Wir alle sind vernetzt. Mit Oma, Kind und Kegel. Tutzing an und für sich natürlich auch: die Computer und ihr Netz stehen in der Hierarchie längst über Bürgermeister und Gemeinderat. Nun sucht die Gemeinde in der Bayerischen Staatszeitung einen „Beamten der 2. Qualifikationsebene“ zur „Verstärkung unserer IT-Abteilung“. Ein Blick auf die Home-Page www.tutzing.de – hier: Gemeindeverwaltung – zeigt, dass es im Tutzinger Rathaus keine IT-Abteilung gibt. Aber, zugegeben, irgendwer wird sich bisher schon um die „Betreuung der IT-Infrastruktur in Rathaus, Schulen, Bücherei, Bauhof und Wasserwerk“ gekümmert haben. Der oder die Irgendwer sollen nun also Verstärkung bekommen. Tutzing 2.0. eben.

Wer weiß vorab, wie viele Männ- und Weiblein sich als „2. Qualifikationsstufe“ verstehen, EDV-Erfahrung im Verwaltungsbereich haben und unbedingt nach Tutzing wollen. 30? 40? Mehr? Und wer im Rathaus wird sich die dann alle ansehen, auf ihre „2. Qualitätsstufe“ prüfen und entscheiden, wer mit der „abwechslungsreichen und verantwortungsvollen Aufgabe“ betraut wird? Wer aus der nicht vorhandenen IT-Abteilung traut sich das zu? Bewerben sich dreißig Leute, dann fehlen diesem Tutzinger IT-Personal-Spezialisten mindestens 30 Arbeitsstunden. Ob er die heuer noch reinarbeitet oder ob das dann der/die Neue machen soll? Oder muss da die „Referatsleiterin Personal“, unsere liebe stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg, den Entscheid fällen?

Sie hat das Herz einer Unternehmerin. Vielleicht „mietet“ sie einen Experten, der diese komplizierte Aufgabe löst? Vielleicht kommt sie sogar auf die Idee, die ganze IT-Abteilung (nehmen wir an, es gibt eine) einfach „outzusourcen“, also auszulagern an einen externen Dienstleister. Vielleicht sogar einen aus Tutzing? Der kennt keinen 7-Stundentag, keine 5-Tagewoche, keinen Betriebsausflug, wird nie krank, braucht keinen Urlaub. Auf diese Weise bringt er vielleicht fertig, dass es wieder Protokolle der Gemeinderatsitzungen gibt, die wir seit Dezember 2016 vermissen. Bzw. nicht vermissen, weil sie nur Wiedergabe der Tagesordnung und formaler Beschlüsse sind. Denn die Aufgabe, ein brauchbares, nachprüfbares Protokoll zu führen, beherrscht ja bisher auch keiner.

Ich würde mir wünschen, dass statt einer „2. Qualifikationsebene“ ein erstklassiges Team die digitale Zukunft Tutzings begleitet.

Herzlichst Ihr Franz Bimslechner

 

 

One Reply to “Tutzing verfangen im Netz”

  1. Wir haben hier ein kleines Beispiel, das sich hervorragend eignen könnte als Anschauungsobjekt. Bimslechner schreibt, die Verwaltung hätte keine IT-Abteilung, müsse aber Leistungen erbringen, die in die heutige Welt der Anforderungen passen und damit die Verwaltung fit machen. Fit auch im Sinne von gesellschaftsfähig. Wenn eine Verwaltung etwas nicht kann, muss sie überlegen, wie sie sich das Können schleunigst an Bord holt. Bimslechners Hinweis, outzusourcen, dürfte nicht gehen. Denn was man hat, das nicht den Anforderungen entspricht, will keiner im Markt haben. Bevor aber die Verwaltung mühsam etwas aufbaut und das Ding dann endlich das Fliegen beginnt, können Jahre vergehen. Es liegt also nahe, wie Bimslechner schreibt, die im Markt bereits bestens vorhandene Leistungsbereitstellung einzukaufen, indem die Leistungen von lokalen Kooperationspartnern erbracht werden. Das setzt natürlich voraus, die Leistungsanforderung an einen Kooperationspartner genauestens beschreiben zu können und in langfristig geltende Verträge zu fassen.
    Was Bimslechner schreibt, ist gut nachvollziehbar. Übrigens auf den anderen Hälften bayr. Halbkugeln durchaus üblich. Hier ließe sich tatsächlich eine gedeihliche Kooperation zwischen lokaler Wirtschaft und Verwaltung aufbauen. Nur Gewinner!
    Aber: Überträgt man den Gedanken, immer den das machen zu lassen, was dieser besser kann als der andere und dann zu kooperieren in Form einer anderen Struktur der Wertschöpfungskette, dann taucht plötzlich die Frage auf, wieso haben Gemeinden eigentlich eigene Gartenbaubetriebe und sonstige Spielzeuge; können das nicht Andere besser und vor allem preisgünstiger? Wollte Bimslechner etwa der Verwaltung einen Hinweis geben, über mögliche Privatisierungen nichthoheitlicher Aufgaben nachzudenken, bevor eine Art Rechnungshof kommt und fragt, ob denn eine gesunde Arbeitsteilung zwischen Verwaltung und Dienstleistern für die Verwaltung nicht sinnvoller wäre, als alles selbst zu machen und immer hinterherzuhinken? Denn dass die IT-Landschaft nicht funktionierte, ist seit Jahren bekannt. Wobei Führungsvakuen auch nicht durch die beste IT-Landschaft kompensiert werden können.
    Die von Bimslechner angesprochenen Protokollqualitäten dürften mit der IT-Landschaft wenig zu tun haben. Sind Entscheidungen nicht operational formuliert, helfen beste Software und schnellste Rechner nichts. Zum Formulieren operationaler Entscheidungen werden immer noch vor-, mit- und nachdenkende Menschen benötigt.
    HF

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