Der Gemeinderat geht am kommenden Samstag (21.10.) in Klausurtagung zum ISEK. Die Tagesordnung der Klausurtagung* sieht auch eine Leitbild-Diskussion vor: „Formulierung eines potenziellen Leitbilds im Gespräch zwischen Gemeinderat und PlanerInnen“. Für diese wegweisende Grundsatzdiskussion wäre es von Vorteil, wenn zuvor auch Bürger ihre Vorstellungen äußern könnten. Die erste Bürgerbeteiligung am kommenden Mittwoch (18.10.) im Roncallihaus bietet sich dazu an, da sie vor dieser Klausurtagung stattfindet. Was aber eigentlich ist ein Leitbild genau? Und wichtig: Welche Bedeutung wird es für die Tutzinger Leitziele haben?

Das Leitbild wird uns sagen, wofür Tutzing stehen soll

Eine allgemeingültige Definition für den Begriff des kommunalen Leitbildes fehlt. Allgemein anerkannt ist jedoch folgender Inhalt:

  • Leitbilder sind  zukunftsbezogen und beinhalten Vorstellungen und Visionen der Entwicklung einer Gemeinde/Stadt.
  • Sie beschreiben einen auf längere Sicht anzustrebenden Zustand und dienen dazu, künftige Entwicklungsmöglichkeiten und -ziele aufzuzeigen.
  • Der dabei aufgezeigte Zeithorizont geht weit über eine Amtsperiode hinaus, anzustreben sind 10 bis 15 Jahre.

Das Leitbild wird Handlungsbasis für die Leitziele sein

Leitbilder bilden also die Handlungsgrundlage.
Auf dieser müssen dann gehaltvolle, konkrete (Leit)Ziele und Maßnahmen für die Ortsentwicklung aufbauen und deren Umsetzung sichern.

Wie könnte so ein Leitbild für Tutzing lauten?

“Wofür soll Tutzing stehen?”, war die zentrale Frage, die unser Bürgerverein in den letzten drei Jahren, in denen er sich für die Leitziele und das ISEK eingesetzt hat, mit Tutzingern immer wieder diskutiert hat. Im Ergebnis ist sogar ein umfangreiches Ideenpapier entstanden: wofuer-soll-tutzing-stehen-pdf
Wir haben anlässlich der zeitnahen ISEK-Termine am 18. und 21.10.2023 die auf 50 Seiten gesammelten Ideen und Visionen zur Veranschaulichung und Inspiration in ein mögliches Leitbild für Tutzing formuliert:
Tutzing steht für einen nachhaltigen Lebens- und Arbeitsort, der seine Traditionen wahrend kompetent und zukunftsgerichtet handelt sowie durch beteiligungsfreundliche Politik und beteiligungsoffene Verwaltung freiwilliges Engagement und Verantwortungsübernahme der Bürgerinnen und Bürger fordert.
Tutzing: Kompetent-Nachhaltig-Kommunikativ
Was diesem Leitbild innewohnt: Tutzing soll emissionsfreies Gewerbe halten und anwerben, also kein „Schlafort“ werden, sondern attraktiver Lebens- und Arbeitsort bleiben – der seine Finanzkraft grundsätzlich im Griff hat. Um gut für die Gemeinde zu handeln, müssen sich die Akteure zunächst der Traditionen bewußt sein und sich mit ihnen auseinandersetzen. Darauf aufsetzend sind für die Ortsentwicklung kompetente und zukunftsgerichtete Handlungen umzusetzen, damit auch künftige Generationen eine möglichst gute Lebensqualität haben. Die Wortwahl „nachhaltig“ und „beteiligungsfreundlich/offen“ ist von besonderer Bedeutung:
Die nachhaltige Bürgergemeinde als Antwort auf Herausforderungen
Seit der Kommunalwahl 2020 stellen wir uns die Frage, wie Tutzing nicht nur aufgrund seiner knappen Finanzkraft aber auch den aktuellen kommunalen Herausforderungen handlungsfähig bleiben kann. Denn neben den Finanzen setzen Tutzing, wie anderen Kommunen auch, demografischer Wandel, Klima- und Umweltschutz, bezahlbarer Wohnraum, Standortwettbewerb, Familienfreundlichkeit, Bildung und viele andere Themen unter Handlungsdruck. Wir meinen, eine mögliche Lösung ist die  „nachhaltige Bürgergemeinde“: Kompetente Leistungsfähigkeit und solidarisches Miteinander ist künftig stärker zu verbinden. Denn:

„Das verantwortungsbewusste Zusammenwirken der Akteure in Politik, Verwaltung sowie aller Bürgerinnen und Bürger setzt neue Kräfte frei und findet kreative Lösungen für die Bearbeitung der aktuellen Herausforderungen“,
meint auch das Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern.

 

In Tutzing leben viele Bürger, die dank Ihrer Arbeits- und Lebenserfahrung kompetente Ideengeber und Unterstützer bei zentralen Themen sein könnten. Diesem Kompetenzpotential gilt es, die Rathaustüren zu öffnen und es künftig zu fördern. Denn: Ohne gestalterisches bürgerschaftliches Engagement können die meisten Kommunen die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts schlichtweg nicht stemmen (s. hier auch unser Artikel auf vorort.news. Dort berichten wir u.a., dass gestalterisches bürgerschaftliches Engagement im Tutzinger Rathaus jedoch leider auf verschlossene Türen trifft.) Es geht inzwischen also um die Schaffung von Transparenz und Verbesserung der (Bürger)Kommunikation, aber auch sollten wir eine kommunalpolitisch beteiligungsoffene und – freundliche Gemeinde werden. Stichwort: Bürgerbeteiligung.

Und Vorsicht: Der Begriff nachhaltig meint nicht „nur“ die Themen Natur, Umwelt und Klimaschutz. Er umfasst alle vier Säulen der Nachhaltigkeit: Soziales, Ökonomie, Ökologie und Kultur.

Das Leitbild nach dem „Leiterprinzip“ zusammengefasst

Fazit: Erst müssen wir wissen, wohin wir wollen, also an welche Mauer wir unsere Leiter stellen (Leitbild), dann müssen wir überlegen wie wir die Leiter erklimmen und oben auf der Mauer ankommen wollen (Leitziele). Und dann erst können wir die Detailbetrachtungen zum Sanierungsumgriff vom „Bahnhof bis zum See“ machen –  also einzelne Wände anstreichen. Kurz: Am Anfang das Ende im Kopf haben.

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* In der Präsentation der ISEK-Beraterin Martina Schneider, die auf der Homepage der Gemeinde abrufbar ist, enthält Folie 15 die Tagesordnung der Klausurtagung

Infokasten:

Zur Veranstaltung am 18.10.2023 siehe auch unsere folgenden Informationen:

Chance für unseren Ort: Das ISEK beginnt – mit einem „GEK light“!

ISEK: Ausgleichszahlungen von Grundstückseigentümern???

Tutzing wohin? – Ideenpapier für unsere Zukunft

 

 

 

One Reply to “ISEK: Gemeinderat sucht Leitbild für Tutzing – ein erster Bürger-Vorschlag”

  1. Ein kräftiges Leitbild, dem ich mich anschließen würde. Davon ist Tutzing aktuell ein großes Stück entfernt, obwohl vieles davon so selbstverständlich klingt. Inwieweit man sich Visionen und Visionären aus der Bürgerschaft offen gegenüber zeigen wird, bleibt abzuwarten. Die größte Herausforderung in Tutzing wird sein, viele Menschen und Entscheider davon zu begeistern, dass sich die Aussicht von der Mauer lohnt. Viele Tutzingerinnen leben seit jeher gut und gerne auf dem Boden. Wie lautet eine gute Antwort auf: „I hob no nia a Leiter braucht. Loss mir mei Rua. Wos soi i denn auf a Mauer?“ ^^
    Am Mittwoch gibt’s den Startschuss dazu.

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