Es ist Freinacht. Die jüngsten Tutzinger Bauwerke lassen Frodo Neumann nicht schlafen – er grübelt. Entschlossen greift er zum Telefon und ruft einen Ur-Tutzinger an: den Bimslechner. Er erzählt ihm von den drei Säulen monumentalen Ausmaßes, die neu an den Tutzinger Ortseinfahrten stehen. Frodo glaubt, dass es ein Schilder(bürger)streich des Rathauses ist.

Er bittet den Bimslechner, sich mit ihm gleich oben am Kallerbach zu treffen. „Jo guad, wenn´s sei muaß“, nuschelt der Bimslechner schlaftrunken, denkt aber hellwach: “ `jetz muaß i a no mitt’n in da Nacht wega dem ***preiß’n raus.“

Zehn Minuten später an der Ortseinfahrt Lindemannstraße. „Da, sehen Sie!“, ruft Frodo und zeigt auf die imposante Säule mit dem massigen Fundament unten und dem bombastischen Schild oben: „Noch so ein Koloss behindert den Verkehr in der Klenzestraße, verschandelt das Ortsbild und steht auch noch an der Ortseinfahrt im Süden – warum?“

Der Bimslechner darauf souverän: „… und desweg’n haust du mi jetz‘ mittn in der Nacht aus’m Bett? Des is unser neis Parkleitsystem, des steht doch da am Schild.“ Doch Frodo hatte mehrere Autofahrer zu den Schilderriesen befragt. Alle konnten die Informationen beim vorbeifahren nicht erfassen – geschweige denn praktisch verwerten. Auch die Anwohner der Klenzestraße haben sich schon im Rathaus über die kolossale Säule beschwert. Frodo hakt nach: „Die Wegweiser im Ort sind ja gut, aber warum die kolossal unbrauchbaren Schilder an den Ortseinfahrten?“

Jetzt grübelt der Bimslechner. Frodo fährt ermutigt fort: „Also in Düsseldorf sind 13.500 Plätze an den zentralen Rechner des Parkleitsystems angeschlossen, wir hier haben aber weder einen Rechner noch wirklich viele Parkplätze.“

Der Bimslechner erinnert sich: „Des ned, aber im Corona-Sommer 2020 war des a riesen Chaos mit dene ganz’n Leit die zu uns raus kemma san. De ham den ganz’n Johannishügel zuaparkt und da hams im Gmoarad glei an Arbeitskreis zur Mobilität gegründet, damit des nimma bassierd.“

Frodo erwidert verblüfft: „Dann fußt das Ergebnis dieses langen Denkprozesses auf einer Ausnahmesituation von wenigen Wochenenden.“ Der Bimslechner stört sich am Wort „Denkprozess“ und erklärt: „Naa, des is politisch…hoch politisch, aber des kapierst du ois Zuagroasta no net glei.“

Frodo denkt für sich, dass die kleinen Wegweiser im Ort den gewöhnlichen Parksuchverkehr wohl verbessern werden – die drei Schilderriesen braucht es aber nicht: Die machen aus den kleinen Wegweisern lange kein Parkleitsystem. Für ihn ist klar: Sollte es wieder einmal zu so einem Massenansturm kommen, wird die Leute kein Schild – sei es noch so kolossal – aufhalten: Sie werden wieder wild parken – die Parkplätze reichen in solchen Ausnahmesituationen schlichtweg nicht.

Er äußert daher Kritik: „Es ist richtig, dass das Rathaus die Autofahrer informiert, dass es nach fast drei Jahren Arbeit jetzt kleine Wegweiser im Ort zu den fünf altbekannten Parkplätzen montiert hat. Es hätte aber weder dreier Jahre noch dreier Monumente dazu gebraucht. Warum gibt es keine Tutzing-Parkplatz-Karte auf der Homepage der Gemeinde – zum download? Und die Information, dass wir jetzt Wegweiser haben, wäre billig über die Medien zu veröffentlichen gewesen.“ Da schmunzelt der Bimslechner: „De Säulen san ja des Zeichen für die bayrische politische Tatkraft. Da Wähla soi seng dass wos bassiert.“

Der sonst fröhliche Frodo seufzt. Er bedauert, dass die drei Jahre nicht genutzt wurden, um ein nachhaltiges Verkehrskonzept für Tutzing zu erarbeiten. Viele Tutzinger regen auch das seit 2020 mit dem GEK und ISEK an. Die Steuergelder für die unbrauchbaren Monumentalschilder hätte er lieber für die Wiedereröffnung des Minigolfplatzes ausgegeben.

Da klopft ihm der Bimslechner tröstend auf die Schulter: „Woaßt bei uns in Tutzing is ja ois geheim, aber i verrat da wos: Tutzing will Partnerstadt werd’n und de Schuildlriesen san ois Guadl für de nein Partnerstädt g’moant.“ Den Hinweis begreift der kluge Frodo und lüftet augenzwinkernd das Geheimnis: „Tutzing will Partnerstadt von Wolfsburg, Rüsselsheim und Sindelfingen werden – na dann, vielen Dank für die Aufklärung und gute Nacht, lieber Herr Bimslechner!“

Ps: Wie der Bimslechner so heimgeht denkt er bei sich: „I fahr oiwei mid am Radl oda da S-Bahn – so a Aufwand fia nix.“



Tutzings politische und…


…bürgerschaftliche Tatkraft.

 

 

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