Immer wieder ist festzustellen, wie bei dem Blick nach vorne unsere Kommunalpolitiker vergessen, ab und zu die Gesamtzusammenhänge zu betrachten.

Just der Gemeinderat, der mit dröhnender Stimme sich an allen Bauvorhaben derart auffallend abarbeitet und dabei auch seine Kollegen so im Regen stehen lässt, dass es die Wände und Kubaturen nicht aushalten, just der Gemeinderat spricht davon, was alles passieren darf, damit er ruhig schlafen kann. Soll doch dieser Mann einmal sehr genau in die Vergangenheit schauen, bevor er erneut an der Zukunft herumdeutelt. Dann wird er nämlich merken, dass er durch den Merkur am 29.01.2016 falsch wiedergegeben wird. Oder aber der Merkur gab richtig wieder und der damals ebenfalls Anwesende hat die mehrfach aneinandergereihten Peinlichkeiten während der Gemeinderatssitzungen verschlafen. Natürlich ruhig.

Es wird so viel nach vorne geschaut, manch ein Gemeinderat sagt dazu sogar, nach vorne in die Zukunft geschaut, dass sich plötzlich eine Frage stellt. Nein, nicht die Frage, ob man auch nach hinten in die Zukunft schauen kann. Die Frage ist: Warum reden die so viel von der Zukunft, soll da etwa ein Stück Vergangenheit ausgeblendet werden?
Etwas Wahres scheint irgendwie dran zu sein. Wenn Gemeinderatsprotokolle acht Wochen bis zur Fertigstellung brauchen, dann liegt die Vermutung nahe, etwas könne da nicht stimmen. Zumindest stimmt die Aussage nicht, Protokolle seien im Internet verfügbar.

Sich zeitnah über den Gang der gemeindlichen Dinge zu informieren, ist sehr schwer. Daher ist die Arbeit der Tutzinger Liste mit der tatsächlich zeitnahen und erstaunlich wertfreien Beschreibung einzelner Gemeinderats- und Ausschusssitzungen ein Gewinn für den Leser, der sich aktuell halten möchte.

Ich entdeckte in einem Blog eines Lesers die Frage, wie verbindlich eigentlich die bei Gemeinderatssitzungen getroffenen Entscheidungen seien. Die Frage macht stutzig. Wenn nämlich eine Verbindlichkeit nicht gegeben ist, kann auch die Umsetzung der Entscheidung nur schwer kontrolliert werden; nämlich im Sinne einer Messung, ob ein Ziel erreicht oder nicht.

Das mag sich, lieber Leser, etwas langweilig anhören. Wenn unsere Gemeinderäte jedoch viel Zeit in Sitzungen verbringen, aber Entscheidungen herauspurzeln, deren verabredeter Erfolg nicht messbar ist, warum bespricht man sich dann überhaupt und klaut den Kollegen die Zeit?

Ein weiterer Aspekt beim Durchflöhen alter Protokolle und am Markt aufgefangener Strömungen zeigt, dass da so einige Themen wie Bahnhof, Seehof, Bauhof aufflackern, aber aus irgendwelchen Gründen wieder von den Tagesordnungen verschwinden. Ich versteh da nur Bahnhof.

So manch ein Bürgermeister ist froh, wenn das Protokoll vom Tisch ist. Hat doch die Umsetzung vom sog. Beschluss in großer Runde in geduldiges Protokoll-Papier durch Anwendung aller Goethe-Regeln viel Zeit gebraucht. Schon alleine deswegen, weil alle Betroffenen sich im Nachhinein wiederfinden wollen „hab ich doch ganz anders gemeint…“.

Es gibt Einrichtungen, die zur Verhinderung derart unauffälliger Protokollbeugung das Protokoll bereits nach der Sitzung schreiben, nach der Sitzung als direkter Nachgang zur Sitzung.

Weiterhin fällt bei den Informationen aus dem Rathaus auf, wie sehr die Gespräche unter der Prämisse zu laufen scheinen, erst einmal herauszufinden, warum etwas nicht geht. Und dann geht’s schon alleine wegen dieser Grundhaltung nämlich wirklich nicht!

Warum kann die Arbeitshaltung nicht so aussehen, bei Vorschlägen, Ideen, Überlegungen die Handlungsmaxime auszugeben, herauszufinden, eben was getan werden muss, damit etwas geht?
Ins Rathaus zog ein anerkannter Nichtbeamter ein, dessen erfolgreiche frühere Arbeitsweise vermutlich zwangsläufig dadurch geprägt war, unternehmerisch zu handeln. Also herauszufinden, wie etwas bewegt werden kann, ohne zuerst herauszufinden, warum etwas nicht bewegt werden kann.
Liebe Leser, gehen Sie doch einmal Ihnen zugängliche Protokolle und Berichterstattungen durch und fragen Sie sich, was alles hätte bewegt werden können. Durch eine einfache Umkehrung der Fragestellung und systematische Verfolgung und Erledigung angefangener Dinge.

Alle meinen es gut. Nur … gut gemeint, ist nicht immer gut gemacht.

Wer ganz genau wissen will, was gemeint ist, der soll doch mal eine Ratssitzung besuchen, die Berichterstattung in den Medien sichten (dazu gehören auch die Internetseiten Tutzinger Parteien oder Wählervereinigungen). Und natürlich das Protokoll, sofern es irgendwann verfügbar ist.
Ich fragte mich in den letzten Tagen aufgrund meines Sichtens aller Medien, wieso die Tutzinger Liste nicht einen weiteren Slogan auf ihre Seiten schreibt, nämlich „schnell, objektiv und tiefschürfend!“.
Abschließend: Wussten Sie, dass 2015 rd. 70% der gesamten Gemeinderatssitzungs-Tagesordnungspunkte sich ausschließlich mit Bauvorhaben beschäftigten? Haben die Tutzinger nur 30% andere Sorgen?

In diesem Sinne
Ihr Josef Bimslechner

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