Steht der Sendemast, ein Wahrzeichen angewandter Digitalisierung, freut sich jeder und nimmt die Leistung als selbstverständlich wahr. Ist er außer Betrieb, ist ein Stückchen öffentlicher Daseinsvorsorge plötzlich im Mittelpunkt Betroffener. Denn jedem kann es mal passieren, in ein versehentliches oder gar geplantes Funkloch zu geraten (Milchkannen-Politik der Regierung). Nun also wegen plötzlicher Tutzinger Funkstille der Aufruf in der Zeitung, der betroffene Bürger möge Protest, scharfen sogar, einlegen. Bei der Deutsche Funkturm GmbH.

Das Prinzip, den Bürger in die Segnungen der Digitalisierung einzubinden, passiert auch auf dem Sektor „Schule und Digitalisierung“! Milliarden-Beträge werden freigeschaufelt; Schüler freuen sich auf Tablet oder iPad, auch auf Whiteboard. Es beginnt ein Grundsatzgespräch im Kultusministerium, im Bildungsministerium, Zuhause am Familientisch. Wer zahlt und vor allem, welches System wird sich durchsetzen.

Bei allem Verständnis für die Diskussion, welche Herstellergruppen das Rennen machen werden und dem Vorteil, dass sich auch die Großeltern damit beschäftigen müssen, wie und womit die Enkel unterstützt werden können… durch die Hintertüre haben es Hersteller geschafft, Product-Placement in Schulen und Elternhäusern betreiben zu können. Auch Händler freuen sich, endlich mal wieder richtig schöne Stückzahlen, die sich aufgrund der Innovationsraten regelmäßig wiederholen werden.

Bis heute aber unbeantwortet ist, inwieweit sog. Digitalisierung das Lernen tatsächlich vereinfacht und sog. Kulturtechniken wie flüssiges Lesen und Schreiben (mit der Hand) nicht hinten runter fallen.

Die Bildungshoheit liegt bei den Kultusministerien, die Rolle der Bildungsministerin selbst ist nicht sehr klar.

Wir meinen, wenn wir uns schon mit technischen Gegebenheiten wie der Funktion eines Funkmastes und dessen plötzlichen Fehlens beschäftigen sollen, müssten wir uns nicht auch damit beschäftigen, welchen Nutzen die von allen beschworene Digitalisierung in der Schule hat?

Gleiche Dinge mithilfe der Digitalisierung schneller machen zu können, mag von Vorteil sein.

Eine saubere Analyse hingegen, inwieweit nicht nur Effizienz sondern auch Effektivität verstärkt werden, war bisher nicht so recht zu entdecken. Auf dem Rücken unserer Jugend werden z.T. von Herstellern beeinflusste Pädagogikkonzepte entwickelt (ja, Digitalisierung hat was mit Pädagogik zu tun), deren Langzeitwirkung noch nicht so recht beschrieben wurde.

Was hat das nun mit der Kommunalwahl zu tun? Ganz einfach! Hier gehen unsere Kinder zur Schule, an unseren Kindern wird nämlich herumexperimentiert. Nach fünf Jahren ausschließlich iPad-Nutzung kann nicht gesagt werden „oh, haben wir das Schreiben verlernt, fangen wir halt einmal etwas Anderes an…“.

Die Frage an Wahlkämpfer mit Staatspartei im Rücken ist berechtigt: Wie sehr hat sich die Kultusbürokratie mit Nutzen und Schaden der Digitalisierung befasst?

Wer bedenkenlos jeden sog. technischen Vorteil mitmacht, kann als Erwachsener damit leben, er hat ja mal Lesen und Schreiben gelernt. Wer aber auf der Strecke bleiben könnte, das sind unsere Kinder, an denen neueste Technologien ausprobiert werden. Zur Freude der Unternehmen.

Wir, TUTZINGER LISTE, wissen noch nicht so recht, wie diese Gedanken bei uns Nahestehenden ankommen. Keinesfalls wollen wir uns gegen einen Trend stellen; wir wollen nur wissen, worin der Nutzen für unsere Kinder liegt.

Gewiss eine zulässige Frage an die CSU/FW, sie haben das Kultusministerium in der Hand.

TL-Redaktion

 

One Reply to “Sendemast und Digitalisierung, …Zusammenhänge?”

  1. Woher nimmt die TL den Mut, in eine Domäne einzubrechen, die streng behütet und von der Öffentlichkeit ferngehalten wird?
    Anlässlich der Installation des amerikanischen Besatzungsoffiziers Grenell in Berlin war davon zu lesen, die mit dem Botschafter befreundete FDP-Führung befasse sich mit den Vorteilen des amerikanischen Privatschulsystems. Dort verantwortliche Ministerin Betsy DeVos arbeitet intensiv an der Frage der Privatisierung des Schulsystems. Zu der Zeit war auch die Rede davon, welch ungeheures Ratiopotential in den Schulen stecke. Zeitgleich reiste der deutsche Gesundheitsminister nach USA, die Vorteile dortigen Gesundheitssystems zu erfahren. Privatisierung steht also auf dem Programm.
    Die TL wies vor längerer Zeit bereits darauf hin (Quelle damals: DIE ZEIT), man zerbreche sich intensiv darüber den Kopf, wie man auch in Deutschland die Erkenntnis umsetzen könne, die Anzahl der Schüler pro Lehrer vervielfachen zu können, indem man die Vorteile der Digitalisierung nutzt. Allerdings kam dann nix mehr von der TL.
    So, und nun öffnet die TL ein Fass, das es in sich hat. Meint sie etwa das globale Netzwerk, welches das traditionelle pädagogische Establishment aushebelt und die Ökonomisierung der Schule anstrebt?
    Dann könnte die TL das Thema sogar unter ihrer Homepage-Überschrift „Wirtschaft“ behandeln; den Begriff Product Placement erwähnte sie bereits!
    Das kann lustig werden, wenn hiesige Schulsachverständige ihre Felle davonschwimmen sehen, liebe TL!
    HF

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