Endlich geht es los mit der Sanierung der Mittelschule!

MittelschuleDer Baukran ist aufgebaut, das Toilettenhäuschen abgestellt. Begonnen wird zunächst mit der Sanierung der Sanitäranlagen.

Oft haben wir uns in Gemeinderat und Haupt-, Finanz- und Werkausschuss sowie Bau- und Ortsplanungsausschuss damit beschäftigt. Ab jetzt und in den kommenden 6 Jahren wird die Mittelschule bei laufendem Schulbetrieb saniert, ein überfälliges Vorhaben, das mehrfach verschoben wurde. Dachterrassen werden überbaut, ein Pultdach hergestellt, mehr Platz und ein neues Erscheinungsbild sowie weitere Maßnahmen werden den Charakter dieses Gebäudes aus den 1970er Jahren deutlich verändern. Im Haushalt und in der mittelfristingen Finanzplanung der Gemeinde sind die erforderlichen Mittel eingestellt. Insgesamt wird ein Betrag von rd. 6,7 Mio. Euro benötigt – ohne die noch offene Möglichkeit, die Bücherei aus dem Rathaus an Ostseite der Schule die Traubinger Straße zu verlegen.

Anlässlich der Veröffentlichung in der Presse über die Eröffnung der neuen Grundschule Wörthsee („Schule als Lernlandschaft“) kam ich auf den Gedanken, ob sich denn eine sanierte Mittelschule nicht auch methodisch renovieren könnte. Die Art des Lernens verändert sich. Statt Frontalunterricht gibt es mehr Projekt- und Gruppenarbeit; elektronische Medien individualisieren das Lernen, lassen zeitunabhängiges Lernen zu und bieten online eine interaktive Lernwelt an. Inzwischen hat sich die Bezeichnung „Education Technology“ (kurz: EdTech) etabliert, an der Universität des Saarlandes gibt es bereits einen Master-Studiengang dazu. Auch Schulbuchverlage machen sich intensiv Gedanken zur Digitalisieriung des Lernes und entwickeln Produkte dazu.

Ein Gespräch mit meiner Gemeinderatskollegin und Schulreferentin Marlene Greinwald (Freie Wähler) hat mich ernüchtert. Die Mittelschule ist schon stark gefordert:

  • An den bayerischen Schulen sollen Integration und Inklusion durch eine Vielfalt schulischer Angebote ermöglicht werden. Dabei soll das vorrangige Ziel der Schulentwicklung aller Schulen die inklusive Schule sein (vgl. Art. 2 Abs. 2 BayEUG: „Inklusiver Unterricht ist Aufgabe aller Schulen“). Das gilt auch für die Mittelschule. Es gibt die Vermutung, die Staatsregierung wolle damit auch den finanziellen Aufwand für die Förderschulen verringern.
  • Die Mittelschule Tutzing bietet qualifizierten Schülern an, nach dem qualifizierenden Abschluss der Mittelschule in zwei zusätzlichen Schuljahren den mittleren Schulabschluss an der Mittelschule zu erreichen (Vorbereitungsklassen V1 und V2) . Dieses Angebot wird stark nachgefragt und gibt es im Landkreis nur noch in Starnberg. Diese Möglichkeit für Mittelschüler, einen höheren Schulabschluss zu erreichen, sollte aufrecht erhalten werden.

Der Lehrplan an sich ist eine Angelegenheit des Kultusministeriums und steht nicht zur Disposition. Die Aufgabe der Integration und Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf ist nur mit qualifizierten Fachkräften der Sonderpädagogik zu schaffen. Die Durchführung der Vorbereitungsklassen erfordern viel Initiative und Engagement. Die Art und Weise des Lernens in der dereinst sanierten Tutzinger Mittelschule hängt damit von den Lehrerinnen und Lehrern und deren Einstellung zu den neuen Ansätzen und Instrumenten ab. Vielleicht sehen Sie das anders.

 

 

 

 

4 Replies to “Neues Lernen an der Mittelschule?”

  1. Hier eine partiell andere Sichtweise, verehrte am Thema arbeitende Gemeinderäte.
    Die Umbenennung der Grund- und Volksschulen in Mittelschulen war ein hervorragender Kunstgriff der geistig unantastbaren Kultusbürokratie. Zur Verkleisterung von Systemmängeln (irgendwann gelernte Pädagogik, also Methoden von vorgestern mit Leuten von gestern für Leute von morgen) wurde eine Restschule werbewirksam umgewandelt in ein Institut zur Vermittlung von Fähigkeiten, die zur erfolgreichen Bewältigung zukünftiger Herausforderungen geeignet sind.
    Mit dem Anstreichen eines äußerlich nicht immer beeindruckenden Gebäudes und der Sanierung der Gebäude-Infrastruktur ist es insofern getan, weil Tutzinger Handwerksbetriebe endlich mal wieder vor Ort arbeiten können. Dass diese Arbeit hervorragend gelingen wird, steht wie immer außer Zweifel. Aber wie soll sich ein Kapital (lernende Kinder) verzinsen, wenn es bei nachweislich vorhandenen Defiziten (Schulgebäude und Fähigkeit des Lehrkörpers) nicht gepflegt werden kann? Nur ein Beispiel: Klassenstärke 30 Kinder, eine Unterrichtsstunde 45 Minuten. Wird der zumindest bundesweit noch geltende Dreisatz angelegt, bleiben einem Lehrer (zumeist sind es *innen) pro Kind 1,5 min/Unterrichtsstunde. Hierbei sind Inklusion und Integrationsleistungen außen vor gelassen.
    Also wäre das Anstreichen einer Schule mit dem Entrümpeln von Lehrplan und Abschaffung altbackener Didaktik durchaus verbindbar, bei näherer Betrachtung sogar unabdingbar. Das Argument, man hätte keine Planstellen, ist sicher ein wichtiges. Allerdings hat der Kultusminister Erfahrung im Beschaffen von Geldern, und sei es auch nur zur Beschäftigung von eigenen Familienangehörigen. Kumuliert 600.000 € kostete dieser Skandel den Staat. Mit diesem Geld hätten paar Teilzeit-Lehrer finanziert oder versiffte Schultoiletten renoviert werden können. Gelder wären also da, sie müssten nur freigegeben und umverteilt werden. Was übrigens eine Investition in die Zukunft der Heimat wäre und damit auch noch in den Zuständigkeitsbereich des neuerdings stark heimatorientierten Finanzministers fiele.
    Tutzing hat genügend Kinder und verzweifelte Eltern. Das Nebengeschäft mit Privatschulen und Nachhilfestunden blüht.
    Von den Kindern oder Jugendlichen, die durch unser angeschlagenes Schulsystem hindurch müssen, kann nicht erwartet werden, wider den Stachel zu löcken. Das zu tun, ist die vornehmste Aufgabe der Altvorderen. Von der etablierten Politik ist zum Thema jedoch überhaupt nichts mehr zu erwarten.
    Warum macht der BM(ödp) das Thema Mittelschule Tutzing und dessen „Innere Führung“ nicht zur Chefsache?
    HF

    1. Lieber HF.
      Ihrer gallbitteren Beschreibung der Zustände gehört ein Krönchen aufgesetzt. Leider habe nur ich sie gelesen…
      Hätten Sie – oder der Vorstand der TUTZIGER LISTE – eine Idee, wie man so wichtige Themen an die Öffentlichkeit bringen kann? Bürgerversammlungen? Marktstammtische? Oder? Warum bewegt sich nichts? Auch nicht in der TUTZINGER LISTE. Wo sind die Beiträge der Mitglieder?
      Helge Haaser

      1. Lieber Herr Haaser,
        eine Antwort könnte durchaus über die TUTZINGER LISTE als junge und völlig unverbrauchte Gruppierung kommen. Kollegen der anderen Zunft trauen sich nicht, sich aus dem Fenster zu lehnen. Entweder haben sie Kinder/Verwandte an dortiger Schule und werden daher einen Teufel tun, die Sache anzusprechen. Oder sie haben keine Kinder mehr an dortiger Schule und sind froh, nichts mehr mit ihr zu tun zu haben. In diesem Vakuum können nun sehr seltsame Kulturen gedeihen, die gewiss wirklich nicht förderlich sind.
        Hier müsste aus der betroffenen Breite heraus eine Bewegung entstehen, die in der Lage ist, eine präzise Beschreibung einer zutage getretenen „offenen Wunde“ zu liefern. Die Initialzündung muss von den Lehrern und Eltern kommen, die erst kürzlich mit dieser Schule „abschlossen“. Ein Hebel hierzu könnte durchaus eine Initiative des Gemeinderats sein. Das Kunststück wird darin liegen, das stadtbekannte Thema in eine aktive Öffentlichkeit zu hieven. Wozu haben wir eigentlich das Gremium Gemeinderat, dessen Arbeit zu 70% aus der Behandlung von Baufragen besteht?
        HF

  2. Danke, dass Sie das Thema aufgegriffen haben. Um, wie in Wörthsee, eine „offene“ Schule einzuführen, bedarf es natürlich auch räumlicher Veränderungen gegenüber der Vergangenheit. Eine gebäudliche Grundsanierung, wie offenbar hier angedacht, wäre die ideale Voraussetzung dafür. Die Aussage Ihrer von mir sehr geschätzten Kollegin ist leider realistisch – aber auch resignativ. Wo ein Wille, da ein Weg. Es fehlt dieser Wille beim Schulträger (Gemeinde, vertreten durch die Gemeinderäte) und, wie die Kollegin sagt, bei Schulleitung und Lehrern, die aus dem uralten Trott nicht mehr heraus können und wollen. Das Kultusministerium als „bösen Mann“ vorzuschieben, gilt nicht: ihm untersteht auch Wörthsee – und da zeigte sich das KM ebenso offen wie bei der Grund-/Mittelschule in Thalmässing bei Nürnberg, die dem KM offenbar als Musterschule gilt, wie die Nürnberger Nachrichten am 30. Juni in großer Aufmachung berichteten.
    Es tut mir leid wieder einmal sagen zu müssen: Der Schulträger namens Gemeinde Tutzing hat sich jeder Neuentwicklung bisher verweigert. Und Ihr gut gemeinter Vorschlag wird natürlich gleich mit dem Etikett „nicht möglich“ versehen und abgelehnt. Schade. HH

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