Zu den Ostertagen fragte mein Enkel, wieso es zu Ostern nichts geschenkt gäbe. Außer den Eiern, die gab’s aber letztes Jahr schon. Eier seien langweilig. Weihnachtsgeschenke aber nicht.

Zumindest für mich vor dem Hintergrund fremder Ohren eine schwierige Frage. Ich konnte mich aber herauswinden, weil der Besuch im einzigen Anfass-Geschäft der Geiz-ist-Geil-Kategorie des Oberlandes plötzlich kleinste Kameras zeigte, mit denen aber auch alles aufgenommen und sofort übertragen werden kann. Das erinnerte mich an eine Meldung vor zwei Jahren.

Da gibt’s doch tatsächlich Gemeinden, aus deren Gemeinderatssitzungen heraus Live-Übertragungen möglich sind und sogar auch realisiert werden.

Man stelle sich nur vor, die ihrem Gewissen verantwortlichen und insbesondere wegen ihres Gewissens gewählten Ratsmitglieder hätten plötzlich die Möglichkeit, dem staunenden Publikum daheim vor dem Fernseher zeigen zu können, wie gut sie in der Sache drauf sind. Auch, dass sie alle situativ nötigen Kommunikationsstile beherrschen.

Die Übertragung einer öffentlichen Sitzung (sogar vorgesehen von der übergeordneten Politik) hätte, so man sie denn in Tutzing wolle, unglaubliche Vorteile.

Der Vorwurf, niemand wisse, was da eigentlich besprochen wurde und warum wie entschieden wurde, kann nun nicht mehr aufrecht erhalten werden. Zudem traf er ja auch nie zu; das waren nur Hirngespinste irgendwelcher ratschender Besserwisser.

Gemeinderäte könnten auf dem samstäglichen Markt beim Einkaufen angesprochen werden und damit ihre Nähe zu den Sorgen und Fragen bilateral zeigen und aufnehmen. Es könnten sogar einzelne Gemeinderäte auf ihnen bekannte Gesichter zugehen und fragen, wie denn so die Dinge auf dem Sofa daheim angekommen seien.
Das gäbe eine völlig andere Kultur des gemeindlichen Miteinander. Der Bürger wüsste mal außerhalb der Wahlzeit, wie seine Gemeinderäte eigentlich aussehen, was sie so machen. Und vor allem auch, weswegen außer der Behandlung „Wie baue ich ein Haus und beschäftige damit die Verwaltung?“ lediglich Ehrungen oder sonstiger Firlefanz wie das gemeinschaftliche Besprühen von Balkonpflanzen und das Linksherumtragen von Plastiktüten auf dem Programm stehen.

Der größte Vorteil eines Dorf-TV bestünde aber darin, den vielen Besuchern der Gemeinderatssitzungen den beschwerlichen Weg auf die im schlechten Licht stehende Zuschauertribüne zu ersparen.
Die arbeitende Bevölkerung erhält demnächst die Segnungen durch Industrie 4.0! Sagte doch jüngst Deutschlands größter Wirtschaftsführer, wer bei 4.0 nicht mitmache, verlöre den Anschluss und entwickle sich auf den Status eines Entwicklungslandes zu. Bereiten wir uns vor auf Gemeinderatssitzung 4.0!
Prima Aussichten und demnächst Einsichten.

Aus aktuellstem Anlass

Ihr Josef Bimslechner

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