Mit dem angekündigten „Bürgersolarpark“ geht es weiter, allerdings in verkleinerter Form und bislang ohne Geschäftsplan. So erläutert von Dr. Marco Lorenz, dem Mitgründer der Initiative „Tutzing Klimaneutral 2035“, in der Sitzung des Umwelt-, Energie- und Verkehrausschusses (UEVA) am 28.11.2023 unter der Leitung der 1. Bürgermeisterin Marlene Greinwald. Doch der Reihe nach:

In der Sitzung des Gemeinderats am 07.03.2023 wurde folgender Beschluss gefasst: “In Anlehnung an den Kreistagsbeschluss vom 12.12.2005 unterstützt der Tutzinger Gemeinderat die Bestrebungen zur Energiewende in Tutzing. Das Ziel, unsere Region bis zum Jahr 2035 vollständig mit erneuerbaren Energien zu versorgen, wird befürwortet und seine Erreichung im Rahmen der personellen und finanziellen Möglichkeiten und unter Berücksichtigung der weiteren kommunalen Aufgaben der Gemeinde unterstützt.“

Nach der Bürgermeisterin ging es nun darum, diesen Beschluss in die konkrete Arbeit der Gemeindeverwaltung einfließen zu lassen. Ilona Berg von der Verwaltung führte dazu aus, wie und wo sich die Gemeinde auf dem Weg in die Klimaneutralität oder – wie im Beschluss formuliert – Energiewende befindet. Neben Mitgliedschaften bei der Energiewende Oberland und dem Energieeffizienznetzwerk gibt es konkrete Maßnahmen wie die energetische Sanierung der kommunalen Liegenschaften, die Umstellung der Starßenbeleuchtung auf LED und PV-Anlagen auf kommunalen Dächern. Die Einführung von Energiemanagementsystemen ist in Arbeit. Dabei sollen die Energieverbräuche in kommunalen Liegenschaften erfasst, gemessen und verglichen werden, um Ansatzpunkte für weitere Einsparungen zu ermitteln. In der Planung sind Freiflächen-PV-Anlagen, der Antrag zur Förderung der kommunalen Wärmeplanung ist gestellt.

Auf Einladung der Bürgermeisterin berichtete Dr. Marco Lorenz über den Sachstand beim „Tutzinger Bürgersolarpark“. Ausgehend vom Beschluss zur Aufstellung des projektbezogenen Bebauungsplan Nr. 110 „Bürgersolarkraftwerk am Oberen Hirschberg“ am 13.06.2023 gab es von der Bayernwerk Netz GmbH eine  – differenzierte – verbindliche Zusage eines Netzansachlusspunktes: Für eine Leistung von 4,5 MW gibt es einen Netzanschlusspunkt in Monatshausen: Die geplante Leistung des Solarparks von 20 MW lasse sich nur in Raisting anschließen. Angesichts der Entfernung und der Kosten, dorthin eine Leitung zu verlegen, ist die große Anlage derzeit unrealistisch. Sie wäre nur nach einer Netzertüchtigung möglich. Es wird weiter mit rd. 5 MW, also einem Viertel der Leistung, geplant. Die Fläche dafür liegt östlich der B2 in Höhe der Abzeigung nach Kerschlach. Die Module werden 2,80 Meter hoch und 0,80 Meter vom Boden entfernt aufgestellt. Die Grundfläche soll systematisch von Schafen beweidet werden. Die Erstellung des Bebauungsplans wurde ausgeschrieben, drei Angebote wurden eingereicht. In einem städtebaulichen Vertrag mit der Gemeinde müsse noch die Übernahme der Planungskosten festgeschrieben werden. Der letzte Satz entspricht normalerweise den Ausführungen der Verwaltung, denn sie ist Herrin des Verfahrens, nicht Dr. Lorenz als Initiator.

Ein Solarpark für Tutzing ist eine gute Sache! Zur Unterstützung der Energiewende, ist es erforderlich auf PV-Anlagen zu setzen. In der Sitzung im Juni merkte ich an, dass der Gemeinderat bei einem solchen Projekt aber doch stärker in die Inhalte gehen muss. Schließlich muss auch die Tutzinger Freiflächen-PV-Anlage dauerhaft belastbar sein und wirtschaftlich vernünftig errichtet und betrieben werden. Wiederum stellten ich und andere Ratsmitglieder die Frage nach einem Geschäftsplan (Businessplan), um Einblick in die betriebswirtschaftlichen Grundlagen des Vorhabens zu bekommen – auch im Hinblick auf die später mögliche finanzielle Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Dieser Businessplan sei, so Dr. Lorenz, intern bei der Energiegenosenschaft vorhanden, aber nicht zu veröffentlichen. Er werde nach und nach weiterentwickelt. Möglicherweise könne er dem Gemeinderat zur Ansicht zur Verfügung gestellt werden. Auf Nachfrage bestätigte Dr. Lorenz, dass auch mit einer 5 MW-Anlage alle Optionen zum weiteren Ausbau, z.B. in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Pähl, erhalten blieben.

In diesem Zusammenhang kündigte Dr. Lorenz eine Informationsveranstaltung zum „Tutzinger Bürgersolarpark am oberen Hirschberg“ am 14.12.2023, 19:30 im Sitzungssaal des Rathauses an (vgl. den Hinweis bei www.vorort.news). Neben ihm wird Barbara von der Ropp zweite Vortragende sein, seit Mai 2023 Vorstandsmitglied bei der Energiegenossenschaft Fünfseenland.

Abschließend stellte Dr. Lorenz erste Überlegungen zu einem Nahwärmenetz mit Nutzung von Seewärme vor, also konkret die Entnahme von Wärme aus dem Wasser des Starnberger Sees. Vorbild ist die Stadt Luzern, die zwei Anlagen für ca. 10.000 Haushalte betreibt. In der Schweiz sei diese Technik bereits jahrelang erprobt. Voraussetzung ist die Gewinnung großer Verbraucher wie Schulen, Krankenhaus etc. Es ist an eine Anlage von 2 MW gedacht; dies entspreche der Entnahme von 2.000 m³ Seewasser pro Stunde. Die Temperatur des zurückgeführen Wasser ist ca. 3° kälter und erfolge in der entsprechenden Tiefe. Ein Kontakt mit dem Wasserwirtschaftsamt in Weilheim wurde aufgenommen; dazu wurde Unterstützung aus dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz signalisiert. Konkret gibt es bereits Überlegungen, Leerrohre in die Bahnhofstraße und die Hauptstraße nach Norden bis zum Ringseisweg zu verlegen, um die anstehenden Straßenbauarbeiten zu nutzen.

Zurück zum Ausgangspunkt erinnerte die Bürgermeisterin an die Frage, wie der Beschluss vom 07.03.2023 in das tägliche Tun umgesetzt und mitgedacht werden könnte. Sie werde nicht diejenige sein, die das Ganze ausführe und empfehle einen temporären Arbeitskreis. Einstimmig beschlossen wurde dieser Arbeitskreis, der selbst über die Hinzuziehung von externem Wissen entscheiden solle. Die Besetzung des Arbeitskreises, der auch regelmäßig an den Gemeinderat berichten soll, wird in der kommenden oder darauffolgenden Gemeinderatssitzung erfolgen.

Weitere Punkte der Sitzung:

  • Für die dynamischen Fahrgastinformationssysteme an Haltestellen hat die Gemeinde die Bedarfsmeldung für 2024 abgegeben. Der Arbeitskreis Mobilität hatte dazu Haltestellen in Diemendorf, Kampberg (Enzianweg), Unterzeismering (An der Leiten) und in Tutzing am Fischergassl ausgewählt. Das wurde zur Kenntnis genommen. Ratskollegin Caroline Krug regte an, an den Masten auch Mülleimer anzubringen, die es als Zubehör gibt.
  • Die Parkraumbewirtschaftung während der Sanierung der Hauptstraße war in der Sitzung am 25.10.2023 vorbesprochen worden. Dabei ging es um die Traubinger Straße, die Greinwaldstraße und den Kinoparkplatz. Ein Teil der Ausschussmitglieder hatte die bestehende Regelung als ordnend und hilfreich empfunden und damit keinen Handlungsbdarf gesehen, der andere Teil der Ausschussmitglieder sah darin ein Zeichen an die Gewerbetreibenden. Das blieb unverändert. Der Ausfall der Einnahmen aus den Parkgebühren, auf 41.000 Euro hochgetechnet bis zum Ende der Straßenbauarbeiten, wurde überwiegend nicht als Argument gesehen. Als Kompromiss wurde mehrheitlich gegen die Stimmen der Ratskoleginnen Carlonie Krug und Flora Weichmann beschlossen, probeweise die Bewirtschaftung nur auf den beiden Straßen auszusetzen (also ohne Kinoparkplatz). Gelten soll die Aussetzung von April bis zum Ende der Bauarbeiten im Herbst 2024.
  • Die bestehenden Mobilfunksendeanlagen auf dem Dach eines landwirtschaftlichen Betriebs an der Garatshauser Straße in Traubing sollen durch einen freistehenden Mobilfunkmast ersetzt werden. Die Verwaltung hatte ein entsprechendes Schreiben von der ATC Germany Holdings GmbH, Ratingen, erhalten. Dies ist eine Gesellschaft, die drahtlose Infrastruktur, die für eine vernetzte Welt erforderlich ist, in städtischen und ländlichen Gebieten anbietet. Der Dachstuhl des Anwesens sei dafür nicht mehr geeignet, auch wegen des Zugang über die Stallungen. Mobilfunkmasten bis 20 Meter Höhe können verfahrensfrei errichtet werden, auch im Außenbereich. Nach Aussage der Verwaltung werden alternative Standorte geprüft, der Mast sei jedoch aus rechtlicher Sicht nicht zu verhindern. Die Abstandsflächen, so z.B. 500 Meter zur Grundschule, seien eingehalten.

Unter Mitteilungen und Anfragen, Verschiedenes warb Ratskollegin Flora Weichmann für den lebendigen Adventskalender, ab 01.12.2023 täglich um 18 Uhr; dies sei eine schöne Art, in der Adventszeit zusammenzukommen. Die Bürgermeisterin ergänzte, am 05.12.2023 fände die Zusammenkunft am Rathaus statt – mit Nikolaus. Darüber hinaus erklärte Flora Weichmann die intensive Nutzung ihres Mobiltelefons damit, dass sie für ihre Parteimitglieder eine Mitschrift des öffentlichen Teils der Sitzung erstelle. Dazu eine Ergänzung von mir: Gerne können die Mitglieder der Partei Bündnis 90/Die Grünen meine Berichte aus den Sitzungen hier auf der Homepage kostenfrei abonnieren.

 

 

 

 

 

 

2 Replies to “UEVA: „Tutzinger Bürgersolarpark“ ohne Geschäftsplan”

  1. Anmerkung: Es handelt sich um die Initiative „Tutzing Klimaneutral 2035“ (TKN35).
    2023 wäre für kommende Generationen das richtige Ziel gewesen, doch dafür hätte die Welt deutlich früher ins Handeln kommen müssen.
    2035 scheint aktuell ambitioniert genug. Dass sich in Tutzing dahingehend nun endlich mehr tut, ist großartig.

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