Darüber habe ich nie nachgedacht. Doch seit es im Fernsehen immer öfter diese Frau Petry gibt, denke ich darüber nach: Goethe, denke ich, gehört zu Deutschland. Und Beethoven. Aber auch meine Kirche. Gute Schulen, tolle Universitäten, Museen. Streit im Parlament, BMW, Kitas. Wohlstand. Soziale Sicherheit, freie Grenzen. Ja, und so halt. Ehrlich: ich bin da ganz zufrieden mit.
Meine Nachbarn kommen aus München, Berlin, Rumänien, Sachsen, Bosnien, Thüringen, der Türkei und aus Zagreb. Zwei echte Tutzinger wohnen auch in unserer Nähe. Beim Straßenfest treffen wir uns alle und feiern, bis ein Nachbar die Polizei holt. Er ist schon sehr alt. Man muss ihm das nachsehen, denke ich.
Meine Kinder gehören auch zu Deutschland. Sogar mein Franz, der aber aus irgendeiner Hugenottenfamilie stammt. Auch ein Immigrant also. Von denen gibt es viele. Meine Oma sagte: keiner weiß, ob nicht mal ein Zigeuner irgendwie in unseren Stammbaum kam. Trotzdem gehören wir alle zu Deutschland. Minarette, sagt Frau Petry, gehören nicht hierher.
Ich hab’ die Kinder gefragt: „uns ist das wurscht“, sagten sie. Mir auch.
Ich glaube, zu Deutschland gehört alles, was Leben heißt und Zukunft bedeutet. Und wir sind die Zukunft, sage ich jetzt mal so.
Ihre Conny Bimslechner
Bravo, liebe Conny,
dieser Beitrag zeigt, wie Miteinander funktioniert. Meine Großeltern waren immer stolz, aus dem Gebiet der K+K Monarchie, der Bukowina, zu stammen, weil ihre Vorfahren seinerzeit von Kaiserin Maria Theresia als Siedler dort angeworben wurden. Meine Großeltern und meine Mutter wurden während des II. Weltkriegs von Rumänien nach Oberschlesien umgesiedelt, von dort nach wenigen Jahren mit einem Flüchtlingstreck im Winter nach Österreich. Ich bin im Innviertel geboren, das vordem auch mal bairisch war und kann mich auch erinnern, dass ein Verwandter meiner Großeltern typisch südländisch ausgesehen hat, sodass die Österreicher ihn einen „Tschuschen“ genannt haben. Ich dagegen rede mir ein, dass ich ja schon immer bairisch war. Leben und Zukunft bedeutet für mich auch, sich an die Wurzeln des Baums zu erinnern. Ich freue mich schon auf Ihren nächsten Beitrag.
Ihre O.Lechner