Vor einigen Wochen, genau am 19.01.2020, informierten wir über den Status Mercosur. Zur Erinnerung, es ist der Freihandelsvertrag mit Südamerika. Vermutlich ist er wegen Corona etwas aus dem Blickfeld gerückt. Nicht
aber bei der EU-Kommission, die sich ungeachtet derzeitiger gesellschaftlicher Probleme auf die Ratifizierung des Vertrags vorbereitet. Der Vertrag ist nun erneut Gegenstand etlicher NGOs, die in mittlerweile sehr klaren Worten auf die erheblichen Gefahren verweisen.  Der Vertrag sei ein Desaster für Umwelt, Klimaschutz und Menschenrechte.

Einige mit der Materie vertraute Tutzinger sprachen uns auf den von uns veröffentlichten Beitrag zu Bayer auf unserer Homepage an mit dem Hinweis, mittlerweile hätte sich doch damaliger Sturm gelegt. Es sei alles nicht so tragisch, Bayer hätte sich erfolgreich gefangen, die Zahlen täten stimmen, Glyphosat sei zudem vom Acker.
Mitnichten ist das so mit dem sich ausruhenden Sturm. Daher wollen wir auf einen Aspekt hinweisen, der Tutzings Verbraucher direkt betreffen wird. Der Vertrag hat eine klare Formel: Deutsche Autos gegen brasilianisches Rindfleisch, südamerikanische  Agrarprodukte! Die EU produziert jedoch bereits Rindfleisch im Übermaß, benötigt also keinesfalls durch Genmanipulation, massive Pestizidnutzung und Regenwaldabholzung erzeugtes Rindfleisch. Die EU sucht selbst händeringend neue Märkte und tritt mit mühsam formulierten Wettbewerbsvorteilen wie „pestizidarm, gentechnikfrei“ gegen südamerikanisches Rindfleisch an; gefahren und geflogen um die halbe Welt.
Irgendwo in Deutschland müssen nun aber dieses Rindfleisch wie auch die importierten Futtermittel untergebracht werden. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, wann die Verbraucher nicht ablehnbare überaus verlockende Preisangebote sehen werden und daher darauf achten sollten, woher das Fleisch eigentlich kommt und was da alles an exportierten Vorprodukten bedenkenarmer deutscher Hersteller von Pestiziden wie Bayer und BASF enthalten ist.

Unsere Landwirte und auch lokalen Metzgereien werden gewiss den kritischen Verbraucher, der wissen will, was er sich da auf den Teller holt, unterstützen. Umgekehrt aber auch, bitte zuerst!

Um Fehlinterpretationen vorzubeugen: Wir befürworten selbstverständlich den sog. Freihandel, das Gegenmodell ist jedoch bereits in Nordamerika und demnächst auch in England zu besichtigen!
Das Verständnis in der Wählerschaft für das situationsblinde Vorgehen der EU-Kommission und deren südamerikanische Partner sollte aber von Brüssel und den dort tagenden Ratsmitgliedern nicht falsch eingeschätzt werden. Wie weit Brüssel und die Berliner Regierung von der zumindest in Deutschland gewollten Realität weg sind, war am 07.05.2020 im BR2 sehr deutlich zu hören. Die deutsche Landwirtschaftsministerin setzte eine Regelung durch, die verantwortungsbewussten deutschen Bauern das Genick brechen könnte. Mit einer Import-Toleranzklausel wird ausdrücklich das zugelassen, was bei uns für monatelange Protestmärsche sorgte und völlig zu recht von verantwortungsvoller Landwirtschaft abgelehnt wird. Diese Klausel lässt nämlich zu, dass billigst und hochindustriell unter massiver Anwendung von Pestiziden erzeugte Produkte, z.B. Rindfleisch, hier bei uns auf den Markt und bei Ihnen auf den Teller kommen.

Die  Ratifizierung eines derartigen Vertrages mit einer Import-Toleranzklausel wäre erheblich zu Lasten hiesiger Landwirte und deren Abnehmer, dem Einzelhandel. Hiesige Landwirte kaufen nicht das Fleisch, die Verbraucher kaufen es; die Landwirte schauen in die Röhre, an deren Ende „Bio ade, Klimawandel nur zu“ zu lesen ist. Die unseren Landwirten abgelehnte Verwendung von Pestizidmengen ungeheuren Ausmaßes und die immer mehr um Akzeptanz der Bio-Siegel kämpfenden Landwirte werden staunend an Flug- und Schiffshäfen stehen und sich wegen des erstaunlichen Weitblicks der Brüsseler Freihändler die Augen reiben.

Uns erschließt sich nicht, weswegen die Kollegen aus dem Umfeld der ökosozialen Marktwirtschaft nicht mehr auf Mercosur  verweisen. Das genannte Rindfleisch ist nämlich nur ein Beispiel aus dem Fächer südamerikanischer Agrarprodukte.

TL Redaktion

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