Es gibt sie doch, die Menschen, denen es nicht so gut geht. Auch hier im wohlhabenden Tutzing am Starnberger See.
Seit Jahren bereitet der Lions Club Starnberger See – Ludwig II. 40 ausgewählten bedürftigen Familien eine kleine Weihnachtsfreude. Die Adressen erhalten wir von der Ambulanten Krankenpflege. Mein Lionsfreund Bernd Kolle und seine Frau organisieren die Aktion, zu mehreren verteilen wir Nikoläuse und dazu einen Einkaufsgutschein. Damit können sich die Beschenkten in einem Supermarkt Lebensmittel ihrer Wahl für die bevorstehenden Festtage kaufen.
Heute war ich unterwegs und habe Gutscheine verteilt. Ein Wechselbad der Gefühle: Von Tränen der Trauer über jüngst verstorbene Familienangehörige bis zur spontanen Umarmung als Dank habe ich verschiedene Reaktionen erlebt. In einem waren die Empfänger gleich: in der Freude über die unverhoffte Unterstützung.
Die Mittel für die Aktion, immerhin ein Betrag von 2.000 Euro, haben wir mit dem 7. Lions Charity Weihnachtsmarkt am 1. Advent erwirtschaftet, den vielleicht auch Sie besucht haben.
Die Überschrift klingt wie eine Überraschung: „Es gibt sie doch“. Ja, es gibt sie, aber es ist keine Überraschung, denn eine Gesellschaft, die nur den Erfolg fördert und den dazu verpflichteten Arbeitnehmer aus den Augen verloren hat, sorgt dafür, dass es „sie gibt“. Die Armen. Die Parteien mit dem christlich und dem sozial im Namen haben grandios versagt, als sie den Kapitalismus über ihre Grundsätze hinaus wuchern ließen. Die vom Staat geschützten Unternehmer beschäftigen Sklaven (z.B. im Fu0ball und in den Puffs), sie zahlen Mindestlohn um reich zu werden, sie verpacken ihre Ware in Mogelpackungen und betrügen beim Spritverbrauch wie beim Schadstoffausstoß. Immer mit Genehmigung der Regierung.
Ehrlich: unser Staat schützt nicht seine Bürger sondern seine Unternehmer. Denn die Unternehmer machen den Staat. Sie entscheiden schon lange, bevor Merkel, Seehofer u.a. etwas zu sagen haben.
80 Millionen Bürger werden von der Industrie und ihren Gefolgsleuten in Regierung und Parlament gesteuert. Und das nennen wir Demokratie?
Helge Haaser, Passau