Die gwt Starnberg hat seit Jahren die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises verstärkt im Fokus. Obwohl der Landkreis auf eine recht erfreuliche wirtschaftliche Lage blickt, könnte nun das eintreten, was vor drei Jahren der Präsident des Ifo-Instituts anlässlich einer Unternehmertagung für Unternehmer aus dem Landkreis bereits skizzierte. Der Brexit wurde Realität, konkrete Folgen werden zum Ende 2020 sichtbar werden. Die Finanzsituation wird insofern überschaubarer, indem immer häufiger festgestellt wird, die Pferde würden nicht saufen. Dieser Spruch stammt aus einer Großen Koalition, in der ein weltweit geschätzter Finanzminister der SPD gemeinsam mit einem Urgestein der CSU als Wirtschaftsminister feststellte, Geld sei da, es würde aber unverständlicherweise einfach nicht investiert.
Heute kommt jedoch allen Planern eine Lage in die Quere, mit der niemand rechnete. Seit einigen Tagen beschäftigt sich die EU-Kommission mit der Forderung vieler Politiker gegenüber betroffenen Unternehmen, Teile der Wertschöpfungsketten nach Europa zurückzuholen. China und die Verlagerung umfangreicher Fertigungs- und Entwicklungsprozesse dorthin sind ein nie geahnter Risikofaktor geworden. Für die Pharma- und die Autoindustrie bereits jetzt, andere Hi-Tech-Industrien dürften folgen. Auswüchse der Freihandelspolitik werden korrigiert, was aber keinesfalls zu „Nation great again“ führen darf.
Geld ist nicht knapp, es kann investiert werden, Anlässe zum Investieren gäbe es genug. Gemeindeväter mit ihrem Verständnis in Sachen Wirtschaft meinen häufig, man brauche nur ein Gewerbegebiet auszuweisen, dann regele der Markt die Annahme des Angebotes von Gewerbeflächen. So weit so gut. Allerdings haben alle Gemeinden das gleiche Ziel, nämlich Ansiedlungen von sog. sauberem Gewerbe mit möglichst vielen Arbeitsplätzen und hoher Wertschöpfung, bevorzugt sind Dienstleistungen.
Wir hier in Tutzing haben den Vorteil, in der Republik bereits etwas als Standort bekannt zu sein und können das bieten, wozu München bald nicht mehr in der Lage ist. München platzt aus allen Nähten und einige der großen Namen aus München überlegen derzeit, wie Wachstum unter plötzlich sehr aktuellen Strukturfragen (Rückholung einzelner Wertschöpfungsprozesse) erreicht werden kann. Tutzing dürfte eine sehr attraktive Umgebung für die Experten verschiedenster Fachrichtungen sein, verkehrstechnisch ideal an München angebunden,so dass nicht alle Mitarbeitenden in Tutzing wohnen müssen. Die Kernfrage wird nun sein, wie ein nicht klar strukturierter Bedarf an Ansiedelungspunkten erfahrbar ist. Und wenn Vorstellungen dafür vorhanden sind, wer hier in der Gegend unternehmerisch investieren will, wie bekommt dann eine Gemeinde das in ihre langfristige Planung hinein? Dieser Blick in die Zukunft verlangt zwei Aspekte. Dies sind die Zusammenarbeit mit den Teilen der z.B. TUM und den Banken, die die Rückholaktionen beraten und finanzieren.
Tutzing hätte gerne saubere Ansiedlungen, also keine Braunkohlenkraftwerke oder Stahlwerke. Tutzing muss auf die Suche gehen und sich mit den „Marktentwicklern“ unterhalten, die im Landkreis und über den Landkreis hinaus darüber nachdenken, wie Wertschöpfung hierher geholt werden kann. Dabei könnte Tutzing eine Karte ausspielen, die bisher kaum genutzt wurde. In Tutzing wohnen, zumeist im sog. Ruhestand, sehr viele Kenner der Wirtschaftswelt mit heute noch aktiven Verbindungen. Ließen sich diese nicht einbringen, wenn es sich um die Frage dreht, wen wir gerne hier hätten, dem aber nur noch gesagt werden müsse, er sei hier sehr willkommen?
Ich bin mir sicher, im zukünftigen Gemeinderat und in Zusammenarbeit mit der gwt eben jene Leute zu finden, die aktiv das Werben um neue Ansiedlungen begrüßen.
Ich verstehe die Absichten hiesiger Parteien so, dass nach der Wahl dies ein gemeinsamer Schwerpunkt sein dürfte, den Tutzing durchaus mit Erfolg erreichen kann. Der Entwicklung des Ortes täte es sehr gut.