Alle drei Kandidaten für das Bürgermeisteramt auf einmal! Das war möglich auf Einladung der SPD in den Tutzinger Hof am 07.12.2017, für mich zu Fuß erreichbar.
Zu Beginn die persönliche Vorstellung der Kandidaten (natürlich auch Kandidatin). Neben biographischen Angaben die Aussage von Marlene Greinwald (FW), in 27 Jahren Gemeinderat und insbesondere in der Zeit der gemeinsamen Vertretung für den 1. Bürgermeister habe sie den Eindruck gewonnen: „ich kann das“. Bernd Pfitzner (Die Grünen) möchte seine in der Privatwirtschaft erworbene „Problemlösungskompetenz“ in das Amt einbringen und „mit innovativen Ideen die Gemeinde voranbringen“. Der mir bislang unbekannte Florian Schotter (CSU) gab ohne Umschweife zu, ein politischer Neuling zu sein. Sein Wissen beziehe er aus der Zeitung und von der Homepage der Tutzinger Liste. Vielen Dank! Er sieht sich als die nächste Generation in der Tutzinger Kommunalpolitik und möchte für „frischen Wind“ sorgen.
Die Fragen der Besucher wurden diszipliniert von jedem Kandidaten beantwortet. Der Einstieg war die Frage nach der Kommunikation der kommunalen Politik in Tutzing. Warum es so viele nichtöffentliche Sitzungen gebe, werde da nicht „Hinterzimmer-Politik“ betrieben? Unter Hinweis auf Restriktionen wie Personalfragen oder Ausschreibungen versprachen alle drei mehr Transparenz, mehr Öffentlichkeit. Weitere Fragen zielten auf die Bebauung, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, den Seehof, die Möglichkeit von Zebrastreifen, die Straßenausbaubeitragssatzung, öffentliche Ladesäulen für Elektroautos, Hochwasserschutz in Traubing, die mögliche Umleitung des Tutzinger Verkehrs von den westlich gelegenen Wohngebieten in Richtung B 2 und natürlich die Neugestaltung der Hauptstraße. Dabei setzte sich Bernd Pfitzner für Tempo 30 von der Oskar-Schüler-Straße bis zur Lindemannstraße ein und erntete Beifall.
Insgesamt machten die Kandidaten einen guten Eindruck, die Aussagen erschienen glaubwürdig und wurden vom Publikum gut aufgenommen.
Wer ist eigentlich Florian Schotter? Die Frage stellt sich für alle die nicht, die ihn schon lange kennen. Ich gehöre – im Unterschied zu unserem 1. Vorsitzenden – nicht dazu. Daher haben wir vom Vorstand der TUTZINGER LISTE den Bürgermeisterkandidaten am 12.12.2017 eingeladen- ein offenes Gespräch in angenehmer Atmosphäre. Dabei ging es nicht um Einzelfragen wie Hauptstraße, Seehof, Andechser Hof oder Sportlerstüberl. Es ging um Fragen der Steuerung der Verwaltung, der Arbeit des Gemeinderats, der Ratssitzungen selbst sowie um das Protokollieren der Sitzungen von Gemeinderat und Ausschüssen einschließlich der Verfolgung der beschlossenen Maßnahmen. Hier war ich vor drei Jahren mit meinem Vorschlag einer Liste der unerledigten Punkte gescheitert. Der Kandidat unterstrich sein Bild von der Verwaltung als Dienstleister für die Bürgerinnen und Bürger. Aufschlussreich und für Tutzing nutzbar ist auch seine Erfahrung in großen Projekten; Florian Schotter war über zwei Jahre im Team zur Einführung des Digitalfunks bei der Polizei, wie wir erfuhren. Er stehe für eine neue Generation im Gemeinderat und möchte dort für frischen Wind sorgen. Auf seine Einstellung zur Tutzinger Wirtschaft angesprochen, erklärte der Kandidat, er sehe die Bedeutung der Wirtschaft für Arbeitsplätze und Gewerbesteuer und wolle sich entsprechend darum kümmern.
Ein großes Lob an die JM um den 1. Vorstand Ludwig Horn für die Organsisation des „Tutzinger Bürgermeisterduells“!! Das war eine sehr gelungene Veranstaltung in einem Raum der Würmseehalle, die auch entsprechend gut besucht war. Der Altersdurchschnitt lag allerdings deutlich über dem der JM selbst.
Unter der souveränen Moderation von Elisabeth-Valerie von Rheinbaben und Matthias Gröschel war es kein Duell sondern ein eher harmonisches Trio. Anderes als in vorhergehenden Veranstaltungen wurden allerdings dank geschickter Fragen der Moderatoren Unterschiede in den Einstellungen der Kandidaten sichtbar.Den ersten Teil bildete eine Diskussion auf dem Podium, dem sich Fragen des Publikums anschließen sollten. Vier Themenbereiche wurden bearbeitet:
- Unser Tutzing – Alle drei Kandidaten sprachen sich erwartungsgemäß für ein lebenswertes Tutzing aus. Heimat, Familie, Freunde, See, Menschen, wunderbare Landschaft waren die zugeordneten Stichworte. Trotz Wachstum und teilweiser städtischer Anmutung soll der dörfliche Charakter beigehalten werden. Ein „Tutzing für Alle“ sei erstrebenswert. Die Kandidaten betonten, wie wichtig ein gutes soziales Miteinander sei, alt & jung, arm & reich. Arbeitsplätze, bezahlbares Wohnen, auch in neuen Wohnformen, um die jungen Leute in Tutzing zu halten, all das gehörte zu den skizzierten Visionen für Tutzing.
- Tutzing im Wandel -Hier führte Marlene Greinwald angesichts zunehmender Verkehrsprobleme routiniert die verschiedenen Maßnahmen aus, von der Ausdehnung des MVV, der Bewirtschaftung der Parkplätze am Bahnhof, die Stärkung der Rechte von Radfahren und Fußgängern, den Ausbau des örtlichen Busverkehrs über die sog. Bierlinie 958 und die geplante Linie 978 nach Feldafinf bis zur Anbindung von Diemendorf und Kampberg. Ein weiterer Anschluss an die Bundesstraße 2 sei mit ihr nicht zu machen. Dieser zöge weiteren Verkehr an und würde nicht zur Verkehrsberuhigung beitragen. Für Bernd Pfitzner soll Tutzing mehr oder weniger so bleiben wie es ist. Insbesondere sollten die Freiflächen zwischen Tutzing und Unterzeismering nicht behbaut werden und es sollten keine neuen Gewerbebetriebe angesiedelt werden, damit nicht noch mehr wohnungssuchende Arbeitnehmer nach Tutzing kämen. Seine beiden Mtbewerber betonten hingegen die Notwendigkeit von Gewerbegebieten für die Ansiedlung neuer Unternehmnen, den schließlich lebe eine Gemeinde zu einem guten Teil von der Gewerbsteuer. Hier, so Florian Schotter, sei eine Entwicklung mit Augenmaß möglich.
- Jugend – Die Frage der Moderatoren, ob es denn in Tutzing trotz des vielfältigen Vereinslebens Jugendliche gäbe, die sich nicht eingebunden fühlten, und wie eine Lösung dafür aussähe, wurde mit einigem Zögern beantortet. Der Bedarf für diese offene Jugendarbeit vermöchten die drei Kandidaten nicht auf Anhieb erkennen. Es wurde allerdings auch nicht pasuchal abgelehnt, hier etwas zu tun. Marlene Greinwald konnte sich auf die entsprechende Frage eine öffentliche Grill- und Feuerstelle gut vorstellen und sah den Vorteil einer geordneten Situation. Sie räumte auch ein Defizit in der Jugendarbeit ein, an dem trotz guter Jugendarbeit in Vereinen und Kirchen gearbeitet werden könnte, z.B. auch durch Installation eines Jugendbeirats. Matthias Gröschel bat aus Sicht der Jugend darum, dieses Thema nicht fallen zu lassen. Dies wurde durch spätere Wortmeldungen aus dem Publikum verstärkt. Beim Wohnraum für junge Menschen wurde auf die geplante Wohnanlage des Verbands Wohnen im Landkreis verweisen, die ab 2018 am Kallerbach entsteht. Es müssten Grundstücke für Einheimischenmodelle gesucht werden, jedoch nicht nur für Einzel- und Doppelhäuser sondern auch für die Errichtung von Eigentums- und Mietwohnungen. Allgemein bedauert wurde der Sanierungsstau bei den gemeindlichen Liegenschaften; hier führte Bernd Pfitzner die Energiegenossenschaft sowie den Energiewendeverein als Partner an, die die Gemeinde bei der energetischen Sanierung unterstützen möchten. Auf die Frage der Moderatoren nach der Nutzung des Seehofs, plädierten alle drei Kandidaten für ein Hotel, für das eine Genehmigung vorliege. Hier könnte es durchaus sein, dass der Eigentümer den beabsichtigten Spekulationsgewinn durch erhoffte Umnutzung auf Wohnungsbau nicht werde realisieren können.
- Sie als Bürgermeister – Erstmalig gab es Aussagen zur beabsichtigen Amtszeit: Während Marlene Greinwald sich dazu nicht äußern wollte, möchte Florian Schotter bis zur Kommunalwahl in 2026 im Amt bleiben, um hier eine Kontinuität für seine Arbeit zu haben. Er bietet somit den zweiten möglichen Zeitpunkt für die Synchronisation der Wahlen für Gemeinderat und Bürgermeister an. Auch Bernd Pfitzner möchte sich nicht bereits 2020 zur Wahl stellen sondern strebt eine sechsjährige Amtszeit an. Dabei erinnerte er, dass er eine gut bezahlte Position in der Wirtschaft für das angestrebte Amt aufgäbe. Gefragt nach den drei wichtigsten Punkte bei der erfolgreiche Wahl ins Amt ließen sich Unterschiede in den Prioritäten erkennen: Während Bernd Pfitzner Tutzing mit innovativen Ideen zu Verkehr und Wohnen nachhaltig und zukunftsfähig gestalten möchte, sieht Marlene Greinwald die größte Bedeutung in der Ortsentwicklung, der Sanierung der Liegenschaften und im Miteinander im Ort und strebt für Tutzing eine nachhaltige, ökoologische Entwicklung an. Florian Schotter nennt das Gewerbe an erster Stelle, auch kkleinere Betriebe, Handwerker, Einzelhändler, mit zusätzlichen Arbeitsplätzen. Zum zweiten geht es ihm um bezahlbaren Wohnraum für beispielsweise Erzieher, Polizisten und Krankenschwestern und betont als dritten Punkt, dass es um die Sache gehe, um ein „vernünftiges faires Miteinander“.
Die verfügbare Zeit ließ die abschließende Frage auf dem Podium nach der Motivation der Kandidaten für das Bürgermeisteramt zu. Warum würde sich jeder Kandidat für den besten halten, war die Zusatzfrage. Marlene Greinwald erklärte, in der Vertretung des 1. Bürgermeisters Rudolf Krug habe sie die Herausforderung des Amtes endeckt. Ihre Erfahrung als Mitgestalterin habe ihr gezeigt, wie wichtig das miteinander Reden sei und hier können sie moderieren und verbinden und nicht zuletzt die Verwaltung motivieren. Florian Schotter betont seine in drei erlernten und ausgeübten Berufen erworbene Sozial- und Fachkompetenz. Personalführungserfahrung habe er in seiner Tätigkeit bei der Polizei erworben. Er will seinen Mut beweisen und stehe für den Generationswechsel. Bernd Pfitzner verweist auf seine im Berufsleben erworbenen Kompetenz; überall habe er sich eingebracht und mitgestaltet, kreativ, moderierend und motivierend.
Das Publikum konnte sich durch Ankreuzen eines Kandidaten auf einem vorbereiteten Wahlzettel an einem Stimmungsbarometer beteiligen. Die Vertreter der JM versprachen, das Ergebnis auch zu veröffentlichen. Fragen aus dem Publikum dreht sich um das Halten Tutzinger Gewebebetriebe, die Sanierung der Mittelschule und insbesondere um die Jugendarbeit.
Hier das Ergebnis der SZ Veranstaltung vom 17.12.2017
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Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.
Honni soit qui mal y pense… 😉
Sehr guter und informativer Bericht der Tutzinger Liste zum Bürgermeisterduell. Auch wurde das Thema Jugendtreff resp. Liegenschaften der Gemeinde gut herausgearbeitet. Es ist schon eine Schande für die Gemeinde, dass die Räumlichkeiten des Sportlerstüberls am Würmseestadion eigentlich nicht mehr richtig nutzbar sind. Zwar wurden diese jetzt kurzfristig der JM überlassen, die diese mit viel Aufwand wieder etwas hergerichtet haben; doch wo sollen sich die Mitglieder des TSV Tutzing mit ihren vielen Abteilungen wieder treffen können? Nach dem Sport in der Halle ein Bierchen trinken oder etwas essen? Letztes Jahr musste die Weihnachtsfeier der Füßballabteilung in den Gängen der Umkleide stattfinden. Warum kann man das Sportlerstüberl nicht einfach einem Pächter übergeben, der dieses auf eigene Kosten renoviert und dafür einige Jahre pachtfrei bleibt? Ist es denn so schwer hier eine Lösung zu finden?
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Helge Haaser, Passau
Zum Bürgermeisterkandidaten Florian Schotter
Ich kenne Florian Schotter seit seiner Jugend und habe ihn immer als äußerst engagierten, sozialen jungen Mann erlebt. Er war für jeden Spaß zu haben und stand immer in der ersten Reihe, wenn es darum ging, sich für Gemeinschaftsprojekte mit ganzer Kraft einzusetzen. Er hat das Herz am rechten Fleck, ist unserem Heimatort Tutzing sehr verbunden und hat die besondere Gabe, Menschen zu motivieren, um etwas zu verändern.
Hoffentlich wird sein Mut und seine Bereitschaft, sich für Tutzing einzusetzen, von sehr vielen Wählern belohnt. Im Erfolgsfall wäre allerdings auch zu hoffen, dass er als junger Bürgermeister von seinen politischen Weggefährten und den Mitarbeitern im Rathaus, auch von denen, die den frischen Wind meiden, unterstützt und nicht zurechtgestutzt wird. Das ist doch nicht zu viel verlangt oder?
Da ich gestern nicht selbst dabei sein konnte, bedanke ich mich herzlich die Information! Prima, dass man so etwas hier nachlesen kann!
Sehr informativer Bericht! Auch schön zu lesen, dass kein Kandidat die Möglichkeit wahrnahm, über den anderen herzufallen. Gegenüber der letzten Wahl ein enormer Fortschritt.
Inwieweit aber etliche Jahre Gemeinderat dazu legitimieren, das vornehmste in Tutzing zu vergebene Amt übernehmen zu können, bleibt abzuwarten. Wer bereits im Gemeinderat sitzt und plötzlich anlässlich eines Bürgermeisterwechsels feststellt, was doch alles im Gemeinderat bewegt werden sollte, muss sich schon fragen lassen, warum auf eine Wahl gewartet wird, um das dann der staunenden Wählerschaft mitzuteilen.
Sehr glaubwürdig und damit überzeugend ist die bereits vorher schon durch Zufall entstandene Kenntnis über die Einstellung des CSU-Kandidaten, wie dieser seine Rolle sieht. Bisher demontierte die CSU ihre Kandidaten zumeist kurz vor der Wahl, damit die Niederlage auch bundesweit bewundert werden konnte. Hoffentlich reicht dieses Mal nicht die Zeit dazu. Denn Tutzings Rathaus verdient eine neue Spitze, frei von allen Zwängen und Herkünften. Der jüngst begonnene Wechsel im Gemeinderat könnte mit dem CSU-Bürgermeister der Beginn des lang erwarteten Lichts am Ende eines sehr langen Tunnels sein. Wobei das Licht dann für Leute mit anderer Ansicht das Licht des entgegenkommenden Zuges sein dürfte.
HF