Mit Bagger und ohne Bagger. Mit Bagger, das sind die sichtbaren Dinge. Baggerei aber mit großem Elan aufgeschoben, zumindest bis zum Auslaufen aller Festivitäten kommenden Sommer. Wo kämen wir denn hin, politische Säulenheilige oder deren Freunde stolperten erneut über Bagger.

Ohne Bagger ist’s aber auch spannend. Zuallererst eine erfreuliche Meldung. Die Bahnhofstoiletten stinken endlich nicht mehr weit sichtbar vor sich hin. Für Tutzing 4.0 ist eine digitale Lösung gefunden,  besucherfreundlich und zugleich altengerecht: Bahnhofstoiletten nämlich seit Monaten geschlossen! Dann: Kreuzung Lindemannstraße/ Bräuhausstraße ist bestens zur Senkung des Altersdurchschnitts geeignet. So manch eine Oma wird erfahren, wie schnell doch der Opa unterwegs sein kann; single or return. Die Toiletten am Seeuferweg sind versperrt; Opa muss daher in die Büsche, Oma muss aufpassen, ob nicht jemand kommt. Im dann Ernstfalle klemmt sich Opa etwas im Reißverschluss ein und Oma hat überall Gesprächsstoff. Man muss die Dinge nur positiv sehen! Die Partei-Schaukästen sind immer noch auf dem topaktuellen Vorvorjahresstand. Die Papierkörbe sind gesteckt voll. Die zumeist überbelegten Anschlagtafeln zeugen von ehemals großer Betriebsamkeit. Das damals nur für den Wahlkrampf erfundene Boutiquehotel am See können wir uns endgültig abschminken, es diente tatsächlich nur der Wählerbelustigung, also reine Nebelkerzen.  Dafür werden an sehenswerte Häuser riesige Bretterkisten angenagelt. Zur Parkplatzsituation ist weit und breit kein Konzept in Sicht. Auf der Hauptstraße wird nicht nur nächtens gerast, vor der Feuerwehreinfahrt aber demonstrativ die Geschwindigkeit gemessen.

Güllevolumen, Glyphosat, Nitrat im Wasser, Bienensterben, verringerte Vogelpopulation sind für Tutzing kein Thema, desgleichen brennende  Fragen zur möglichen Auswirkung des auf Eis gelegten Freihandels. Ob nun das Wasser in Tutzing privatisiert wird, überlässt man einem Verband. Der verspricht sich gewiss Geschäfte mit dem Verhökern von Wasserrohren. Irgendeine neue Cross-Border-Lösung wird schon noch kommen, dann sind die tollen Finanzhechte Tutzings auch dabei, Abwasserkanäle nach USA zu verkaufen und zurückzuleasen. Dafür gibt es nämlich demnächst über Steuersparmodelle viel Geld. Ob man damit etwa Wohnungen auf sauren Wiesen bauen will?

Dritter Aufzug am Bahnhof? Scheint endgültig unter der Erde zu sein. Der Andechser Hof dümpelt im Kerzenschein vor sich hin. Die große Räte-Strategie „Schutzstruktur für Discounter und Fachhandel“ wurde vermutlich nun doch als hirn- und sockenschüssig erkannt, daher unauffällig totgeschwiegen. Den Jugendtreff brauchen wir nicht! Denn dann, wenn eine Lösung in Sicht, sind die Jugendlichen erwachsen, haben Familie und sind bereits selbst Mitglied im Gemeinderat. Auf dem Wege dorthin haben sie aber alle Vorsätze vergessen, die sie dazu bewogen, im Gemeinderat mitzutun. Es sitzt sich ja so gemütlich und friedlich im Gemeinderat herum.

Es kann gewettet werden, das geplante Bürgerforum wird als Beteiligung der Bürger an der Planung der Hauptstraße wegen völlig  falschverstandener Form der Basisdemokratie einen anderen Drall erhalten. Das Rathaus ist schließlich die Stätte, an der die repräsentative Demokratie praktiziert wird! Dort hat der unwissende und im Normalfalle sowieso an allem herumnörgelnde Bürger nun gar nicht herumzufummeln. Er hat ja über mehrere Amtsperioden hinweg bewiesen, dass er zu einfältig ist, das segensreiche Wirken etlicher Gemeinderäte und deren Vollzugsorgan zu verstehen.

Sagte doch erst jüngst ein hochrangiger weißblauer EU-Politiker in Sachen Freihandelsfragen, es ginge einfach nicht, den Bürger zu komplexen Sachverhalten mitreden zu lassen, wenn er davon nichts verstünde. Dafür hätte man schließlich die repräsentative Demokratie. Diese kompensiere durch Expertenwissen die Uninformiertheit der Bürger.

Wieso kam eigentlich das Tutzinger Rathaus noch nicht auf die Idee, das dort vorhandene, scharf gebündelte Fachwissen ausschließlich und alleinig zur Lösung Tutzinger Fragen heranzuziehen?

Aber Halt! Auf unkartographiertem Gelände ist es immer hochgefährlich, herumzusausen ohne Erfahrung, Weitblick, Risikobereitschaft, Augenmaß und Besteck wie Kompass und Zirkel. Auch im Zeitalter des GPS. Insbesondere abends und nachts, wenn alle Leuchten abgeschaltet. Vielleicht liegt es daran, dass deswegen nur noch gebaut wird, der Rest wegen nichtkartographierter Gegebenheiten und damit der Unfähigkeit zu regelbasierter Kommunikation durch die Ritzen fällt.

Alles Fakten und Annahmen. Alternative Fakten sehen anders aus! Gibt’s bei uns noch nicht!

Es grüßt – ziemlich angeschnupft – Ihr Josef Bimslechner

2 Replies to “Tutzing, eine einzige Baustelle! Tutzing wird aber immer schöner!”

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