Es hilft ja nix: wir sind doch alle scharf auf Publicity! Unsere Politiker twittern, was der Vogel aushält in der Hoffnung, wir nähmen das Gezwitscher ernst. Oder geben Pressestatements. Egal zu was, Hauptsache daß! Und dann liegt da plötzlich im ganzen Oberland ein Flyer rum, der für ein MuSeenland wirbt und die Expressionisten-Museen in Bernried, Penzberg, Kochel und Murnau vorstellt. Eine tolle Sache. Tutzings Ortsmuseum wird nicht erwähnt, denn bei 3 Euro Eintritt zeigt es auch nur den vergangenen armseligen Realismus des einstigen Fischerdorfes. Auch schön, aber „na ja“ halt. Uns Tutzingern aber stinkt der Flyer trotzdem. Jedes Kaff ist auf der erklärenden Landkarte zu sehen, nur Tutzing nicht. Tutzing? Am Starnberger See? Gibt es nicht. Das wird sich bei der Wahl im Oktober aber für die CSU als zusätzliches Problem erweisen. Hatte man da doch immer so an die 60 Prozent inklusive der braunen Schläfer, die aber jetzt sowieso AfD wählen werden. Und gleich drauf die nächste saftige Ohrfeige von starker Hand für den einst von Bürgermeister Leclaire noch so genannten „Ort der Seligen“: Die Süddeutsche schreibt am 29. August 2018 über die miese Lage am Immobilienmarkt rund um unseren See. Sie zeigt Mitleid mit den Immobilien-Maklern, die wegen des ausgezuzelten Marktes nichts mehr zu schachern haben und hungern müssen, aber nicht über die in Tutzing. Denn auch die SZ führt in ihrer Horror-Preisliste Tutzing gleich mal überhaupt nicht auf. Ja wo samma denn? Ist so viel Ignoranz erlaubt, wo wir jetzt endlich doch auch wie Starnberg eine echte Bürgermeisterin haben und nicht irgendeinen Kerl? Oder ist das vielleicht das Ergebnis der bösen Unterstellung, dass an diesem ICE-Halt immer noch siebenhundert Urige den immer gleichen Tanz aufführen, für und gegen alles, ohne je zu einem Erfolg zu kommen? Und die restlichen 9286 Bürger Zuagroaste sind, die nur hier wohnen aber eigentlich nicht dazugehören? Die ihr Grundstück zwar von den „üblen Siebenhundert“ teuer verkauft bekamen, aber seither als Nutznießer gnädiger Willkür doch besser das Maul halten sollen?
Tutzing ist out, das steht jetzt fest. Das kann dann auch eine gut gemachte Tutzinger Kulturnacht nicht wettmachen. In anderen Orten gibt es jede Nacht Kultur. Dort ist sie zuhause. Und wir? Wir sind also jetzt in No-name zuhause. Da brauchen wir auch kein Seehofhotel mehr. Und die mit ihrem Simson-Building sind bald so blutarm wie der Four-Site-Kasten daneben. Tutzing, noch als Bahnstation erwähnt, wird mehr und mehr zum Spielplatz von – nein: nicht Murmeltieren und Siebenschläfern – Investoren. Wenn sie nur endlich Kompetenz investieren würden…
Der Winter kommt ganz gewiss!
Euer Franz Bimslechner