Carsharing soll in Tutzing etabliert werden, so das einstimmige Votum des Gemeinderats in seiner Sitzung am 12.03.2019 unter der Leitung der 1. Bürgermeisterin Marlene Greinwald (FW). Was ist CarSharing überhaupt? Dazu die Definition des Bundesverbands Carsharing:

„CarSharing ist die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen. Die Dienstleistung CarSharing steht im Rahmen der Halterhaftung allen offen, sofern die – diskriminierungsfrei und transparent gestalteten – Voraussetzungen für die Teilnahme erbracht sind. Die Nutzung erfolgt über eine rahmenvertragliche Regelung, einzelvertragliche Regelungen vor jeder Fahrt entfallen.“

Bereits in der Sitzung des Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschusses am 17.07.2018 wurde ein entsprechendes Angebot des Vereins ÖkoMobil Pfaffenwinkel e.V. durch deren Geschäftsführer Martin Heinz als Alternative zum individuellen PKW-Verkehr vorgestellt. Es ging aber nicht so richtig voran. Die Bürgermeisterin hatte nun den Umweltreferenten Bernd Pfitzner beauftragt, hier nachzufassen und Alternativen zu suchen.

In der Sitzung des Gemeinderats stellten nun Markus Lange-Stuntebeck mit Maximilian Bründl von der Spectrum Mobil GmbH das Konzept des Münchener Carsharing-Anbieter Stattauto vor. Stattauto ist nicht nur in München sondern auch im Umland tätig und zeigt Interesse, auch in Tutzing eine Station aufzubauen. Derzeit bietet Stattauto mehr als 450 Fahrzeuge verschiedener Klassen an über 125 Stationen an. Es handelt sich also um stationsbasiertes CarSharing, das Fahrzeug muss nach Nutzung wieder am Ausgangsort abgestellt werden. Dies ist zu unterscheiden von dem sog. Free-floating Carsharing, wo das Auto dort steht, wo es der letzte Kunde abgestellt hat (DriveNow, Car2go u.a.). In einer Präsentation erläuterten die Referenten das Modell. Ähnlich dem im letzten Sommer vorgestellten CarSharing ist in einem Teilnahmevertrag eine Kaution (500 Euro) , eine Aufnahmegebühr (55,60 Euro) sowie eine monatlichen Gebühr (7,79 Euro) geregelt. Die Kosten für die Nutzung setzten sich aus einer Zeitgebühr und Kilometergeld zusammen. Interessant: MVV-Abonnenten erhalten 50% Rabatt auf Kaution und Aufnahmegebühr. Weitere Informationen auf der Homepage unter www.stattauto-muenchen.de.

Zur Umsetzung des Konzepts und Einrichtung einer Station mit zunächst einem Fahrzeug erwartet Stattauto den kostenlosen Ausweis eines gesonderten Parkplatzes am Bahnhof sowie die Bereitschaft der Gemeindeverwaltung, die einmalige Führerscheinprüfung von Neumitgliedern zu übernehmen. Der Aufwand für die Überprüfung der Führerscheine ist übersichtlich, ein Parkplatz könnte auf dem Bahnhofsvorplatz eingerichtet werden; dies lässt sich gut mit den ohnehin anstehenden Verhandlungen zwischen Gemeinde und Bahn über einen Gestattungsvertrag für die von der Gemeinde genutzten Flächen am Bahnhof verbinden. Bekanntlich möchte die Bahn die Parkraumbewirtschaftung am Bahnhof einführen. Der Gemeinderat ist einstimmig positiv, das Projekt weiterhin zu verfolgen. Die Initiatoren rechnen mit einer Anlaufphase von sechs Monaten bis zur Erreichung der Wirtschaftlichkeit. Das Risiko trägt Stattauto. Bei ausreichender Auslastung wäre ein zweites Auto in Tutzing denkbar.

Weitere Punkte der Sitzung:

  • Der Bebauungsplan Nr. 78 „Ortszentrum“, Teilbebaungsplan Nr 7 „Seehof“ wird auf der Basis der von Prof. Burgstaller vorgestellten Planung beschlossen und anschließend ins Verfahren gegeben. So der einstimmige Beschluss des Gemeinderats. Dem vorausgegangen war eine ausführliche Präsentation mit zahlreichen Visualisierungen. Mit einem Hotel in vier gegliederten Baukörpern auf dem nördlichen Teil des Grundstücks blieben die Sichtachsen von der Hauptstraße zum See und vom Seeufer auf St. Joseph erhalten. Insgesamt ist in den vier drei- bzw. viergeschossigen Gebäuden eine Geschossfläche von 4.800 m² vorgesehen, also etwas weniger als nach derzeitigen Bebauungsplan möglich (5.700 m²). Unter der Einschränkung, selbst kein Hotelplaner zu sein, hatte Prof. Burgstaller einen Plan für ein Hotel mit 70 Zimmern, Gastronomiebereich und Verkehrsflächen erstellt; Wellness/Fitness und die Tiefgarage werden nach dieser Planung im Untergeschoss untergebracht. Die Planung wurde von allen als das bisher beste Konzept begrüßt. Das einmütige Votum zugunsten der Hotelnutzung spiegelte sich bereits in der Veränderungssperre. Ein ****Hotel an dieser Stelle wäre ein Gewinn für Tutzing, wie auch der Geschäftsführer der gwt Starnberg GmbH, Christoph Winkelkötter, herausstellte. Diese Nutzung steht auch im Einklang zu den zahlreichen Meinungsäußerungen Tutzinger Bürgerinnen und Bürger auf Bürgerforen, Bürgerversammlungen oder Leserbriefen. Grobe Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen, die von einigen angestellt wurden, sind nicht Gegenstand des Bebauungsplans; es gibt auch Hotels, die trotz mangelnder Rendite gern betrieben werden. Es ist die Aufgabe des Grundstückseigentümers, einen passenden Käufer zu finden, der das Projeklt realisieren möchte.
  • Dem Antrag des Staatlichen Bauamts Weilheim zur Einrichtung und Betrieb eines Zwischenlagers am Volksfestplatz für den Aushub bei den Bauarbeiten zur Hauptstraße wurde zugestimmt. Alternativen gibt es nicht. Dadurch fallen im Sommer Parkplätze weg, die fehlen werden. Die grundhafte Neugestaltung wird über eine lange Zeit das Leben in Tutzing mitbestimmen.
  • Einstimmig wurde die 1. Bürgermeisterin Marlene Greinwald ermächtigt, dem vom Bayerischen Gemeindetag ausgehandelten Mustervertrag mit der Bayernwerk Netz GmbH abzuschließen. Hier geht es um den Wegenutzungsvertrag für das Stromversorgungsnetz der allgemeinen Versorgung. Der Stromkonzessionsvertrag wird eine Laufzeit von 20 Jahren haben. Die Optionen für eine vorzeitige Kündigung sollen nach Möglichkeit mit denen der Nachbargemeinden synchronisiert werden.

 

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