Auch wir, die Familie Bimslechner, bereiten uns auf die Ferienzeit vor. Allerdings sind wir erstmals nicht gemeinsam unterwegs. Zu groß sind doch die Meinungsunterschiede hinsichtlich Ort und Umgang mit Ortsthemen.

Wir wünschen aber allen Lesern der Glosse (Internet macht’s selbst im Urlaubsort möglich) schöne Ferien und gute Erholung.

Beachten Sie doch einmal in Ihrem Feriendomizil, wie dortige Kommunen mit den Themen umgehen, die entweder in Tutzing verschämt verschwiegen, gar nicht erkannt oder gar bewusst unterdrückt werden. Es könnte aber auch Themen geben, in denen Tutzing die Nase weitblickend vorne hat.

Wer in Frankreich, Italien oder Österreich (im eigenen Lande kann sogar auch geurlaubt werden!) seine Ferien verbringt, dem dürfte auffallen, wie intensiv sich dortige Kommunalverwaltungen über eigene Anschlagtafeln darstellen. Ich war ganz erstaunt, jüngst in italienischen Gemeinden extra für Besucher Informationen zu erhalten, wie die Gemeinde sich in das Umweltverständnis (EU-Recht und  Umweltschutz) einzubetten gedenkt. Sogar die Franzosen, immer mehr mit klammer Kasse, nehmen diese Gesetzesvorlagen ernst. Unsere Nachbarn in Österreich sind eh schon viel weiter als wir in Sachen Umweltschutz. Sie handeln, sie reden nicht großartig darüber.

Sind Sie in Frankreich, so dürfte auffallen, dass jedes Rathaus (Mairie) sich an Sonn- und Feiertagen sehr um die Information des Besuchers bemüht; zumindest das Fremdenverkehrsbüro ist geöffnet.

Viel wichtiger aber ist, sogar am Sonntag sind in Frankreich die Toiletten am Rathaus für jeden Besucher der Kommune geöffnet, selbst in der tiefsten Provinz. Übrigens vorzeigbar und nicht so zum Himmel stinkend wie in Tutzing. In Sachen Sauberkeit sind dortige Gemeinden vorbildhaft, häufig werden die Arbeiten nachts durchgeführt, so dass am Morgen die Gegend wie „neu“ aussieht.

Allerdings können Sie insbesondere in Frankreich besichtigen, was passiert, wenn ein ehemals gesunder Mittelstand durch zwei Mitglieder europaweit arbeitender Discounterketten übernommen wird. Dort hielt schon vor langer Zeit die Erkenntnis Einzug, dass ein gut gehendes Geschäft wegen seines Erfolgs durchaus ein zweites solches am Ort vertragen könne und weil die beiden dann Vorbild für ein drittes Geschäft waren, sind alle drei zur gleichen Zeit in die Pleite gegangen; ein transnationaler Großmarkt riss nämlich das Geschäft an sich. Innenstädte sind teilweise tot, Schaufenster verrammelt und an 30% aller Schaufenster hängt das Schild „à vendre„. Aber gut geputzt ist die Innenstadt. Da hatten die Franzosen als Grande Nation die US-amerikanischen Malls als Vorbild, mit aber auch allen Kollateralschäden.

Sehen Sie sich das einmal näher an, lieber nach Frankreich Fahrender, was Tutzing auch blühen könnte. Unsere direkten Nachbarn ein paar Kilometer von hier  sind da aber auch nicht besser. Und wer gar nach Neufünfland fährt, also gen Ostsee, kann die Folgen seltsamer Kommunalpolitik in Sachen heimischer Wirtschaft an dortigen Investitionsruinen auch nachhaltig bewundern.

Also, lieber Leser der Glosse, nicht nur zum Baden oder Bergsteigen fahren, auch der Blick hinter die Kulissen eines Ferienortes kann recht unterhaltsam sein. Man kommt dann mit Eindrücken nach Hause, die das Wirken und Geschehen in der Heimatkommune viel verständlicher machen. Oder gar Anregungen geben, sich einmal die eigene Kommune hinsichtlich ihrer Stärken und Risiken näher anzuschauen. Um mit Goethe zu schließen: Reisen bildet!

Ich wünsche Ihnen eine interessante Ferienzeit,

Ihr JB

7 Replies to “Ferien -„Zeit der Besinnung“”

  1. Es ist wichtig, den verwahrlosten Zustand am Bahnhof anzuprangern. Liegt das an unzureichender Kommunikation in den Kompetenzbereichen? Sanitäranlagen und fehlende Schliessfächer betreffen die DB, der Anblick übervoller Müllcontainer im Zugangsareal zu den Bahngleisen könnte zumindest durch einen Sichtschutz gemildert werden – Einfluss der Gemeinde ? Wenn schon im Ratsgremium über das Auswechseln von Glühlampen gesprochen wird, sollte man vielleicht auch über Verbesserungsvorschläge, das Ortsbild betreffend, nachdenken.
    Eine unendliche Geschichte ist auch der Dornröschenschlaf „Seehof“. Wenigstens in den Sommermonaten/Tourismus könnte man vis-a-vis der Evang.Akademie auf dem Gelände eine Reihe von Parkplätzen mit verlängerter Parkdauer abgrenzen, für Tagesgäste, die per Schiff eine Seen-Rundfahrt ab/bis Tutzing unternehmen möchten, wobei ein 2-Stunden-Parkschein nicht ausreicht. Einen Versuch, mit den Grundstückseigentümern zu sprechen, wäre es doch wert.
    Sorgen macht mir auch das Projekt Andechser Hof – wenn jetzt schon in der Presse zu lesen war, dass der Neugestaltung vier Kastanienbäume im Wege stehen, wird vermutlich nach dem Bau der Wohneinheiten ein Schild aufgestellt „hier war einmal ein Biergarten“
    Eine Phase der Besinnung scheint auf jeden Fall angebracht.
    OLe

    1. Anprangern genügt vermutlich nicht. Verantwortungsbereiche zu suchen, erst recht nicht. Nirgendwo in den Satzungen der Deutschen Bahn AG steht etwas darüber, wo und wie der Latrinen-Beauftragte zu finden sei. Auch dann, wenn Verantwortungsbereiche gefunden werden sollten, lehnt sich die klamme Bahn zurück und verweist darauf, dass Tutzinger Standard nahezu bundesweit bei kleinen Bahnhöfen üblich sei.
      Es gibt viele Gründe, warum etwas nicht geht. Denn darauf liegt der Fokus der gemeindlichen Lampenauswechsler, die nur lamentieren und nichts bewegen wollen. Täten sie etwas bewegen, gäbe es nämlich nichts mehr zu meckern. Also bitte die Dinge gesamthaft betrachten!
      Nun steht also im Vorschlag, den Seehof zu öffnen. Wie ist sichergestellt, dass dieser Vorschlag schnellstens gelesen und verstanden wird? Der Andechser Hof beruhigt vorerst und es wäre ein großes Fest wert, käme es zu sichtbaren Fortschritten.
      Von Tutzings virtueller See-Hotellerie am See zurück zum Bahnhof. Vorschlag: Die Verwaltung könnte sofort alle Befugnisse überschreiten und im Revier der Bahn wildern. Der Bauhof wäre nämlich in der Lage, handstreichartig die Sauberkeit herzustellen und dann sicherzustellen. Beim ersten Handschlag hierzu wird die über Tutzinger Spezialitäten immer bestens informierte Presse mitanwesend sein und dann darüber berichten, wie das über die Landesgrenzen hinaus bekannte Tutzing sich selbst hilft, nachdem die Bahnverwaltung in Sachen Tutzing bombastisch versagte. Gemeint ist hier aber nicht der 2014 von der Tutzinger Liste initiierte und verfolgte dritte Aufzug, den hat Tutzing wohl selbst versiebt.
      Der Tutzinger Gemeindeverwaltung sollte nur die Sorge genommen werden, dass der Vorschlag Bahnhofs-Sauberkeit aus versicherungstechnischen und Fragen der Zuständigkeit nicht realisierbar sei. Wir sind nicht in der Türkei, in der jemand bei Aufbegehren gegen Vorschriften oder Nichteinhalten von Vorschriften sofort eingesperrt wird. Es wäre schön, in der überregionalen Presse stünde einmal wieder etwas über erfolgreiche Tutzinger Selbstheilungskräfte.
      Besinnen reicht auch nicht, Besonnenheit hat in Tutzing selten zu sichtbaren Erfolgen geführt.
      Passt das, sehr verehrte Frau Vorrednerin?
      HF

      1. Sehr geehrter Herr HF,
        das passt sehr gut. Der Bauhof könnte es am Bahnhof in Angriff nehmen, ist aber an die Vorgaben aus dem Rathaus gebunden. Ich hatte z.B. bereits im vergangenen Jahr angeregt, an einem Platz, an dem früher eine Sitzgelegenheit war, erneut eine Parkbank aufzustellen, der Bauhof liess Verständnis und Zustimmung erkennen, im Rathaus sagte man mir dann, dass der Bauhof gegen diesen Vorschlag sei – dieses Jahr habe ich erneut angefragt, Kommentar aus der Gemeindeverwaltung, man würde mein Anliegen weitergeben – Antwort ist ausgeblieben – die Hierarchie hat wohl die Priorität und ich hatte ein totes Pferd am Start (Dakota-Zitat).
        Hingegen habe ich schon vor längerer Zeit zum Thema Seehof einen der Gesellschafter angeschrieben und ihm die meiner Ansicht nach bestehenden Vorzüge eines integrierten Boutique-Hotels dargelegt – darauf habe ich umgehend eine Antwort per Mail erhalten. Präsenz der Presse wäre bei der geplanten Verschönerungs-Aktion am Bahnhof ideal – vorab eine Glosse von Nepomuk in der SZ – dann eine Schar Tutzinger vor Ort nach dem Motto „wir packen das“ und die Lokalreporter von Merkur und SZ berichten. Wann startet die Aktion ?
        OLe

        1. Sehr geehrte Frau Lechner,
          mein Kommentar entstand aus der Annahme heraus, irgendjemand im Rathaus oder gar im Gemeinderat könne lesen und dann das Thema eigeninitiativ aufgreifen. Ich selbst bin zu alt und zu gebrechlich, mit einem Spaten in der Hand am Bahnhof aufzukreuzen und den ersten Spatenstich pressegerecht zu machen.
          Die Entscheidungsstrukturen, in Tutzing vielleicht sogar Befehlsstrukturen, des Rat&Tathauses sind mir nicht bekannt; auch kann ich mich in die Komplexität derart schwieriger Sachfragen nicht hineinversetzen. Bis zum Lesen Ihrer Zeilen dachte ich sogar, der Bauhof gehöre in den Verantwortungsbereich der Verwaltung. Also des Rathauses.
          Die Arbeit der Verwaltung und des Gemeinderats hat seitens der Bürger doch bitte ausschließlich mit der gebührenden Hochachtung kommentiert zu werden. Wenn die Bahnhofsgegend weiterhin zum Himmel stinken soll, so kann das nur von sehr langer Hand sehr umsichtig geplant worden sein.
          Die von Ihnen genannten toten Dakota-Pferde können gar nicht mehr gezählt werden, es stehen davon zu viele im Stall herum. Wo kämen wir denn hin, wenn sich Unberufene um den Status der Dauerbaustelle Boutique-Hotel kümmerten? Das ist Sache der hochprofessionellen Erfinder dieses Jahrhundertprojektes.
          Übrigens habe ich nicht den Eindruck, dass sich SZ oder STA-Merkur die Mühe machen dürfen, Tutzinger Eigenarten zu behandeln. Beide Nachrichtenvermittler konzentrieren sich bekanntlich auf Wesentliches, wovon Tutzing schließlich eine Menge und nur das davon zu bieten hat.
          HF

          1. Sehr geehrter Herr Fulczyk,
            wie schade – Sie hätten auch eine Flüstertüte und das Kommando bekommen – an Wortgewandtheit besteht ja kein Mangel – Themen ad acta gelegt
            OLe

  2. Lieber Bimslechner-Josef,
    wo Du auch immer wohnst und wer Du auch immer bist …
    mich wundert es nicht, dass Deine Familie nicht mit Dir in die Ferien geht. Ferien sind zum Erholen da und nicht zum Rumnörgeln an der Tutzinger Erlebniswelt. Allerdings wird mit der Ansprache der Tutzinger Abwasserwirtschaft ein ziemliches Fass aufgemacht. Der hier mit der Bahn Ankommende hat den Gang zur fahrbaren Bahntoilette sich mühsam verkneifen müssen, um im verrottenden und stinkenden Bahnhof dann eines der ersten Tutzinger Wahrzeichen zu erleben. Tutzing hat außerdem paar öffentliche Toiletten ausgewiesen, allerdings etwas versteckt.

    Hiesige Gastronomie muss jedoch gelobt werden. Im Gegensatz zu früher wird der sich lediglich entlasten wollende Gast freundlich auf den gesuchten Ort verwiesen. Übrigens lege ich dann gerne zwei Euro auf den Tresen, es war es wert!
    Aber: Werden öffentliche Einrichtungen Tutzinger Art mit denen in der Schweiz an Durchgangsstraßen oder Bahnhöfen verglichen, dann sieht Tutzing ganz schön alt aus. Und wer in Japan sich die öffentlichen Toiletten ansieht, der sieht Tutzing noch weit im späten Mittelalter. Auf diese Zeit man hier noch stolz zu sein scheint. Sich hinzustellen und immer nur auf die Bahn zu deuten, ist ein ganz schlimmes Armutszeugnis für den Dampf im Kessel des Gemeinderates.

    Übrigens, gehen Sie, lieber B-Josef, mal in Tutzings Supermärkten zum Einkaufen und fragen Sie als Kunde nach der Möglichkeit der Entlastung. Dann können Sie auch in Tutzing etwas erleben. Die Toilette im Einkaufszentrum Lindemannstraße ist seit Monaten gesperrt. Ist das ein Hinweis der Marktbetreiber, dass nur noch junge Leute mit intaktem Stoffwechsel als Kunden gewünscht werden? Der Gemeinderat Tutzings steuert also nicht nur die Sortimentspolitik, sondern auch noch die Käufergruppen nach deren Alter und Befindlichkeiten.
    HF

  3. Liebe Bimslechners,

    auch Ihnen eine schöne und erholsame Ferienzeit – ohne ins Detail zu gehen, man könnte sich einiges abschauen bei den Nachbarn, eben den Horizont erweitern und dabei feststellen, dass auch dort mit Wasser gekocht wird, es aber auch bei uns einiges gibt, was wiederum den Nachbarn gut gefällt. Man ist gerne unterwegs, um wieder nach Hause zu kommen – nur meckern und warten, dass andere etwas tun, kann man hier und dort, bringt aber nichts; besser ist es, sich Anregungen zu holen, wie Sie richtig bemerken, noch besser, danach aktiv zu werden. Bis dann —OLe

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