Kuhmilch, Bauernmilch, Bergmilch, Bergbauernmilch, Allgäumilch, Biomilch, H-Milch, Buttermilch, Dosenmilch, Weidemilch, Heumilch, Magermilch, Vollmilch, Sauermilch, Kaffeemilch, Vorzugsmilch, Muttermilch.

Werden Sprachpantscher wie Unternehmensberater, Werbeleute oder gar Marketing-Experten wie unsere Agrar-Politiker an das Thema „Milch“ herangelassen, dann kommt dabei das heraus, was jetzt beschrieben wird. Beginnen wir auf den Feldern!
In regelmäßigen Abständen, vorwiegend vor einem Regen, fährt der Odelwagen, Volumen zwölf Tonnen Kuhkacke bester Viskosität, dann zehnmal am Tag auf die Weide. Der schon eh durch Nitratsorgen gepeinigte Agrarminister sponsert den hierfür notwendigen Traktor der Preisklasse Rolls-Royce.

Über ein hochintelligentes System wird der Odel in die Weide eingebracht. Es ist aber keine Weide mehr. Es ist eine durch eine Kuh völlig unberührte im Jahr ca. zehnmal gemähte Fläche. Die Mahd ist rechtzeitig beginnend, keine Vögel, Schmetterlinge oder gar Bienen erwischen das Gras und darin blühende Blumen. Das gemähte Gras, so richtig schön GPS-gesteuert in akkurat verteilter Kuhkacke (Odel) groß geworden, wird blitzschnell zum Viech gefahren und dort den 24 Stunden/Tag im Stall verweilenden Kühen, zumeist angebunden auf dem Rost in der eigenen Kacke stehend, zum Fressen hingestreut. Zusammen mit beachtlichen Mengen Kraftfutter, Genmais aus Südamerika! Monsanto lässt außerdem über jeden Halm mit Glyphosat grüßen!
Regelmäßig kommt der Veterinärdoktor und bietet vorsorglich allen Kühen Antibiotika an, weil irgendeine Kuh immer hustet oder husten könnte. Der Veterinär lebt sehr gut vom Verkauf der Tiermedizin, denn er gibt den Bauern das Zeug auf eigene Rechnung. Und die Bauern brauchen das Zeug, damit die Kühe im Vergleich zu zehn Jahren vorher mindestens das Dreifache an Milch liefern.

Die Kuh, das ist mittlerweile ein Rieseneuter auf vier dünnen Haxen. Der Rest der Kuh ist nur noch Operating System, findet sich später aber als Ledersitz in der Oberklasse wieder.
Um das mittlerweile hochmoderne moderne Wort „Prozesskette“ zu verwenden: Auf dem Wege von Kuhmaul (Gras in) bis Kuhhintern (Gras out) wird an vier Zapfhähnen eine weiße Flüssigkeit abgenommen. Ca. 30 Liter am Tag.

Kuhkacke wird etliche Tage in Riesenbehältern gesammelt und dann sh. Zeile 4, Beginn der Ausführungen.

Enden wir hier: Je nach Herkunft heißt das dann wie oben genannt, die ersten sechzehn Milcharten! Zum Abfüllen transportiert durch die halbe Republik und wieder zurück an den Ausgangsort, am Steuer zumeist bulgarische Mindestlohnfahrer oder Scheinselbstständige. Wer bei genanntem Kreislauf der Milchwerdung nicht erwischt wird, nennt die weiße Flüssigkeit dann Biomilch. Kassenschlager (Geiz ist geil)!

In der obigen Aufzählung ist Muttermilch bewusst erst an letzter Stelle genannt worden. Warum wohl? Was trinken Mütter, damit der an der Brust hängende Nachwuchs gut gedeiht? Kuhmilch! Und was trinken die Kinderlein ab Geburt? Muttermilch! Und damit die betreuende Oma nach dem Abstillen nicht schwere Milchtüten schleppen muss, greift sie zum Milchpulver. Ja, und wo kommt das denn nun her?

Fazit für den Schnellleser: Weil wir in Deutschland viel zu viel von dieser weißen Plempe erzeugen, werden die afrikanischen und asiatischen Märkte mit riesigen Mengen Milchpulver zwangsbeglückt. Dortige Mütter auch. Freihandel!

Beneidenswerte Agrarminister, langweilig wird’s denen nicht: Überquellende Milchseen und beachtliche Nitratwerte im Grundwasser! Der Bunzbürger beginnt aufzuwachen und stellt fest, wie nah doch die Agrarpolitiker an der Realität sind. Gegenbewegungen seitens etlicher Konsumenten sind zu sehen, ebenso Preisunterschiede von 50% bis 100%.

Wieso gibt es eigentlich nur bei bayerischem Bier das Reinheitsgebot?

Bin nahezu sprachlos,

Ihr JB

 

2 Replies to “Unser täglich Milch und das Reinheitsgebot! Und dann auch noch der Freihandel!”

  1. Auch wenn ich selbst kein Landwirt bin, so ist meine Affinität zu diesem Berufsstand doch sehr hoch, denn ich stamme schließlich aus einem solchen. Insofern ist man im ersten Moment doch versucht beim Lesen dieses Kommentars senkrecht durch die Decke zu gehen, so übel und besserwisserisch sind die vorgebrachten Anschuldigungen. Besonders wenn man herauslesen kann, dass wohl nie engerer Kontakt zu, geschweige denn ein Gespräch mit, einem hiesigen Landwirt geführt wurde. Noch leben wir alle im Paradies mit gepflegten und vor allem einigermaßen kleinteiligen Kulturlandschaften, insofern scheint der Kommentar wenig zutreffend.
    Das Schlimme an unserer (ja, „unsere“, denn es betrifft jeden einzelnen von uns) Situation ist, dass Sie, wenn auch in vielen Punkten für meinen Geschmack zu überspitzt und von der Materie entfernt, im Grunde recht haben mit ihren Prognosen – und das wissen auch die meisten Landwirte. Besonders hier, wo industrialisierte Landwirtschaft mit Blick auf die überdimensionalen Agrarunternehmen anderswo (fast) ein Fremdwort ist. Doch wo ist deren Hebel?? Der Milchstreik vor wenigen Jahren, war vielleicht die letzte Chance die Macht der Bauern (nicht die der Agrarindustrie!) zu stärken und einen nachhaltigen Kurswechsel zu erzielen, doch er wurde systematisch von den Lobbyisten untergraben und geschwächt.
    Natürlich ist die Milchmenge zu hoch. Jeder der nicht mit Scheuklappen durchs Leben geht und alles glaubt, was ihm der Bauernverband, das Mündel des großen Geldes, oder unsere Agrarpolitiker (O-Ton: „wir haben nicht das Problem, dass wir zu viel Milch haben, sondern, dass wir zu wenig Abnehmer haben“ – auch eine Logik für sich) erzählen. Doch wie soll der letzte in der langen Kette von Nutznießern hier eine Trendwende erreichen? Er soll von sich aus weniger Milch liefern – richtig. Nur hält das niemand lange durch, ohne seine Existenz nachhaltig zu gefährden. Die Milchquote ist gefallen und ganz Europa hat dabei zugesehen. Die Argmentation: sie sei wirkungslos gewesen, stimmt auch, aber nur weil sie nicht konsequent umgesetzt wurde.
    SOLL wäre gewesen: Milchquote erfüllt –> die Milch wird nicht mehr geholt
    IST war: Milchquote erfüllt –> du darfst weiter liefern, allerdings bekommst du auf deinen Erlös eine Strafe aufgebrummt. Diese war jedoch geringer als der Anteil der variablen Kosten. Ziemlich zahnlos, oder?
    Die romantische Vorstellung von den glücklichen Kühen auf der Weide wird durch die Politik der freien und ungezügelten Marktwirtschaft nach und nach völlig unmöglich gemacht. Wer soll das darstellen? Wo früher eine ganze Familie von und für die Landwirtschaft lebte und arbeitete, soll heute der Bauer allein 50 Kühe und mehr (mit 50 Kühen ist man heute schon ein Kleinbetrieb) versorgen – und dazu aber idealerweise noch ein zweites, drittes oder gar viertes Standbein unterhalten und vielleicht noch dazu halbtags irgendwo arbeiten gehen. Lächerlich! Also muss er so viel wie irgendwie geht automatisieren, optimieren und „leanen“. Die Betriebe werden weniger, die Flächen werden größer und mit den Flächen die Maschinen. Und plötzlich haben wir sie auch: die Kolchosen und Feedlots, die wir doch alle so verabscheuen, die aber schon jetzt überproportional subventioniert werden.
    Und genau um diese Themen drehen sich die Bauernproteste der letzten Jahre – bitte daran beteiligen, denn im Grunde wollen alle dasselbe.

  2. Danke! Ja, eigentlich weiß es jeder, aber wir verdrängen das, wollen es nicht wissen – ganz im Sinne deutscher Landwirtschaftspolitik: das Volk mit Halbwahrheiten, Nebelkerzen und Lügen dumm halten. Jetzt klagt schon die EU-Kommission gegen Deutschland deswegen, aber Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) „hofft einer Verurteilung entgehen zu können“, so die SZ 08.11.2016, Seite 5, und weiter „Diese Art umweltvergessener Industriepolitik ist zum Markenzeichen dieser Koalition geworden. So ist es bei den Autoherstellern, die geschont statt gezwungen zu werden, neue Antriebstechniken zu entwickeln. So ist es bei der Braunkohle, die geschützt wird, egal, was die Folgen für das Klima sind. So ist es auch in der Landwirtschaftspolitik, in der der zuständige Minister an einem industriellen Geschäftsmodell festhält, das in dieser zerstörerischen Form keine Zukunft hat.“ (Jan Heidemann, Seite 4)
    HH

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