Tutzing wird Erholungsort werden wollen! Ist da nicht auch was vergessen worn?

Luftkurort waren wir schon mal,  das haben wir hinter uns. Jetzt probieren wir uns mal als Erholungsort.

Überholungsort sind wir schon. Die Beschilderung innerhalb des Ortes verleitet den Leser der vielen Ge-und Verbote dazu, langsamer zu fahren, weil er erst dann genau weiß, welch basisdemokratisch ausgeklügeltem System er da folgen soll. Merkt der Autofahrer dann, die Überschrift des gesamten Regelwerks und dessen Zustandekommens kann nur „Bullshit“ heißen, ist er bereits von zig Leuten unter Aufbietung von Lebensgefahr überholt worden. Diese Überholer kennen nämlich die Grundzüge der Beschilderung und machen das, was das Gros der Verkehrsteilnehmer bereits tut: Nicht einmal ignorieren!

Zum Erholen gehört auch zu wissen, wer sich da überhaupt erholen will oder soll. Wer sich erholen soll, wissen wir. Leute, kaufkräftig und tolerant bis zur Anspruchslosigkeit. Willens, hiesige Restaurants und Hotels als das Beste der Region zu beschreiben, damit Hotel- und Restaurantplattformen für noch mehr Bekanntheit sorgen können. Und hiesige Ortstaxenzahler einen guten Beitrag zur Wiederherstellung einer erträglichen touristischen Infrastruktur leisten können.

Zum Erholen gehört für den Gast, denn insbesondere der soll sich hier erholen, nicht nur der seit Jahren hierher geholte Eingeborene, dass er sich auch wohlfühlt. Das Auge des Gastes sieht in Tutzing den Umbruch von der Fischerörtlichkeit zu einem gemischten Stil, der heute überall praktiziert wird und, nun der Gipfel, der teilweise auch noch dem Bauhaus zugeschrieben wird. Mit Bauhaus ist natürlich nicht die Bauabteilung hiesiger Verwaltung und deren Möchtegern-Architekten gemeint. Und will er parken, der Erholungsuchende, findet er nicht einmal einen Besucher-Dauer-Parkplatz. Denn die mit der Bahn zu erreichenden Besuchsziele außerhalb Tutzings kosten in Tutzing Parkgebühren. Nix mehr ist umsonst und getreu altem Spruch, was nix kostet, taugt nix, werden die Erholungssuchenden und Einheimischen kräftig gemolken.

Sind Franzosen und Schweizer zu Besuch, so dürften sie während der vom Fremdenverkehrsverband vorgeschriebenen Mehrtages-Erholungsphase feststellen, dass im Gegensatz zu ihrem Heimatort die Tutzinger so sparen mussten, dass das Geld für Pflege öffentlicher Toiletten nicht mehr langte. Die weltberühmte Brahmspromenade, der Ganzjahres-Tourist unterscheidet nicht nach Weg am See und Brahmspromenade, verlangt einen feinst zeitlich ausgeplanten Stoffwechsel. Anderenfalls muss sehr plötzlich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten gelaufen werden. Zumeist ergebnislos oder Ergebnis an ungeeigneter Stelle.

Die Tutzinger wissen um die eigenverantwortet geschaffenen Gesprächsthemen ihres Ortes. Weswegen sie aber noch nicht auf die Straße gingen, am besten Richtung Rathaus, ist kaum zu verstehen. Ob Thomas Mann sich in Tutzings Infrastruktur so richtig wohlgefühlt hätte?

Jedenfalls muss der, der sich hier erholen will, ganz schön robust sein, damit endlich das Schild Erholungsort überall angenagelt und in alle Prospekte gedruckt werden kann.

Und wer Tutzing regelmäßig auf dem Erholungsplan stehen hat, wird feststellen: Ein liebenswerter Ort… nur haben die dort irgendwie vergessen, sich nachhaltig um ihren Ort zu kümmern. Alles wie früher, auch der Seehof, der Andechser Hof, immer noch geschlossen, und am Bahnhof stinkt es seit Jahren zum Himmel.

Gesät wurden alle Themen vor langer Vergangenheit; aufgegangen ebenso. Aber immer wieder untergepflügt. Nicht geerntet. Da is halt was vergessen worn.

Das meint Ihr

JB

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