Ich habe mich schon darüber gewundert, wie wenig zum Wahlkampf zu lesen und zu hören ist. Es macht doch etwas her, ist ein Bürgermeister nicht am Wahltermin wählbar, weil bereits verfügbar. Jede Gruppierung hat mangels Gegner genügend Zeit und vor allem Muße, sich zur Wahl hin bemerkbar zu machen. Könnte ja sein, dass die Bundespolitik, egal ob in der Opposition oder nicht, noch einen unerwarteten Hype auslöst oder gar verstärkt. So schien man also zu warten und hat doch in gewisser Weise recht, es sind Wahlen der Köpfe und weniger der Inhalte. Gäbe es Inhalte, stünden die bereits irgendwo in einem Programm oder auf einem Papier. Was sollen die Kandidat*Innen denn reinschreiben außer dem festen Willen, den eigenen Kopf hinzuhalten?

So Kopf-Hinhalter gibt es dieses Mal erstaunlich viele. Wofür sie allerdings stehen, schreiben sie selten hinzu, ein Bild spricht also für sich. So manch eine Idee, beim Wettbewerber schon mal entdeckt, hat nun ihre Zeit gefunden und passt in die Strategie der vielen abgebildeten freundlichen Gesichter. Den hiesigen Grünen muss gratuliert werden. Die Instrumente der EU- und überregional ausprobierten Alleinstellungsmerkmale beherrschen sie wunderbar. Im Ort können sie durch klare Ansprache, und das ist das Neue, mit erprobten neuen Gesichtern, überzeugen. Am besten durch einen Ort, an dem man sich trifft und völlig vergisst, wer den erfunden hat. Meine liebe Tutzinger Liste, die mich ab und zu dort noch schreiben lässt, hatte 2013 die Idee, ein Repair-Cafe zu installieren. Da war die TL wieder einmal viel zu früh dran, sie überließ weitblickend den Gedanken anderen politischen Zeitgenossen. Deren sicheres Gespür für Machbares ist beachtlich.

Im Sack scheinen aber mehrere Katzen zu sein. Die ödp zaubert Heerscharen von Kandidaten hervor, nachdem ihre bisherigen Gast-Mitläufer die Fahne ein- und woanders ausrollten. Ökologie und Ökonomie, beides beginnt mit Ö und die Klammer zieht die aus dem CDU-Holz geschnitzte ödp. Mal schauen, wer von den beiden Ö&Ö-Matadoren das Rennen macht bzw. den Schwanz einziehen muss.

Die Freien Wähler, belohnt mit einem überall präsenten und weit in die Zukunft schauenden Wirtschaftsminister, warten noch ab oder meinen, bisheriges Auftreten spreche für sich. Das wird wohl stimmen, nicht ohne Grund heißen sie „Freie“ Wähler. Die anderen sind nämlich unfrei, vom Kopf her aber bekannt und deswegen bisher ohne eigene Aussage. Beim Durchblättern der Homepages unserer den Ort tragenden Gruppierungen fiel mir auf, wie wenig vom Hocker reißende Informationen zur Wahl gegeben sind. CSU/FW vertrauen auf bisherige Leistungen und so muss ich bei der Wahl aufpassen, dass CSU/FW nicht mehr Stimmen erhalten als ins Rathaus hineinpassen. Das Ziel der CSU, die absolute Mehrheit zu erreichen, ist verständlich. Sie hat ja sehr viel nachzuholen; die Stunde das zu tun, ist gekommen.

Was mich etwas verwundert, ist die Tatsache, wie die TL  mit der Lage umgeht. Deren Homepage zeigt, wo überall sie mitmachen muss, damit sich in Tutzing etwas rührt. Die TL in ihrer auch Minenhund-Funktion scheint sich Zeit zu lassen, um rechtzeitig zur Wahl das berühmte Karnickel aus dem Hut zu zaubern. Da bin ich aber gespannt, wer aus Tutzing auf deren Liste erscheint, nachdem viele Namen/Gesichter bereits vergeben sind. Vielleicht hat aber die TL einen Coup auf Lager. Nämlich Namen und wofür diese stehen.

Also wird es noch einmal spannend, wenn auch die bisher nicht genannten Tutzinger Polit-Sachverständigen erklären, wofür und mit wem sie antreten. Das wäre dann nicht die Katze aus dem Sack, das wäre die Klarheit, lesbar und anfassbar. Und der Gesamt-CSU ein Dank, die Quotenfrage gelöst zu haben, indem sie ihren Mitbewerbern höchst erfolgreich dieses Feld überließ. Das nun absehbare und begrüßenswerte Erstarken der Grünen und die übervollen Listen der Kleinen zeigen, wohin hiesige Kultur der Meinungsbildung führte: In die Vielfalt, nach der Einfalt.

Bin gespannt, welche Überraschungen noch geboten werden.

Ihr JB

 

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