1907 begann das Zeitalter der Dampfschifffahrt. Damals unwiderruflich, das Ende der Lastensegler wurde eingeläutet. Der Siebenmaster „Thomas Lawson“ sollte mit seiner Konstruktion beweisen, einfach ein Mast mehr und noch einen Mast mehr als bisher könnte den absehbaren Erfolg der Dampfschifffahrt aufhalten. Man hat nicht verstanden, die Weiterführung einer ehemals erfolgreichen Technologie „mit Segeln über große Entfernungen“ stieß an ihre Grenzen. Die Thomas Lawson krachte bei schwerem Wetter gegen die Felsen und ging mit Mann und Maus unter. Der Weg für eine neue Form des Lastentransports war frei. Es war der Durchbruch der Dampfschifffahrt.

Unternehmensberater durchforschen seit Jahren die Auswirkungen von Technologiewechseln. Aus den Reihen derer Kunden (das sind die Beratenen und zumeist Leidtragenden) stammt die Erkenntnis, man müsse nur einer der vielen Mc-Beratungsfirmen den Auftrag geben, mit einem Pferd schneller als bisher von A nach B zu kommen. Monatelange Studien und Benchmarks führten dann dazu, das Fell der Pferde solange zu rasieren, bis der cw-Wert einfach nicht mehr verbessert werden kann, der Gaul nur noch polierte Haut hat. Auf die Idee, vom Pferd sich zu verabschieden und das Auto zu erfinden, kämen die Berater nicht. Das wäre nämlich eine Disruption gewesen. Nur hieß das früher halt ganz einfach: Wechsel in der Betrachtung eines Problems.

Selbst der Erfolgreichste scheitert, erkennt er nicht rechtzeitig die Notwendigkeit der Disruption. Disruption, ein nunmehr neues Wort wie Narrativ, eingeführt in den täglichen Sprachgebrauch durch unsere Politiker. Auf neudeutsch auch: Brechen alter Regeln, damit neue Regeln eingeführt werden können!

Deutschland ächzt unter der dringendst zu beantwortenden Frage der die Freiheit massiv einschränkenden Geschwindigkeitsregeln. Hier drischt man auf einen Gaul ein, damit dieser noch mit seinen letzten Zuckungen durch die Ziellinie kommt und dem allseits hochbeliebten Verkehrsminister und dessen Münchener Steigbügelhaltern das Überleben sichert. Das Vorgehen der amtlichen Unterstützer ist vergleichbar mit dem Bemühen damaliger Segelschiffbranche, einen Siebenmaster zu bauen, damit über diesen Weg die Dampfschiff-Technologie aufgehalten wird.

Eine Technologie verschwand vom Markt, eine neue schrieb die Regeln.

Käme dem Volk aufs Maul schauend und Nachdenken rechtzeitig und hätte die Münchener Politikzentrale die Regel DISRUPTIV verordnet, würden die CSU-Granden derzeit nicht den Achtmaster erfinden. Sie würden sich an die Spitze einer Bewegung setzen, deren Ideen der Staatskanzlei den Wind bald völlig aus den Segeln nehmen werden. Da sind der achte oder gar neunte Mast nur noch Ballast und Anlass für Wählerwanderung: Die alle Regeln brechenden Grünen segeln voll am Wind lächelnd auf der Lee-Seite des seit Sonntag auf Kiel gelegten Achtmasters vorbei.

Freie Fahrt für den Freien Bürger.

Das, was nun verkündet wurde, per Straße (Internet) Stimmen für die Freiheit auf den Straßen zu sammeln, ist mutig. Es ist auch ein gutes Angebot an den Freiheitskämpfer und Schirmherrn der Tüchtigen, Leistungsbereiten und Leistungsträger der Gesellschaft (C. Lindner). Dieser beschwert sich bitter über die notorischen Klima-Schulschwänzer (Leistungsverweigerer), die höchst sträfliche Vernachlässigung weltweit anerkannten deutschen Ingenieurgeistes und viel zu hohe Steuern. Er wehrt sich vehement gegen die Umerziehung der Deutschen in Sachen automobiler Freiheit,  fleischlosem Essen und damit zu veganen Radfahrern. Er ist sogar so schlau, den Deutschen würde mittlerweile ein Morgenthauplan verordnet.

Verbote, Zumutungen und sonstige Gängelungen stünden dem Lande bevor, meint auch der FDP zustimmend die CSU. Deutsche dürften nicht mehr an den Markt und die Leistungsfähigkeit der Technik glauben.

Da bahnt sich nun eine interessante Allianz an, so kurz vor der Wahl. Wir werden sehen, ob da ein Achtmaster im Rathaus Platz hat oder die Disrupteure erneut zulegen. Zu gönnen wäre es ihnen. Dem Achtmaster die Erkenntnis, den Disruptiven der Erfolg. Der Welt einziger Siebenmaster zerschellte bekanntlich manövrierunfähig und öffnete damit neuen Gedanken Tür und Tor.

Meint Ihr JB

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