Seit Januar läuft in Kinos von Aachen bis Zirndorf der Film THE TRUE COST, der zeigt, zu wessen Lasten wir beim Discounter Kleidung zu Niedrigstpreisen kaufen. Auch bei uns in Tutzing: Pullover oder Hosen für weniger als 10 Euro, Hemden und T-Shirts für unter 5 Euro. Was wir alle wissen und verdrängen, zeigt der Film: wie Kleidung in sogenannten Drittländern unter sklavenähnlichen Bedingungen produziert wird. Die Ausbeutung von Mensch und Natur, die hinter den Preisen steckt, ist erschreckend. Noch erschreckender ist die Verdrängung dieser Tatsache in der doch so aufgeklärten, humanen westlichen Welt. Wenn Menschen verdursten, weil ihr Wasser auf Baumwollfelder geleitet wird, sollte der Spaß – und Geiz ist geil – doch endlich aufhören. Soeben lief der Film im Breitwand Herrsching. Wie ich hörte, waren die Besucher, auch aus Tutzing, zutiefst erschüttert über die Erkenntnis: wir kaufen billig – aber die Kosten für unsere Kleidung zahlen andere.
Sollte der Film in Tutzing laufen, werden wir Sie informieren. Man muss ihn gesehen haben.
Hier eine Ergänzung, SZ 21.10. SZ.
Erstaunlicherweise unter SZ nicht im Internet aufzufinden.
Daher: http://www.jjahnke.net/chomsky.pdf
Der Link beschreibt hervorragend das Dilemma, in dem sich unsere Politiker befinden und weswegen sich herzlich wenig bewegen wird. Immerhin muss man der Tutzinger Liste dankbar sein, als einzige lokale Gruppierung diesen unerfreulichen Dauerbrenner „Freihandel“ angesprochen zu haben. Schon alleine die auffällig durchgehaltene Begriffswahl Freihandel innerhalb der EU-Kommission zeigt, dass es sich um die Aushöhlung der Demokratie dreht, nur nicht um Freihandel.
HF
Zum Film: Käufer erhalten die Gelegenheit, erneut mithilfe dieser Recherchen hinter die Kulissen einer Welt zu schauen, die scheinbar weit von Tutzing entfernt ist. Zudem kann sich der Kinobesucher fragen, weswegen großartig angekündigte Ansätze wie Fair-Trade lediglich das Gewissen von paar lokalen Teetrinkern und Sockenstrickerinnen beruhigen. Hosen und Pullover werden aber für kleine Euros im SUV abtransportiert.
Vor längerer Zeit versuchten DIE GRÜNEN, Tutzing das hochpolitische Thema „Wasser“ schmackhaft zu machen. Hohe Resonanz und starke Betroffenheit am Abend der Vorführung; Tutzinger Kino bis auf den letzten Platz belegt. Es wurde aber eine Eintagsfliege daraus; der Film hatte Wochen später die gleiche Wirkung wie eine unliebsame Postwurfsendung. Von den GRÜNEN ist nichts mehr zu lesen, nichts mehr zu hören. Gemeint sind allerdings nur die lokalen Amtsträger, ebenso wie die der ödp.
Will die Tutzinger Liste etwas bewirken außer einem Lenken der Aufmerksamkeit auf das eigenartig menschenverachtende Ticken der ach so unveränderbaren Marktgesetze, dann sollte sie sich mit den kritischen Geistern zusammentun und gemeinsam etwas bewegen. Es ist guter Brauch in einigen Kleinkinos, gesellschaftskritische Filme durch namhafte und glaubwürdige Vertreter vorzustellen.
Tutzings über den Tellerrand hinausblickende kritische Geister wie DIE GRÜNEN und ödp dürften doch gemeinsam mit der Tutzinger Liste eine lokale Persönlichkeit finden, die in das Thema einführt. Eignet sich da nicht jemand aus hiesiger Bürgermeisterriege dafür?
HF