Die Journalistin, Moderatorin und Autorin Dunja Hayali ist am 25.01.2020 in Tutzing mit dem Toleranz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing in der Kategorie „Zivilcourage“ ausgezeichnet worden. In seiner Begrüßung würdigte Akademiedirektor Udo Hahn die Zivilcourage, den Bürgermut, wie er es nannte, der Preisträgerin. Der sich wie „Gift“ in der Gesellschaft ausbreitende Rassismus, Antisemitismus, die Hassreden, die Ausgrenzung, könnten nicht zugelassen werden. Hier sei an erster Stelle der Rechtsstaat gefordert, dann die Zivilgesellschaft. Toleranz für Grenzüberschreitungen dürfe es nicht geben, Intoleranz verdiene keine Toleranz. Der Preis, der seit 2012 vergeben wird, sei eine Ermutigung, ein Zeichen der Solidarität: „Machen Sie weiter, es braucht Menschen wie Sie!“

In ihrer Laudatio begann Shermin Langhoff, Indentandin des Maxim Gorki Theaters, Berlin, mit dem Hinweis auf die Sprache. Hier müssten wir uns entgegenstellen, auf die Begriffe achten, auf der Straße, in den Medien, Unmenschlichkeit beginne mit der Sprache. Sie würdigte die Preisträgerin als mutige Journalistin, die zeige, wie Medien die vierte Gewalt ausüben könnten. Sie verteidige die Würde des Menschen. Es brauche neue Allianzen und Solidaritäten für eine offene Gesellschaft. Letztlich gehe alles zurück auf die Frage: Wie wollen wir zusammenleben?

Bei der Verleihung der Urkunde an die Preisträgerin würdigte Udo Hahn zusammenfassend ihr  „besonderes Engagement gegen Rassismus, Fremdenhass und Rechtsextremismus. Ihre Haltung, Andersdenkenden mit Respekt und Fairness zu begegnen, ist beispielgebend. Ihr beherztes Eintreten für eine offene Gesellschaft ist eine Ermutigung, dass der Einzelne etwas bewirken kann“, wie es in der offiziellen Begründung heißt. Entsprechend war die Preisverleihung im Tagungsprogram überschrieben mit: Gegenreden, Aufklären, Haltung zeigen.

Sehr bescheiden bezeichnete Dunja Hayali ihr Verhalten als „eigentlich selbstverständlich und nicht auszeichnungswürdig“. Es sei Zeit, Gesicht zu zeigen und die Stimme zu erheben. Jeder müsse dazu seinen „Kanal“ finden, sich bewegen, um etwas zu bewegen. Sie warnte vor Verallgemeinerungen wie „der Islam, „die Deutschen“, hier müsse differenziert werden. Jeder möchte sich gut behandelt sehen, sie habe keine Gesinnung, sei nicht rechts oder links einzuordnen, sie habe eine Haltung, die zu bewahren zusehends schwerer falle. Es sei aber ihr Land, ihr Leben, und da möchte sie Zivilcourage zeigen. Sie teile den Preis mit vielen anderen, die dazu beitrügen, den zahlreichen Ehrenamtlichen, auf die der Schweinwerfer zu richten und ein Loblied zu singen sei. Ihre Arbeit habe  sie sehr dankbar und sehr demütig werden lassen. Der Preis sei für sie ein Ansporn, weiterzumachen. Wir müssten alle aufpassen, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt nicht abhanden komme!

Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung durch Klavierspiel und Gesang von Aeham Ahmad, einem palästinensisch-syrischen Pianisten. Das hat mich zusätzlich beeindruckt. Es schien mir, als wolle der Musiker über seine Sprache und sein Spiel die Zuhörer an seinen vergangenen Erlebnissen als Flüchtling teilhaben lassen. Durch seine öffentlichen Auftritte 2014/2015 im Flüchtlingslager Jarnuk in Syrien erlangte er internationale Bekanntheit.

Ein Sternstunde an einem Samstag in Tutzing!

NACHTRAG:

Zuerst sei der Rechtsstatt gefordert, dann die Zivilgesellschaft (s.o.). Dieser Satz aus der Begrüßung von Akademiedirektor Udo Hahn geht mir im Kopf herum. Es ist zwar zweifellos der Rechtsstaat gefordert, aber wenn dieser sich zu viel Zeit lässt in seiner Bewertung zur Lage, dann steht an allererster Stelle die Zivilgesellschaft, der Lage, die sich offenkundig als sehr kritisch darstellt, unverzüglich entgegenzutreten. Energisch auf den Staat zu warten, das erwies sich bisher nicht als erfolgreich. Wäre hier nicht die EAT gefordert, das Thema in eine der kommenden Kanzelreden aufzunehmen?

 

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