Diversen Pressemeldungen zufolge stimmte der EU-Umweltausschuss dieser Tage mit großer Mehrheit gegen eine Verlängerung der Zulassung von Glyphosat. Die jüngste Meldung ist vom 24.10. und hat zum Inhalt, dass auch das Europaparlament für  ein Auslaufen der Zulassung des enorm schädlichen Pflanzengifts stimmte. Jetzt kommt es auf die nationalen Regierungen und deren Zustimmung an. Warum sich das mit den EU-Abstimmungen so kompliziert darstellt, werden wir demnächst unter dem Kapitel „Brüssel und Kommunen“ aufgreifen.

Der Sieg hat wie üblich viele Väter; gönnen wir aber den Sieg den überaus hartnäckigen und daher erfolgreichen EU-Grünen. Sie haben gegen massive Widerstände gekämpft und zumindest in der jetzigen Etappe gewonnen. Die lokalen Grünen haben sich jedoch, als es darauf ankam, sehr bedeckt gehalten.

Erfolg zieht an, so gehören nun die Beobachter mit der unsichtbaren Faust in der Tasche auch zu den Siegern, schließlich waren sie schon immer gegen Glyphosat. Einzig die immer mehr in Vergessenheit geratene ödp verfolgte strikt den höchst unangenehmen Kurs des Widerstandes und der Aufklärung. Trotzdem, die TUTZINGER LISTE wird weiterhin zusammenfassend berichten. Noch ist die Gefahr keineswegs gebannt, das Gros der Politiker folgt der Argumentation: Welthunger und Systemrelevanz der Pflanzengifte. Nicht zu vergessen ist: Die Berliner Regierung befürwortet Glyphosat, allen voran die Bundeskanzlerin.

Seit Tagen überschlagen sich auch Meldungen in allen Medien über den weltweiten Insektentot. Die Frage sei erlaubt: Handelt es sich hier um ein neues Phänomen? Ein Tutzinger Gemeinderat von den GRÜNEN -und zugleich einer von drei Bürgermeisterkandidaten- ruft per Facebook dazu auf, Insekten zu schützen. Ein Follower seiner Seite antwortet: „ Ich rette keine Insekten. Jetzt geht’s los“. Meint der Mann vielleicht: „Wenn die internationale Giftspritzerei der Landwirte von den Regierungen der Welt einfach so hingenommen wird, was soll ich dagegen tun?“

Am Tutzinger Samstags-Markt steht der Verschönerungsverein mit Zelt, Aufschrift: „Tutzing brummt“, ein Tutzinger CSU-Bürgermeisterkandidat verkauft dort Honig und Samen.

Richtig: Wenn keiner anfängt, geschieht nie etwas. Ein bisserl was können wir tun: Im eigenen Garten natürlichen Pflanzenschutz verwenden. Brennesselbrühe z.B. und der Natur Raum lassen – besser gesagt: Unordnung zu akzeptieren. also Blumen in der Wiese, ja auch Gras, einfach wachsen lassen. Gegen eine Mückenplage keine giftigen Sprays sondern ätherische Öle einsetzen. Und endlich das Wort „Ungeziefer“ aus dem Sprachschatz streichen, denn „Un“ ist dieses „Geziefer“ nur für uns, nicht in der Natur.

Aber: Nicht nur wir als Einzelne sind gefordert. Gigantische Chemie- und Pharma-Industrien vergiften im Einverständnis mit den von Lobbyisten umgarnten Politikern weltweit unseren Planeten. NGOs wie Greenpeace oder der Bund Naturschutz, auch Parteien wie die ödp und die Bundes-Grünen kämpfen seit 20 Jahren gegen diesen Prozess – erfolglos. Da macht es sich dann offenbar gut, wenn in aller Öffentlichkeit von den Medien über dieses die Welt bewegende Thema mal gejammert wird. Es wird sich nichts ändern, solange Politiker – auch Kommunalpolitiker –  die „sog. freie Wirtschaft“ schützen statt das Volk – und die Bienen.

Nachtrag:

Die Vertreter der EU-Mitgliedstaaten und der EU-Kommission haben heute eine Entscheidung über die Neuzulassung von Glyphosat im Ständigen Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel vertagt.

Eine Abstimmung über die Verlängerung der Zulassung für 10 Jahre blieb ohne Mehrheit. Die Bundesregierung enthielt sich. Das Europaparlament hatte sich gestern darauf geeinigt, dass die Zulassung für Glyphosat bis 2022 auslaufen soll. Zur heutigen Abstimmung im Ständigen Ausschuss sagt der Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Europäischen Parlament, Sven Giegold:

„Das Grab für Glyphosat ist bereits geschaufelt. Jetzt muss es um das Datum für die Beerdigung des Herbizids gehen. Es gibt in Europa keine Mehrheit für die ursprünglich geplante Neuzulassung für 10 Jahre. Dass es jetzt um ein Auslaufen von Glyphosat und nicht um eine Neuzulassung geht, ist ein großer Erfolg der Umweltbewegung. Über eine Million Europäerinnen und Europäer hatten eine Bürgerinitiative gegen Glyphosat unterzeichnet. Das ist ein Triumph der Zivilgesellschaft über die Agrarlobby um Monsanto.

Es ist ein Trauerspiel, dass sich die Bundesregierung als Zünglein an der Waage nicht positioniert. Wenn die Bundesregierung ihrer Verantwortung für Gesundheit und Umwelt nachkommen will, muss sie für ein schnelles Ende von Glyphosat stimmen. Jedes weitere Jahr, in dem Glyphosat auf unseren Felder eingesetzt wird, schadet Mensch und Umwelt. Nur eine glyphosatfreie Landwirtschaft kann im Einklang mit menschlicher Gesundheit und Schutz der Umwelt funktionieren.“

Mehr dazu:

One Reply to “Neues aus der Giftküche”

  1. Ja, was denn nun, liebe Presse?
    http://www.sueddeutsche.de/bayern/piding-erste-molkerei-verbietet-einsatz-von-glyphosat-1.3726095
    Die Politik singt dieser Tage das Hohe Lied von Glyposat. Zwei Vorstandsvorsitzende von DAX-Unternehmen erklären unisono mit der doch bekanntlich immer in Zusammenhängen denkenden Regierungschefin und dem dazugehörigen in noch größeren Dimensionen denkenden CSU-Landwirtschaftsminister, Glyphosat dürfe keinesfalls verboten werden, Welthunger drohe nämlich dann noch früher.
    Erste Molkerei aber verbietet den Einsatz von Glyphosat (SZ 27.10.17). Das betrifft eintausendachthundert Milchlieferanten. Katalanische Zustände im Berchtesgadener Land herrschen. Wohin karren die Bauern jetzt ihre Milch, bevor sie unter Zwangsverwaltung des CSU-Ministers gestellt werden? Wieso verschlafen hiesige GRÜNE seit Jahren die Angelegenheit? Doch nicht etwa wegen Nichtzuständigkeit, weil die bei der Bundespartei liegt?
    In der Schweiz gibt es bereits Güllegürtel; Kantone verhökern sich gegenseitig Gülle wegen zu viel und zudem falscher Viechhaltung. Was ist mit den Grünen los, nur Selterswasser, keine Milch mehr?
    HF

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