Der Zustand von Tutzings Straßen ist insgesamt nur mittelmäßig – das weiß jeder, aber nun hat die Gemeinde diesen Eindruck in strukturierten, nutzbaren Informationen erhalten. Diese wurden präsentiert in der Sitzung des Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschusses (UEVA) am 25.02.2025 untzer der Leitung des 1. Bürgermeisters Ludwig Horn.
Diplom-Ingenieur Kim Gebauer von der eagle eye technologies Deutschland GmbH präsentierte die Ergebnisse der mobilen Straßendatenerfassung in der Gemeinde Tutzing. Dazu wurden mit einem Spezialfahrzeug das Straßennetz von insgesamt 69,3 km befahren, davon 40,2 km innerorts und 29,1 km außerorts. Alle 5 Meter werden 12 Bilder aufgenommen. Das System ist dem menschlichen Sehen nachbildet. Digital und mit dem GEO-Informationssystem (GIS) der Gemeinde abgestimmt werden die Daten zusammengefügt. Das Ergebnis ist ein digitales Infrastrukturdatenmodell, das Auskunft gibt über (1) die Art der Flächen (Fahrbahn, Parkraum), (2) Material (Asphalt, Beton, Betonstein, Naturstein, wassergebundenes Material), (3) den jeweiligen Zustand und auch (4) Punktobjekte (Kanaldeckel, Verkehrszeichen , Abläufe, Masten). Insgesamt wurden rd. 387.000 m² erfasst.
Die Forschungsgestellschaft für Straßen und Verkehrswesen (FGSV) hat ein Regelwerk erarbeitet, insbesondere die Einteilung der Flächen in sogenannte Zustandsklassen 1-8.  Damit abgestimmt wurde für Tutzing eine visuell-sensitive Zustandserfassung nach FGSV vorgenommen. Die FGSV gibt Empfehlungen für das Erhaltungsmanagement für befestigte Straßen. In das Erhaltungskonzept fließen ein Verlaufskurven der Zustandswerte bei einer Nutzungsdauer von 40-50 Jahren, differenziert nach Rissen und Flickstellen, nach allgemeinen Unebenheiten und nach Spurrillen. Hauptschadenursachen sind Setzungen infolge unzureichender Verfestigung des Oberbaues, des Unterbau oder des Straßenaufbaus insgesamt sowie Risse infolge einer Überbeanspruchung des Oberbaus durch Verkehr und Temperatur.
Für Tutzings Straßen ergibt sich insgesamt ein mittlerer Zustand von 3,1, Maßnahmen sind mittelfristig zu planen. Der Berater unterschied mehrere Szenarien:

  1.  Szenario „ohne Maßnahmen“ – Im Jahr 2033 hat sich der Zustand des Straßennetzes weiter verschlechtert, es entspricht der „Note“ 4,2 und der Zustandsklasse 7. 85% der befestigten Flächen werden in einem kritischen Zustand sein, der die Verkehrssicherheitr gefährdet.
  2. Szenario „unbegrenztes Budget“ – Bei direkter Investition von 17,4 Mio. und danch erträglichen Ausgaben (insgesamt 28 Mio Euro über 10 Jahre) ist dfas Straßennetz tiptop.
  3. Szenario „Erhalt des aktuellen Zustands“ – Um den Zustand bei 3,1 zu halten, sind jährliche Ausgaben von 1,2 Mio. erforderlich, so der Berater.
  4. Szenario „Haushalt Tutzing 2025 – 500.000 Euro in jedem Jahr“ – Der Zustand des Straßennetzes verschlechtert sich verlangsamt von 3,1 auf 3,9.

Grundlage sind die ermittelten Kosten für Erhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen in Euro/m².  Das System schlägt vor, wie die finanziellen Mittel einzusetzen sind. Dazu gab es die Anmerkungen vom Ratskollegen Dr. Jochaim Weber-Guskar, hier noch eine Gewichtung nach dem Verkehr einzuführen, um die Arbeiten am Straßennetz zu priorisieren. Wichtig sei, so der Berater, konstant an den Maßnahmen zu arbeiten. Der Datenbestand, der im Eigentum der Gemeinde stehe und an sie übergeben wurde,  kann punktuell, z.B. nach Baumaßnahmen, aktualisiert  werden. Das FGSV empfiehlt eine Neubefahrung nach fünf Jahren. Einstimmig wurde die Präsentation zur Kennntis genommen und die Verwaltung beauftragt, das Erhaltungskonzept für das Straßennetz weiterzuverfolgen. Darüber hinaus soll geprüft werden, im Haushalt 2026 einen höheren Finanzbedarf für die Instandsetzung einzuplanen.

Weitere Punkte der Sitzung:

  • Zu Beginn der Sitzung nahm der Bürgermeister auf Antrag von Ratskollegin Caroline Krug Stellung zu den aktuellen Baumfällungen. Konkret ging es um die Baumfällungen in der unteren Greinwaldstraße, insgesamt sechs Spitzahorne und Mehlbeeren.  Nach Auskunft der Bauingenieure und Beratung durch die Landschaftspflegerin und die gemeindliche Landschaftsarchitektin werden die Tiefbauarbeiten so intensiv sein, dass dass Wurzelwerk dieser Bäume beschädigt werden wird. Es werde empfohlen, für die Neupflanzungen widerstandsfähige Baumarten auszuwählen, mit nicht zu ausladender Krone, aber gleichwohl Schatten spendend, z.B. eine japanische Zierkirsche. Ratskollegin Caroline Krug konnte dem nicht zustimmen, sah die „Bäume ohne Lobby“ und bat, doch zwei Bäume zu erhalten. Der Bürgermeister versprach, es würden keine „Zahnstocher“ nachgepflanzt, also keine ganz kleinen Bäume. Er nahm den Gemeinderat in Schutz, in dem Bäume sehr wohl eine „Lobby“ hätten. Der Ausschuss plädierte weiter für reifere Bäume, Berücksichtigung der Bewässerung und das Anbringen von Schutzbügeln gegen PKW.
  • Nachdem die Erneuerung der Ortsdurchfahrt Tutzing in das sechste und letzte Jahr geht, wollte die Verwaltung klären, wie die Parkbuchten in der Hauptstraße beschildert werden und ob Parkraumbewirtschaftung eingeführt werden soll. Nach einigem Hin und Her in der Diskussion erhielt ich als Gast mit Zustimmung der Ausschussmitglieder das Wort: Die Diskussion sei bereits geführt worden, so mein Hinweis, die Einführung der Parkraumbewirtschaftung von 9 – 18 Uhr lediglich auf das Ende der Sanierungsarebeiten verschoben worden. Für Kurzparker solle es eine sogenannte „Semmeltaste“ geben, um für kleine Einkäufe 30 Minuten kostenlos parken zu können. Ratskollege Dr. Joachim Weber-Guskar erinnerte sich ebenfalls, es werde eine Fluktuation bei den Parkpätzen gewünscht, Dauerparker seien unerwünscht. Ratskollege Thomas Parstorfer ergänzte, dies sei mit Parkscheiben nicht zu erreichen. Einstimmig wurde die Verwaltung gebeten, die Parkraumbewirtschaftung in der Hauptstraße zu prüfen und vorzubereiten (Parkscheinautomaten und App), die Semmeltaste vorzusehen und die Arbeitsgemeinschaft Tutzinger Gewerbetreibender (ATG) zu befragen.
  • Die Gemeindeverwaltung hat eine Anfrage bezüglich der Errichtung von Hinweisschildern zum Einkaufen in Tutzing erhalten. In den Beispielsbildern handelte es sich um Schilder mit geschätzen Maßen von 1 Meter Breite und 2,5 Metern Höhe. Die Errichtung dieser Schilder wurde einstimmig abgelehnt. Ggf. könne man zeitweise die Willkommensstelen am Ortseingang nutzen.

Unter Mitteilungen und Anfragen, Verschiedenes dankte der Bürgermeister den Wahlhelferinnen und Wahlhelfern, die die Bundestagswahl unterstützt hätten. Weiter gab er bekannt, dass der Haushalt 2025 der Gemeinde vom Landratsamt geprüft und freigegeben worden sei. Auf Anregung wird demnächst auch im Kampberg (Blumenstraße) eine Geschwindigkeitsmessanlage (Smiley) aufgestellt. Im Zusammenhang mit der Fertigstellung der Hauptstraße wurde nach den Details der Möblierung (Bänke, Fahrradständer etc.) gefragt.  Dies, so der Bürgermeister, solle im Rahmen des ISEK mit Mitteln aus der Städtebauförderung unterstützt und daher erst 2026 entschieden werden.

 

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