Rathauses und die Kleinkünstler mit den großen Würfen träten endlich an die Öffentlichkeit mit der Botschaft: Unternehmerisch führen würden wir schon gerne, aber die Instrumente dafür fehlen uns. Wir wissen auch nicht, welche Instrumente uns fehlen. Und weil wir seit Jahren dies nicht zustande bringen, führen wir wie bisher. Nämlich gar nicht!

Das einzige Kontrollorgan der Politischen Kultur Tutzings geht nur alle sechs Jahre an die Urne, erbricht sich zumeist vorher am Stammtisch; die Wahlbeteiligung wird immer geringer. Und weil die geringer wird, ist Wählerbeschimpfung bald hoch im Kurs. Die CSU versucht derzeit in ihrer Wagenburgmentalität das Spiel auf Landesebene.

Die derzeitige Diskussion über das seltsame Verhalten der AfD-Steigbügelhalter brachte mich darauf, mal von der großen Politik in die kleine hineinzuschauen.

Wer’s anders sieht, kann gerne der TL einen bösen Brief schreiben. Vielleicht hört auch die dann endlich auf, immer nur herumbimslechnern zu lassen.

Es grüßt Sie, lieber Leser,

Ihr Josef Bimslechner

One Reply to “Nachricht an Tutzing, für Tutzing”

  1. Was ist bloß mit der Tutzinger Liste los? Da schlupfen über die Hintertüre die Bimslechners rein und maulen regelmäßig an der Art der unternehmerischen Führung hoheitlicher Aufgaben herum. Eines aber scheinen beide Experten vergessen zu haben. Die neuerdings investigativ arbeitende SZ-STA grub nämlich Unregelmäßigkeiten zum Rechnungsprüfungsbericht aus, berichtete zeitnah, zitierte einen vermutlich sehr oberflächlich gehaltenen Bericht und zog den Beitrag sofort wieder klammheimlich zurück. Wer hat sich da geirrt; hatte man erneut Sorgen, ein wieder einmal an die Presse durchgestochenes Papier könnte zu einer Anzeige führen?
    Wenn schon JB in gestelzten Worten die Dinge aufs Korn nimmt, dann soll er doch mal konkret werden und hinterfragen, weswegen der SZ-Artikel plötzlich verschwand. Vor allem, wem das nun wieder nutzt, Erkenntnisse zu verschleiern. Halb Tutzing tuschelt über Finanzierungsgegebenheiten zu IT-Fragen des Rathauses. Wobei die Fragen zurückzugehen scheinen auf 2014. Ich hätte von JB erwartet, er nimmt sich mal dieses geldwerten Themas an.
    Im Rathaus sitzen mehrfach im Monat Leute am Tisch des Rates, die genau wissen, wie in unternehmerisch geführten Organisationen mit derartigen Vorgängen umgegangen wird.
    Sehr erklärungsbedürftig, was sich da die Führung mit offenkundiger Billigung des Gemeinderates leistet.
    HF

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