Wie gern haben wir dieses Spiel gespielt! Auf jedem karierten Blatt Papier. In der Schule, daheim, als Kinder – und als Mutter und Vater gleich wieder mit der eigenen Brut. Ein Spiel aus jenen Zeiten, wo Schiffe versenken eine nationale Aufgabe war. Die Schiffe der anderen, versteht sich. Wie unlustig das Spiel in Wirklichkeit ist, war uns nie bewusst. Als jetzt die Nachricht kam, dass der Dampfer Kaiser’s-Tengelmann mit 16.000 Menschen an Bord „zerschlagen“ und versenkt wird, fühlte ich mich elend. Warum nur? Ich war noch jung, als der Kaiser’s in der Hauptstraße plötzlich seine Werbung ab- und den Tengelmann anschraubte. Gut, da tauschten Bruder und Schwester den Namen. Aber heute?

Auch meine Kinder sind einerseits traurig, obwohl es ihnen wurscht sein kann, wo sie ihre Limo und die Goldbären kaufen. Unbewusst spüren sie, dass unsere Gesellschaft Traditionen mehr und mehr gering schätzt. Aber sie sind andererseits schon infiziert von dieser Zukunft. Unser Kleiner findet „sea-side-living“ saugeil, obwohl er in einer Volkstanzgruppe tanzt. Wie lange noch? Die Große war auch mal dabei, jetzt will sie Politikwissenschaften studieren. Und erklärt mir das Heute: „Wirtschaft bedeutet Fortschritt, Mama! Wenn der Tengelmann-Boss lieber traditionell Geschäfte machen will, muss er dem Fortschritt weichen, wie vor ihm alle Tante-Emma-Läden. So ist das.“ Ist das so? Ich fühle mich so unwohl dabei und denke an die Mitarbeiter, die mich immer gut beraten und bedient haben, dabei heiter waren und gar nicht automatenhaft. Ich fürchte, da ändert sich noch mehr. „Ach,“ sagt der Kleine, „da wirst Du Dich dran gewöhnen müssen, Mama!“

Muss ich?

Ihre Conny Bimslechner

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